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Prozess gegen Uli HoeneßWer bietet mehr?

Nicht 3,5 Millionen Euro, nicht 18,5, nicht 23,7 Millionen. Nein, mindestens 27,2 Millionen Euro soll Hoeneß dem Staat schulden. Eine Gefängnisstrafe rückt immer näher.

Hat den Fiskus um mehr als einen Ribéry betrogen: Bayern-Präsident Uli Hoeneß mit seinem französischen Starspieler auf dem Münchner Okotberfest 2011. Bild: dpa

MÜNCHEN dpa/rtr | Im spektakulären Steuerprozess um Uli Hoeneß geht es um immer größere Summen. Der Präsident des FC Bayern München soll nach Angaben der Rosenheimer Steuerfahnderin vor dem Münchner Landgericht 23,7 Millionen Euro hinterzogen haben. Das sind noch einmal 5,2 Millionen mehr als die von ihm am Vortag eingeräumten 18,5 Millionen Euro. Dabei soll es sich um eine „Best-Case-Rechnung“ zu Gunsten von Hoeneß handeln, wie die Steuerfahnderin am Dienstag sagte.

Nach Angaben der Münchner Staatsanwaltschaft soll Hoeneß Steuerschuld sogar bei 27,2 Millionen Euro liegen. Zu den 23,7 Millionen Euro, die aus neuen Unterlagen von der Rosenheimer Steuerfahndung errechnet worden waren, kommen demnach noch die 3,5 Millionen Euro aus der ursprünglichen Anklage gegen den Bayern-Präsidenten hinzu.

Schon mit seinem Geständnis zum Prozessauftakt hatten Hoeneß und seine Anwälte auch die Staatsanwaltschaft überrascht. Diese hatte dem 62-Jährigen in ihrer Anklage vorgeworfen, 3,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben.

Der Fußballmanager hatte sich am Montag reumütig gezeigt und beteuert, er wolle zur vollen Steuerehrlichkeit zurückkehren. Am zweiten Verhandlungstag schwieg er durchgehend, während eine Vertreterin der Steuerfahndung Rosenheim sein steuerliches Sündenregister vortrug und auf Basis neuer Datenberge aus Zürich ihre jüngste Schätzung abgab.

Angesichts der immer komplexeren Sachlage wird damit gerechnet, dass Richter Rupert Heindl weitere Termine ansetzt. Für Mittwoch ließ er bereits den für Hoeneß zuständigen Betriebsprüfer sowie einen EDV-Experten der Steuerfahndung als Zeugen laden.

Nach den neuen Enthüllungen muss Hoeneß mehr denn je eine Gefängnisstrafe befürchten. Nach Ansicht der Steuerfahnderin sind die vorgelegten Unterlagen auch lückenhaft, zudem habe Hoeneß mehrere Fristen verstreichen lassen.

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31 Kommentare

 / 
  • M
    Matze

    Bei solch einer Summe wäre eine Haftstrafe ohne Bewährung gerechtfertigt. Vielleicht schreckt das dann andere Superreiche ab, den Staat so dreist zu betrügen. Auf http://www.meinungsbildung.com/deutschland/uli-hoeness-bringt-ihn-steuerhinterziehung-in-den-knast/8704 habe ich berechnet, wie viele Jahre ich für seine Steuerschulden arbeiten müsste... nur so viel: es sind fast 1.000 Jahre...

  • S
    SamBax

    1982 überlebte Hoeneß als Einziger einen Flugzeugabsturz. "Warum ich ... das muss doch einen Sinn haben?" wird er sich gefragt haben. Der wird jetzt klar: Der Uli ist "vom Himmel" auserkoren, durch sein (schlechtes) Beispiel allen bösen Steuersündern den rechten Weg zu weisen: "Erklärt Euch!"

     

    SamBax

  • H
    Hendrik

    Bei Hoeneß`Fall denke ich gerade über etwas ganz anderes nach:

    Hoeneß Kontohöchststand betrug 2005 etwas mehr als 155 Millionen Euro.

    Ich bin angestellter Lehrer (ich Depp) und habe nachgerechnet, dass ich ca. 6.000 Jahre arbeiten müsste (und in dieser Zeit kein Geld ausgeben dürfte), um diesen Kontostand zu erreichen.. Wer diese Einkünfte rechtfertigt ist einfach nur krank.

  • RW
    Rainer Winters

    Hier bekommt eine unbekannte Frau 2,5 Jahre Haft, weil sie € 770.000 unterschlug.

     

    http://www.fr-online.de/frankfurt/bierkoenig-schubert-zweieinhalb-jahre-haft-fuer-geliebte,1472798,26524122.html

     

    Wieviel bekommt Hoeneß?

     

    27 Millionen geteilt durch 770.000 = ca. 36.

     

    36 x 2,5 Jahre = 90 Jahre Haft für Hoeneß

     

    plus 3 Dreistigkeits-Jahre

     

    = 93 Jahre

     

    minus 85 Jahre Bonzen-Bonus

     

    = 8 Jahre.

     

    Hoeneß bekommt 8 Jahre Haft.

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Der Staatsbankrott ist sicher. Ob mit oder ohne Hoeneß.

  • H
    hoeness

    Wer nur die nackten Zahlen wissen möchte: http://www.wievielemillionenhathoenesshinterzogen.net/

  • S
    Super-Rolf

    Bei Reichen Best-Case.

     

    Bei Armen "Schätzungen ins Blaue".

  • S
    Sautreiber

    Wahnsinn !

     

    Wenn Du beim Jobcenter Deine Bewerbungen unpünktlich abgibst

     

    bist Du 3 Tage später

     

    im Obdachlosenheim und

    isst in der Suppennküche.

     

    Aber das liegt daran,

    dass DU und Ich Sozialschmarotzer sind.

     

    Und die 30 Jahre vorher sind bei Ihm

     

    "auch schon drin".

  • US
    Und sonst so?

    Wo ist der Unterschied zwischen Hoeneß und Schwarzer? Hoeneß finanziert seine Projekte nicht aus Steuergeldern. Schwarzer schon. Dann kommen noch die vielen Herren wie Lafontaine oder Özdemir hinzu welche ausschließlich von Steurgeldern leben. Hoeneß hat mehr Kohle also auch mehr abgezockt. Warum gerade er so ein Paradefall ist kann man nur mit seiner fehlenden Nähe zu den Lieblingsparteien der Medienschaffenden erklären. Er wird auch der Einzige sein, der in den Knast geht. Das tut er allerdings zurecht. Wo aber bei den anderen und ihren medialen Freunden und Wegsehern die Moralfestigkeit herkommt ist mir schleierhaft. Wenn in der taz Typen wie Edathy, Cohn-Bendit oder Volker Beck besser wegkommen als Steurbetrüger, dann ist es mit Ethik und Moral aber echt ganz schlecht bestellt.

  • Anscheinend handelt es sich hier um 'Spekulationsgewinne'. Hoeneß ist also einer von denen, die mitverantwortlich sind, dass z.B. bestimmte Lebensmittelpreise extrem steigen und irgendwo in Afrika, oder anderswo, Menschen (ver)hungern.

  • R
    robert137

    Das ist nicht einfach zocken.Das ist Betrug mit ganz viel krimineller Energie.Da kann man auch keine lustigen dummen kommentare dazu schreiben.

  • F
    öffentlicherinteressevertreter

    27.000.000 x 3 (kapitalertragsteuer)

    x10-100 fache dernke ich ergibt das kapital also wohl ungefähr

    900.000.000 - 9.000.000.000 euro

    900millionen bis 9 billionen...

  • G
    gast

    Ja Hr. Höneß, jetzt könnte es eng werden mit Bewährungsstrafe. Aber auch wenn er in den Knast muss, wird das ein Luxusknast werden, so wie damals bei Hr. Graf. Hr. Graf hatte damals 42 Millionen vergessen dem Fiskus zu geben, dafür bekam er 3 Jahre und kam nach 25 Monaten frei. Da ist ja Hr. Höneß noch harmlos mit seinen 27 Millionen und da könnte er tatsächlich die Chance haben auf Bewährung. Natürlich wird er nochmals zahlen müssen, aber das juckt ihn nicht, wenn dem armen Mann das Geld ausgehen sollte, hat er reiche Freunde die ihm gerne aushelfen.

     

    Aber, wenn das kleine Bürgerlein nur hunder € vergißt dem Staat zu melden, aber dann, da sehen die Strafen ganz anders aus und wenn es ein paar Tausend sind, dann ab in den Knast.

     

    Recht ist nicht gleich Recht, die Reichen haben wie sich wieder mal zeigt, besondere Rechte und besonderen Schutz durch den lieben guten Vater und Mutter Staat.

