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Protest gegen Weiterbau von A20 und A26„Sinnloses Dinosaurier-Projekt“

Auf beiden Seiten der Elbe gibt es Kritik am geplanten Weiterbau von A20 und A26. Gegner*in­nen fordern eine Neubewertung aufgrund der Klimakrise.

Ak­ti­vis­t*in­nen zeigten im Juni mit einem Transparent wie die Autobahn die Landschaft zerstören würde Foto: Mohssen Assanimoghaddam / dpa

Neumünster taz | Notwendige Verkehrsader oder ökologisch schädliches „Dinosaurier-Projekt“? Im niedersächsischen Stade kämpfen Ak­ti­vis­t*in­nen gegen den Weiterbau von Autobahnen. In der Region soll die „Küstenautobahn“ A20 auf die von Hamburg kommende A26 treffen. Kurz vor der Bundestagswahl spitzen sich die Proteste zu. Die Landesregierungen in Kiel und Hannover halten an den Bauplänen fest, trotz Kritik der Grünen in Schleswig-Holstein.

„Wichtig war der Schulterschluss über die Elbe, der Kontakt nach Schleswig-Holstein“, sagt Peter Wortmann von der Stader Gruppe „A20 nie“. Einige Hundert Menschen – für Stade eine beachtliche Zahl, so sagt es Wortmann – kamen am Wochenende zusammen, schauten sich bei der Radtour entlang der Trasse die Flächen an, die vom Bau betroffen sind – und setzten mit der Fähre über die Elbe: „Den Fährleuten wird seit Jahren gesagt, dass der Tunnel bei Glückstadt kommt, dabei würden sie gern ihre Ideen einbringen.“

Zahlreiche Organisationen, darunter der BUND, der Nabu und Fridays for Future, beteiligen sich an den Protesten gegen die seit Jahren geplante Autobahn, und der Unwillen in der Region wächst. Seit Mai leben Ak­ti­vis­t*in­nen in einem Camp an der geplanten Trasse. Freiwillige haben unter anderem einen „Bürgerbus“ organisiert, sagt Wortmann: „Es gibt Alternativen zum Auto, wir müssen sie nur wollen.“

Für die Kri­ti­ke­r*in­nen ist „der Bau der A20 ein Dinosaurier-Projekt, das verkehrs- und klimapolitisch noch nie Sinn machte und jetzt erst recht nicht mehr“, so sagte es Steffen Regis, Ko-Landeschef der Grünen in Schleswig-Holstein, der Deutschen Presse-Agentur.

Eine ewige Baustelle

Rund 545 Kilometer Trasse zählen zur „Küstenautobahn“ A20, davon sind 345 fertig, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern.

Die fehlenden rund 200 Kilometer sollen in Schleswig-Holstein und vor allem in Niedersachsen entstehen.

Die Kosten sind gegenüber den Plänen deutlich gestiegen, ergab eine Anfrage der Linken. Demnach wird der Bau 5,2 Milliarden Euro kosten.

Zum Projekt gehört auch die Verlängerung der A26 von Stade bis Drochtersen, das „Kehdinger Kreuz“ sowie der Elbtunnel zwischen Drochtersen in Niedersachsen und Glückstadt in Schleswig-Holstein.

Die Pläne für eine „Küstenautobahn“ gehen in die 1930er-Jahre zurück. Fertig werden soll sie nach den Plänen bis in die 2030er.

Geg­ne­r*in­nen fürchten nicht nur ein höheres Verkehrsaufkommen, sondern bereits Schäden durch den Bau der Trasse. Sie führt durch Moorgebiete, die CO2 binden und daher besonders wichtig sind, um die Klimaziele zu erreichen. Regis nannte den Bau der A20 „einen Bärendienst für die Verkehrswende im Norden“.

Dennoch bekennen sich die Grünen im Koalitionsvertrag der Kieler Jamaika-Regierung zur „zügigen Umsetzung“ des Weiterbaus, der allerdings in der Verantwortung des Bundes liegt.

Kritik an Regis’ Äußerungen kommt vom CDU-Bundestagsabgeordneten Johann Wadephul: „Die A20 wird von grüner Seite als reine Klimabelastung verunglimpft. Das ist schlicht und einfach falsch.“ Die Autobahn, die zurzeit bei Bad Segeberg endet, sei „eine wichtige Verkehrsader, die dank kürzerer Fahrzeiten und Transportwege die wirtschaftliche Attraktivität unserer Heimat enorm steigern könnte“. Verkehrsengpässe würden entzerrt und Staus vermieden, hofft Wadephul.

Der Streit zwischen den Regierungsparteien ist nicht neu. Bereits im Oktober 2020 hatten die Bundes-Grünen vorgeschlagen, Bauvorhaben im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Klimaverträglichkeit neu zu bewerten. Grünen-Vorsitzender Robert Habeck hatte konkret die A20 genannt – zum Ärger des schleswig-holsteinischen Verkehrsministers Bernd Buchholz (FDP). In einer gemeinsamen Erklärung bekannten sich die Jamaika-Parteien zur A20.

Doch allmählich beginnt in Schleswig-Holstein der Landtagswahlkampf – das Thema könnte damit erneut wichtig werden.

Für die Um­welt­schüt­ze­r*in­nen und Ak­ti­vis­t*in­nen sind Koalitionsverträge oder ein vor mehreren Jahrzehnten beschlossener Verkehrswegeplan keine Argumente. „Wenn die aktuelle Diskussion über Klimaschutz nicht dazu führt, dass Pläne infrage gestellt werden, dann können wir es vergessen“, sagt Peter Wortmann. Er will regionale Bündnisse schließen, „alle Leute in Gang bringen, die Interesse an einer Veränderung haben“. Der nächste große Protest in Stade findet parallel zum globalen Klimastreik am 24. September statt, zwei Tage vor der Bundestagswahl.

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