Proteste in Hongkong: Occupy-Gründer kapitulieren
Die Gründer von Occupy Central in Hongkong geben auf und wollen sich der Polizei stellen. Protestanführer Wong hingegen ist in einen Hungerstreik getreten.
PEKING taz | Selbst Benny Tai hatte ursprünglich nicht damit gerechnet, dass die Blockaden mal so lange anhalten würden. Von einigen Tagen war er ausgegangen, gestand er vor wenigen Wochen. Der 50-jährige Juraprofessor hatte mit der Aktion Occupy Central die Bewegung ins Leben gerufen. Wie der Zauberlehrling aus dem bekannten Gedicht wird er die Geister nicht mehr los, die er gerufen hatte: Nun sind aus den einigen Tage mehr als zwei Monate geworden.
Nun gibt Benny Tai aber auf. Zusammen mit den beiden anderen Occupy-Initiatoren Chan Kin-man und Chu Yiu-ming, haben sie am Dienstagnachmittag seinen Rückzug verkündet und sich am Mittwoch freiwillig der Polizei ausgeliefert. Mit diesem Schritt wollen sie „die juristische Verantwortung für die Proteste“ zu übernehmen und ihr politisches Anliegen ins Gericht tragen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Zugleich riefen sie zu einem allgemeinen Ende der Blockaden auf und baten die Studenten nach Hause und an die Unis zurück zu gehen. Es sei nun die Zeit gekommen „tiefe Wurzeln“ in der Gesellschaft zu schlagen und den Protest in den Alltag zu tragen. „Mit diesem Schritt wollen wir auf keinen Fall die noch ausharrenden Aktivisten alleine lassen, sondern ihnen nur zu verstehen geben, dass es noch andere Möglichkeiten des Protestes gibt“, versicherte Tai.
In der Nacht zu Montag war es zu den bislang schwersten Auseinandersetzungen der vergangenen acht Wochen gekommen. Die Vertreter der Hongkonger Studentenvereinigung und Joshua Wong von der Schülerbewegung Scholarism hatten am Sonntag dazu aufgerufen, die Proteste auszuweiten – woraufhin ihre Anhänger versuchten, den Amtssitz von Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying zu blockieren. Um dies zu verhindern, setzte die Polizei Tränengas ein und nahm 40 Demonstranten fest.
Härtere Gangart angekündigt
Leung nahm den Angriff der Demonstranten am Dienstag zum Anlass, sie zu diskreditieren und kündigte eine härtere Gangart an. „Manche Menschen halten die Toleranz der Polizei fälschlicherweise für eine Schwäche“, wetterte Leung. Die Polizei werde „von nun an ohne Zögern das Gesetz durchsetzen“.
Aus Protest gegen diese Ankündigung wiederum sind Joshua Wong und zwei seiner Mitstreiterinnen noch am gleichen Abend in den Hungerstreik getreten. Wong ist gerade erst 18 Jahre alt, seine Mitstreikenden sind sogar erst noch 17. Auf Facebook erklärte Wong: „In diesen wirren Zeiten gibt es eine Pflicht. Heute sind wir gewillt, den Preis zu zahlen, die Verantwortung zu übernehmen.“ Hongkonger Medien berichten, es gebe bereits gesundheitliche Auswirkungen. Zwei von ihnen hätten sich mehrfach übergeben. Die drei wollten auf unbestimmte Zeit nur noch Wasser zu sich nehmen.
Erneut forderte Wong die Hongkonger Führung auf, Verhandlungen mit den Vertretern der Demokratiebewegung aufzunehmen und bei den ersten direkten Wahlen des Regierungschef ab 2017 eine freie Bestimmung der Kandidaten. Die kommunistische Führung in Peking will den Hongkongern dieses Recht nicht zugestehen, sondern die Kandidaten selbst auswählen. Hatte eine Mehrheit der Hongkonger zu Beginn die Demokratieproteste noch unterstützt, ist die Stimmung inzwischen gekippt.
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