Proteste in Kasachstan: Zahl der Toten auf 225 korrigiert

Seit dem Schießbefehl gegen Demonstrierende wurden mehr Menschen getötet, als die Behörden angaben. Russische Truppen unterstützten Präsident Tokajew.

Ein uniformierter Polizist nimmt einem Demonstranten fest und drückt ihm dabei eine Waffe in den Rücken.

Präsident Tokajew erließ einen Schießbefehl auf De­mons­tran­t:in­nen Foto: ap

MOSKAU/NUR-SULTAN ap/afp | Die Unruhen in Kasachstan haben nach Angaben der Behörden deutlich mehr Menschen das Leben gekostet als bisher angegeben. 225 Menschen seien während der gewaltsamen Demonstrationen Anfang Januar getötet worden, sagte der Leiter der Strafverfolgung bei der Generalstaatsanwaltschaft, Serik Schalabajew, am Samstag nach Medienberichten. Unter den Todesopfern seien 19 Polizeibeamte und Soldaten. Mehr als 4.300 Menschen wurden demzufolge verletzt.

Zuvor hatten die Behörden die Zahl der Todesopfer mit 164 angegeben. Die Demonstrationen begannen am 2. Januar und richteten sich zunächst gegen einen starken Anstieg der Kraftstoffpreise. Sie weiteten sich dann jedoch zu einem allgemeinen Protest gegen die autoritäre Regierung des Landes aus. Es kam zu gewaltsamen Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften, hauptsächlich in Almaty, der größten Stadt in Kasachstan. Die Demonstranten stürmten Regierungsgebäude und legten Feuer.

Auf Ersuchen von Präsident Qassym-Schomart Tokajew entsandte eine Sicherheitsallianz unter russischer Führung mehr als 2000 Soldaten, zumeist Russen, die als Friedenstruppen fungieren sollten. Das russische Verteidigungsministerium teilte am Samstag mit, dass seine Truppen nach Hause zurückgekehrt seien. Unklar war, ob Soldaten aus anderen Bündnisländern in Kasachstan verblieben.

Präsident Qassym-Schomart Tokajew hatte die Unruhen als „versuchten Staatsstreich“ organisierter „terroristischer“ Kräfte verurteilt. Für die Krise machte er auch mehrere Unternehmen, darunter KasakGas verantwortlich.

Am Samstag gab der kasachische Staatsfonds bekannt, dass Kakirat Tscharipbajew, ein Schwiegersohn des Ex-Präsidenten Nasarbajew, den Vorsitz des Gasunternehmens KasakGas abgegeben habe. Ein weiterer Schwiegersohn Nasarbajews, Dimasch Dossanow, sei außerdem als Vorsitz des Öltransportunternehmens KasTransOil zurückgetreten. Zu den Hintergründen machte der Fonds keine näheren Angaben. Die Entlassungen deuten auf Machtkämpfe infolge der gewaltsamen Proteste hin.

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