Proteste gegen Monsanto-Übernahme: Am Platz der Vereinten Konzerne
In Bonn tagt am Freitag die Bayer-Hauptversammlung. Aktivisten dürfen nur aus erweiterter Distanz gegen den Monsanto-Deal protestieren.

Die Aktionäre dürfen über die Akquise des US-Unternehmens nicht abstimmen, aber die Versammlung bietet einen Anlass für das Bündnis Coordination gegen Bayer-Gefahren (CGB), seinem Protest Gehör zu verschaffen. Demonstrieren dürfen CGB-Sprecher Ernst und seine Mitstreiter nun aber nur in größerer Entfernung zur Halle am Rande des Platzes der Vereinten Nationen. Das Verwaltungsgericht Köln hat einen Sicherheitsbereich vor der Halle ausgewiesen. Einen entsprechenden Antrag hatten Bayers Anwälte gestellt.
„Der Platz der Vereinten Nationen darf nicht zum Platz der Vereinten Konzerne werden“, sagte Ernst der taz. Das Verwaltungsgericht begründet die Einschränkung mit Sicherheitsbedenken. Die Versammlung sei ein „potenziell besonders lohnendes Anschlagsziel“, schreiben die Bayer-Anwälte. „Unser friedlicher Protest wird mit Terror in Verbindung gebracht“, empört sich hingegen Ernst. Er hat bereits eine Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht in Münster eingereicht.
Doch auch im Saal dürfte es rumoren. Die Kritischen Bayer-Aktionäre haben wie jedes Jahr Gegenanträge eingereicht. Auch andere Aktionäre sind nicht begeistert. „Wir sind im Grundsatz der Meinung, dass im Falle eines Übernahmeangebots eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen werden sollte, in der die Aktionäre über das Übernahmeangebot beraten und gegebenenfalls gesellschaftsrechtliche Maßnahmen beschließen können“, sagt Michael Schmidt, Geschäftsführer bei der Fondsgesellschaft Deka, der FAZ.
Monsanto steht seit Jahren wegen des Verkaufs von gentechnisch veränderten Produkten wie dem umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat sowie aggressiven Geschäftspraktiken am Pranger. Gegen die Übernahme gibt es auch kartellrechtliche Bedenken. Bayer und Monsanto kommen zusammen auf 28 Prozent des internationalen Geschäfts mit Saatgut und Pestiziden. Aus einem Gutachten der Universität Freiburg geht hervor, dass die EU-Kommission außerökonomische Ziele in das Fusionskontrollverfahren miteinbeziehen müsse.
Aller Kritik zum Trotz kann Bayer gute Bilanzen präsentieren. Im ersten Quartal erhöhte sich der bereinigte Gewinn um 14,9 Prozent auf 3,89 Milliarden Euro. Der Konzern korrigierte seine Umsatzprognose für das laufende Jahr. Dieser soll nun um weitere 2 Milliarden auf etwa 51 Milliarden Euro wachsen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden