Proteste in Iran: Über 1.200 Menschen verhaftet
Das Regime verhaftet, tötet und verletzte Protestierende. Angesichts des gewaltsamen Vorgehens bestellt die Bundesregierung Irans Botschafter ein.
Auch in der südlichen Provinz Hormosgan wurden über 80 Menschen festgenommen, wie die Nachrichtenagentur Fars berichtete, außerdem Dutzende in den Städten Sandschan im Nordwesten, Kerman im Südosten und Karadsch, westlich von Teheran.
Laut des Journalistenkollektivs IranWire soll in der Stadt Rasht im Nordiran außerdem eine feministische Aktivistin festgenommen worden sein. Sie werde an einem unbekannten Ort festgehalten, auch ein Haftbefehl sei nicht vorgelegt worden.
Der Leiter der iranischen Justizbehörde hatte am Sonntag ein „entschlossenes Vorgehen ohne Nachsicht“ gegen die Protestierenden gefordert.
Mindestens 40 Menschen wurden getötet
Durch die anhaltende Unterbrechung des Internets in Iran ist die Verbreitung von Informationen über die Proteste im Land stark beeinträchtigt, unabhängige Bestätigungen schwer zu bekommen. Augenzeugen berichteten aber der Nachrichtenagentur dpa, dass auch in der Nacht zum Montag in der Hauptstadt Teheran gegen die iranische Führung protestiert wurde. Augenzeugen berichteten weiter, dass die Polizei Hauptstraßen blockiert habe, auch seien Schüsse zu hören gewesen.
Einer nicht näher erläuterten offiziellen Bilanz iranischer Behörden zufolge sind seit Beginn der Proteste über 40 Menschen getötet worden, darunter Demonstranten und Sicherheitskräfte. Die in Oslo ansässige Zivilorganisation Iran Human Rights berichtet von mindestens 57 getöteten Demonstranten.
Angesichts des gewaltsamen Vorgehens gegen die Protestteilnehmer in Iran hat die Bundesregierung am Montagnachmittag den iranischen Botschafter einbestellt.
Auslöser der Proteste, die sich gegen den Zwangshidschab sowie das gesamte Regime richten, war der Tod der 22-jährigen kurdischen Iranerin Mahsa „Zhina“ Amini. Sie starb wohl an einer Hirnblutung, nachdem sie bei einer Kontrolle der Kleiderordnung von der Moralpolizei verprügelt wurde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen