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Protest gegen den Ukraine-KriegDer gute „Oligarch“

Der aus Russland kommende Unternehmer Serguei Beloussov engagiert sich gegen den Ukraine-Krieg. Ein Indiz, dass wichtige Leute von Putin abrücken.

Früher galt er manchen als putinnah: IT-Unternehmer Serguei Beloussov Foto: Acronis/Wikipedia

Bremen taz | Er ist „auf der guten Seite“, heißt es über Serguei Beloussov, wenn man dieser Tage auf dem Campus der Bremer Privat-Uni nach ihm fragt. Und das ist schon bemerkenswert.

Schließlich wurde der in Leningrad geborene Investor, der 2021 für 50 Millionen Euro die klamme Jacobs University übernahm, in der Vergangenheit durchaus als „Oligarch“ gebrandmarkt, von der altehrwürdigen Neuen Zürcher Zeitung etwa. Und dann waren da noch die ukrainischen Ha­cke­r:in­nen der wegen ihrer antirussischen Ausrichtung umstrittenen Plattform „informnapalm“, die Beloussov, nun ja: in eine gewisse Putinnähe rückten. 2016 war das.

Ein echter „Oligarch“ ist Beloussov aber nicht, denn schwerreich ist er nicht geworden, weil er sich nach der Wende einstiges Staatseigentum aneignete, sondern weil er in den Nullerjahren einen Cybersecurity-Konzern namens Acronis aufbaute, der heute neunstellige Umsatzzahlen schreibt.

In Medien wird sein Vermögen manchmal auf 600 Millionen Dollar geschätzt – seine Sprecherin sagt, so genau könne sie das gar nicht sagen. Aus Russland ist Beloussov auch schon lange emigriert: Der 50-Jährige lebt im eher nicht für seine Demokratie bekannten Singapur, als dessen „stolzer Bürger“ er sich gern bezeichnet.

„Kategorisch“ gegen den Krieg

2019 gründete der promovierte Computerwissenschaftler in der Schweiz das Schaffhausen Institute of Technology, eine kleine Privat­hochschule, die nun nach Bremen expandierte. Dort hat Beloussov sich früh gegen den Krieg in der Ukraine positioniert. „Ich bin kategorisch gegen jeden Krieg“, twitterte er kurz nach Kriegsausbruch auf Englisch. „Das ist total böse, was das russische Militär und die russische Regierung in der Ukraine tun.“

Er rief zu humanitärer Hilfe auf, Acronis stellte 500.000 US-Dollar bereit, die Jacobs University 100 Betten für Geflüchtete auf dem Campus. Außerdem wurde ein Programm für geflüchtete Wis­sen­schaft­le­r:in­nen aus der Ukraine initiiert. Derzeit kommen 48 der rund 1.600 Studierenden dort aus der Ukraine, Russland oder Belarus.

Beloussovs Name steht auch unter einem Aufruf russischer Wis­sen­schaft­le­r:in­nen und Wissenschaftsjournalist:innen, den schon Anfang März mehr als 7.500 Menschen unterzeichnet hatten. Die dazugehörige Website wurde zwar von der russischen Regierung gesperrt, doch auch die Frankfurter Allgemeine veröffentliche den offenen Brief, der „entschiedenen Protest“ gegen den Krieg in der Ukraine formuliert.

„Das ist für mich eine angenehme Überraschung“, sagt der langjährige Ukraine-Korrespondent der taz, Bernhard Clasen. „Damit hat er in Russland nur Probleme. Das ist ein Indiz, dass sich wichtige Leute aus Putins Umfeld von diesem distanzieren.“

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