Protest im Kongo: Gewalt gegen Demonstranten
Es gibt landesweite Oppositionsproteste für eine termingerechte Wahl. In Kinshasa enden sie mit Tränengas, in Goma mit Toten.
Die Aufmärsche fielen meist eher klein aus, aber die Intensität der Konfrontation mit Sicherheitskräften vielerorts lässt erkennen, dass sich Staatsmacht und Opposition im Kongo mangels Wahlurne auf einen Machtkampf auf der Straße einstellen.
In der Hauptstadt Kinshasa, wo der Protestzug von mehreren tausend Menschen durch die Innenstadt anders als in den meisten Städten erlaubt worden war, ging die Polizei mit Tränengas gegen Demonstranten vor, die ihrer Meinung nach die vorgeschriebene Demonstrationsroute verlassen und eine Polizeiabsperrung durchbrochen hatten.
Rosa Tränengasschwaden hingen über wichtigen Verkehrsadern, während auf sozialen Netzwerken von Verhaftungen von Menschen unter dem Vorwurf des Schwenkens von Oppositionsparteifahnen die Rede war.
Demonstrationsverbot in Goma
Schwere Gewalt gab es in der ostkongolesischen Provinzhauptstadt Goma, wo nach unabhängigen Berichten bis zum Nachmittag zwei Menschen getötet wurden – ein Demonstrant und ein Polizist. Gomas Bürgermeister hatte den Protest verboten – er „richtet sich gegen den Erlass des Verfassungsgerichts, der unanfechtbar ist“, so Bürgermeister Dieudonné Malere Ma-Mitcho in seiner Erklärung vom Mittwoch, die mit den Worten schloss: „Zuwiderhandelnde schaden bloß sich selbst.“
Entsprechend dieser Drohung blieben die meisten Menschen in der Millionenstadt Goma am Donnerstag zu Hause, es gab keinen öffentlichen Nahverkehr mehr.
Oppositionelle Aktivisten übersäten die Hauptverkehrsstraßen mit Lavasteinen und anderen Barrikaden, um jeden Verkehr zu verhindern, und konfrontierten Polizisten und Militärpolizisten, die neben Tränengas auch scharfe Munition verschossen haben sollen. Die Polizei schaffte es nicht, die militanten Jugendlichen von der Straße zu vertreiben.
Umstandslos durchgesetzt wurde das Demonstrationsverbot unter anderem in Lubumbashi, Hochburg des mittlerweile in Südafrika exilierten Oppositionsführers Moise Katumbi. Auch in mehreren kleineren Städten wurden Zusammenrottungen schnell auseinandergetrieben.
Kongos Opposition verdächtigt die Regierung von Präsident Joseph Kabila, die bis Ende 2016 fälligen Wahlen aus technischen Gründen verzögern oder absagen zu wollen, um eine Niederlage zu vermeiden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!