Proteste in den USA gegen den Lockdown: Trumps Schäfchen demonstrieren

Trotz steigender Infiziertenzahlen durch Corona fordern Demonstranten in den USA ein Ende der Ausgangssperren. Mobilisiert hat sie der US-Präsident.

Mann mit Mundschutz schwenkt US-Flagge

Die Brüder Wesley und Coby Weaver machen in Dallas, Texas, ihrem Unmut Luft Foto: dpa

Der Streit darüber, wie schnell die USA wieder zum Alltag zurückkehren können, wurde am Wochenende auf der Straße fortgesetzt. In mehreren Bundesstaaten forderten DemonstrantInnen ein Ende der Ausgangsbeschränkungen und des Stillstands der Wirtschaft – obwohl in den USA die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten und der Toten weiter steigt.

Es waren dann aber nicht mehr als ein paar hundert Menschen, die sich am Samstag dicht gedrängt in der texanischen Hauptstadt Austin versammelten, US-Flaggen schwenkten, Präsident Donald Trump feierten und „Lasst uns arbeiten!“ schrien. In Maryland wurde der Amtssitz des republikanischen Gouverneurs von einem Autokorso eingekreist, in Ohio riefen Hunderte „Wir sind keine Schafe“. Die Beschränkungen, so der Grundtenor, raubten ihnen die in der Verfassung garantierten Freiheiten.

Per Tweet hatte US-Präsident Donald Trump seine Follower am Freitag „Befreit Minnesota“ ermutigt. Danach twitterte er „Befreit Michigan“, wo am Mittwoch die bisher größte Anti-Lockdown-Demo mit einigen tausend TeilnehmerInnen stattgefunden hatte. Schließlich twitterte der US-Präsident „Befreit Virginia“. Dort wurden jüngst härtere Waffengesetze verabschiedet. „Ich denke, man sollte den Gouverneur belagern!“, forderte Trump.

Vor allem die GouverneurInnen, die angesichts des weiter hohen Infektionsrisikos zur Vorsicht raten und an den Ausgangsbeschränkungen festhalten wollen, sind das Ziel von Trumps Twitter-Zorn. In immer neuen Kurzbotschaften betont er, wie sehr ihnen doch die Bundesregierung mit Krankenhausbetten, Beatmungsgeräten und Schutzausrüstung helfe. Trump ist angesichts der in die Höhe schießenden Arbeitslosenzahlen sehr daran interessiert, die Wirtschaft, wie er es nennt, „wieder hochzufahren“.

Gleichzeitig verharmlost er die Gefahr, die das Virus für die US-Bevölkerung darstellt. Nicht in den USA, sondern in China gebe es die meisten Todesopfer – auch wenn nach offiziellen Angaben in den Vereinigten Staaten etwa zehnmal so viele Menschen gestorben sind wie in der Volksrepublik. Er wisse, dass die Zahlen aus China nicht stimmen, sagte Donald Trump am Samstag – ohne jeden Beleg.

Zu dem Protest in Austin hatte der als Verschwörungstheoretiker bekannte Alex Jones aufgerufen, der mit seiner Internetseite InfoWars schon 2016 für Trumps Wahl getrommelt hatte. Er bestreitet, dass das Virus gefährlich sei, und spricht von der „Corona-Täuschung“, hinter der der „tiefe Staat“ stecke. Diese Sichtweise wird aber nicht von der Mehrheit geteilt. Zwei Drittel der US-BürgerInnen sind einer Umfrage des Pew Research Center zufolge besorgt, dass die einzelnen Bundesstaaten die Vorsichtsmaßnahmen zu rasch lockern.

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