Proteste im Rheinischen Braunkohlerevier: Sitzblockaden rund um RWE

Das Bündnis „Kohle erSetzen“ versperrt Zufahrten zum Tagebau Garzweiler II, um den Schichtwechsel zu verzögern. Mitarbeiter reagieren gelassen.

Etwa 20 Menschen sitzen auf der Straße, vor sich haben sie Plakate ausgebreitet. Im Hintergrund steht ein Polizeiwagen

Mitglieder von „Kohle erSetzen“ blockieren eine Straße, die zum Braunkohletagebau Garzweiler führt Foto: dpa

GARZWEILER taz | Ein Polizeihubschrauber kreist über einer Gruppe, die quer auf der Straße sitzt. Die Sitzenden sind Teil mehrerer gleichzeitiger Blockaden des Aktionsbündnisses „Kohle erSetzen“ im Rheinischen Revier. Sie sind Anfang bis Mitte 20, manche noch minderjährig. „Wir blockieren den Tagebau Garzweiler“, sagt die 23-jährige Klara Tempel. „Wir umzingeln ihn quasi mit Blockaden.“ Vor und hinter der Sitzblockade steigen RWE-Mitarbeiter*innen aus Betriebsfahrzeugen.

Rund 150 Demonstrant*innen beteiligen sich an Protesten im Rheinischen Braunkohlerevier an diesem Samstag: An elf Orten werden Mahnwachen gehalten. Fünf Gruppen von „Kohle Ersetzen“ blockieren außerdem Zufahrtsstraßen zum Tagebau Garzweiler II sowie zu einem Braunkohlekraftwerk von RWE in Grevenbroich-Frimmersdorf. Züge, die Braunkohle zum Kraftwerk transportieren, fallen stundenlang aus.

Ab dem späten Vormittag blockiert die Gruppe, mit der Tempel unterwegs ist, eine Betriebsstraße zum Tagebau. Zwei Meter entfernt verlaufen Schienen der Kohlebahn, wo alle fünf bis zehn Minuten ein Zug fährt: leer Richtung Tagebau, voll Richtung Kraftwerk. Die Aktivist*innen gehen davon aus, dass zwischen 12 und 14 Uhr der Schichtwechsel erfolgt.

Nach der Räumung erteilt die Polizei Platzverweise

„Wir haben das beobachtet in den letzten Tagen“, sagt Tempel. „Wir blockieren, sodass der Schichtwechsel nicht reibungslos stattfinden kann.“ Bei den RWE-Mitarbeiter*innen, die abseits der Sitzblockade im Schatten einer Brücke warten, scheint die Stimmung entspannt. Einige stehen im Kreis und reden, andere beobachten die Blockade. “Is ja bezahlt“, sagt ein Mitarbeiter über die ungeplante Pause. Nur einer äußert Ärger. Es sei unfair, dass sich Protest gegen RWE richte, wo doch Kraftwerke in anderen Ländern viel dreckiger seien.

Gegen halb ein Uhr trifft die Polizei ein. „Das Wichtigste sind die Schienen“, sagt der zuständige RWE-Betriebsleiter. Beamt*innen schirmen die Schienen mit ihren Körpern vor der Sitzblockade ab. Wenig später fahren hier trotzdem keine Kohlezüge mehr: Eine andere Gruppe, sagt Klara Tempel, blockiere eine Straße am Stellwerk. Nach Verhandlungen steht fest, dass die Aktivist*innen nicht freiwillig gehen.

Ab etwa 15 Uhr räumt die Polizei. Einige Be­amt*in­nen scheinen bemüht, so wenig sie möglich Gewalt anzuwenden, sie tragen die Menschen weg. Andere kündigen Schmerzgriffe an, verdrehen Arme oder Kopf, greifen in die Nase, um Menschen zu zwingen, selbst zu gehen. Eine Polizistin nimmt eine augenscheinlich Minderjährige in den Schwitzkasten, der hintere Polizist nimmt die Beine. Nach der Räumung erteilt die Polizei allen Platzverweise. Die Kohlezüge fahren wieder, als Be­amt*innen die Gruppe von der Betriebsstraße geleitet.

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