     

    Aber, es ist nicht auszuschlie0en, das es da draußen noch viele viele andere arme reiche Leute gibt, die so verzweifelt um ihren Geldzuwachs und Gelderhalt kämpfen müssen, und viele haben auch Erfolg damit, weil unsere arme Mama an der Spitze sich nicht genug Personal leisten kann (weil sonst das Geld nicht mehr für die Diäten reicht), um die Steuersünder zu finden. Also, kauft sie lieber die fertigen CDs für Millionen Steuergelder, was immer noch billiger ist als Beamte zu finanzieren. Wer kann also unsere Regierung da nicht verstehen.

  • BW
    B. Wondraschek

    Der Skandal um Hoeneß ist nicht der Steuerbetrag. der Skandal ist, dass wir den "verrückten Zockern" der Börsen das Schicksal der Menschheit überlassen.

    • Z
      zensor
      @B. Wondraschek:

      Die verrückten Zocker sind die Erfüllungsgehilfen braver (Bau)Sparer, Lebensversicherter, Riesterer und sonstige Geldspießer. Nur wer auf indirekte Anlagenformen wie Versicherungen und Fonds verzichtet und seine Kohle selbst anlegt, kann selbst entscheiden wieviel Zock er braucht. Ich verkaufe meine Aktien (nur produktive Unternehmen) in der Regel erst nach mehreren Jahren.

  • F
    Frage?

    Ich stehe 1860 München um Welten näher als den roten Münchnern. Demnach bin ich auch kein Freund von Uli Hoeneß. Was mich allerdings am meisten umtreibt ist nicht die Frage nach Strafe. Vielmehr beschäftige ich mich mit der Frage, wie UH zukünftig anderen Menschen, die weniger haben als er und immer ihre Steuern bezahlt haben in die Augen schauen? Oder ist ihm das am Ende auch egal?

  • In TV-Zeitschriften werden manchmal dermaßen schlechte Filme nicht mit dem üblichen *Daumen runter* beurteilt, sondern mit dem Gegenteil, da vor lauter Unsäglichkeit schon Kultstatus....

    Bevor (mein Kommentar ist der 1. sichtbare) jetzt wieder die hier gängige zynische+selbstgerechte Steinigung einsetzt....

    ich persönich weiß nur, dass Spielsucht nicht mit Ausgehen(das tut es vielleicht bei 25 Mill.€ Nachzahlung + Strafe) des Spielkapitals zu Ende ist...und UH sich eventuell dann auf Einschnitte einstellen muss, die auch in den persönlichen Lebensbereich gehen(mehr als das sichere Gefängnis.

  • Nach meinen Erkenntnissen kann sich der Staat in Uli Hoeneß Zelle gleich mit dazusetzen.

  • MD
    Martin De

    27 Millionen, das ist fast ein ganzer Limburg€r

  • R
    Reichtummachtblind

    Wenn man für einen einzelnen Fußballspieler Summen von 20 bis 30 Millionen Euro ausgibt, verliert man schnell das Gefühl für Relationen.

    Hoeneß hat anscheinend schon lange das Gefühl für Sachen verloren, die laufen und die absolut nicht laufen. Aber unter seinen Buddys sind solche Chosen wohlgängie Praxis - siehe Rummenigge mit seinen geschmuggelten Rolex - für den war das einfach eine sportliche Herausforderung.

    • Z
      zensorsliebling
      @Reichtummachtblind:

      Sowohl Rummenigge als auch Hoeneß sollen froh sein, dass niemand fragt welche Leistung sie für die Uhren bzw. das "Spielgeld" erbracht haben. Dann käme nämlich noch Korruption dazu.

  • G
    Gast

    Rechnet mir mal bitte jemand aus, was man an Kapital haben muss, damit so viel Steuern anfallen?

    • Z
      zensorsliebling
      @Gast:

      Bis zur Einführung der Abgeltungssteuer galt, dass Kapitalerträge aus Dividenden und Spekulationsgewinnen mit dem persönlichen Einkommenssteuersatz zu versteuern waren und diesen, soweit noch möglich, sogar gepuscht haben. Daraus kann man schlußfogern, dass der Uli mehr als das Doppelte der in Rede stehenden Summe an Gewinn gemacht haben muss.

    • @Gast:

      Kann man nicht genau. Du weißt nicht was für Geschäfte das genau waren in den Jahren 2003 - 2009 um die es geht...außerdem ist es letztlich wirklich Privatsache.

       

      Ich kann nur nicht nachvollziehen wieso jemand der soviel Kohle hat so dumm und gierig sein kann...

      • @Der Kommentator:

        Ganz einfach: Gier frißt Hirn!

      • D
        dip-ex
        @Der Kommentator:

        ,

        "...außerdem ist es letztlich wirklich Privatsache."

         

        In diesem Kontext wohl kaum (noch), denn es stellt sich die Frage, woher der Wurstfabrikant überhaupt derart viel Geld hat generieren können – oder meinen Sie ernsthaft, dass es niemanden was anginge, ob dort n.a. eventuell auch Schwarzgeld gewaschen wurde?!

        Zumal: "Nach Ansicht der Steuerfahnderin sind die vorgelegten Unterlagen auch lückenhaft, (....)."

        Jeder Normal-A* muss, wenn er heutigentages einen größeren Cash-Betrag auf ein Konto einzahlen will, nachweisen, woher das Geld stammt.

    • @Gast:

      ganz am anfang wurde gesagt: es sind 3,5 mio steuerschulden, wonach sich 30 mio gewinn als wahrscheinlich errechnen ließen.

      bei 27,5 mio wären es also mit dem selben faktor (11,67 prozent)

      235,65 mio gewinn.

      und es war die zahl im raum, dass er zwischendurch 200 mio verloren hat.

      die verlust kann er gegenrechnen.

      235 plus 200 macht 435 mio die er insgesamt bewegt hat?

      keine ahnung hier wird echt spekulation. abwarten und tee trinken.

    • @Gast:

      ALSO..

      das ist so beim Spielen

      >> man verliert eine Unsumme+x und gewinnt dann mal eine Unsumme+xx...und dieses kleine 2.te x muss man versteuern, falls in der Zeit zwischen den beiden Spielvorgängen angelegt.

      Das sich aus der Steuerschuld rechnerische Kapital hat es nie zu e i n e r Zeit gegeben.... Spielgeld ist kein Besitz

    • R
      Rechner
      @Gast:

      Die von Hoeneß unversteuerte Summe muss bei grob bei dem Doppelten der Steuerschuld liegen (Einkommenssteuer vorrausgesetzt), da in diesem Bereich definitiv der Steuerhöchstsatz greift. Also ca 60M€. Falls das aber alles gewesen sein sollte, hat er jahrelang dem Finanzamt vorgegaukelt, absolut kein zu versteuerndes Einkommen zu haben.

       

      Sollte stattdessen die Kapitalertragssteuer gelten, ist die gleiche Rechnung zu machen, nur mit mal 4 statt 2, also hätte der Uli demnach 120M€ nicht versteuert. Da die Steuer auf Kapitalerträge und nicht auf das Kapital gilt, ist das nur sein Gewinn.

       

      Um den Gewinn in Kapital umzurechnen (in einem sehr vereinfachten Modell), nehme ich mal die Formel G=K(1-Z)^n-K, wobei Gewinn=G, Kapital=K, Zinsen=Z und verzinste Jahre=n sind. Umgestellt auf unsere unbekannte, das Kapital K: K=G/((1-Z)^n-1).

       

      Sein Kapital hängt also stark von der Dauer der Steuerhinterziehung ab, und von seinem durchschnittlichen (um genau zu sein: seinem effetktiven) Zinssatz in dieser Zeit. Bei 5% Zinsen (Z=0.05) und 10 Jahren Steuerbetrug erhält man 190M€ (unversteuertes) Kapital. Gehen wir von deutlich längerer Zeit aus, und erhöhen die Rendite auf etwas Riskantere 10%, brauchte Uli nur noch 7.3M€ einzusetzen, die er als Bundesligaspieler vllt schon zu seiner aktiven Zeit hätte zusammensparen können.

    • S
      Stich
      @Gast:

      Hm. Wikipedia sagt: ca 28% Steuer, macht dann 97.142.857 zu versteuernde Kapitalerträge (Oha...). Was man da als Ausgang braucht ist nicht so leicht auszurechnen, man kann ja z. B. auch 30 Mio in eine Aktie packen, die dann 400% gewinnt, sind dann auch 90 Mio Ertrag.

      Aber ich kenn mich da eigentlich nicht aus.

    • S
      stroker88
      @Gast:

      "ERR", hat mein Taschenrechner ausgerechnet.