piwik no script img

Protest gegen NahostkonfliktPro-Palästina Großdemo in Berlin

Ein breites Bündnis mobilisiert bundesweit für Samstag. In Mitte soll eine Großdemonstration gegen Diskriminierung und Demo-Verbote stattfinden.

Wegen der Sorge um Ausschreitungen immer wieder von der Polizei verboten: Propalästina-Demos Foto: dpa

Unter dem Motto „Free Palestine will not be cancelled“ mobilisiert ein großes Bündnis propalästinensischer Organisationen bundesweit für eine Großdemonstration nach Berlin. Um 14 Uhr soll der Protest am Neptunbrunnen am Alexanderplatz anfangen, die Ver­an­stal­te­r*in­nen gehen von einer Teil­neh­me­r*in­nen­zahl im fünfstelligen Bereich aus, wie sie am Dienstag mitteilten.

Konkret soll es um Verbote palästinensischer Protestaktionen in Berlin gehen, die für die Ak­ti­vis­t*in­nen eine Verletzung des Rechts auf Versammlungsfreiheit darstellen. In den vergangenen Wochen hat die Polizei immer wieder Demonstrationen palästinensischer Gruppierungen wegen der Gefahr antisemitischer Parolen oder Gewalt untersagt.

„Eigentlich haben wir erwartet, dass es einen größeren Aufschrei geben wird“, sagte Nizar Haddad, Sprecher von „Palästina Spricht“ am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Das Verbot halten die Ak­ti­vis­t*in­nen für rassistisch motiviert. Die eigentlichen Probleme würden ignoriert, allen voran die humanitär katastrophale Situation im von Israel bombardierten Gaza-Streifen und das Vorgehen der Bundesregierung. Von einem „Genozid“, den die israelische Regierung ausüben würde, ist die Rede, die Stimmung ist emotional.

Anna Bergmann, Pressesprecherin der „Palästina Kampagne“ kritisiert die Demo-Verbote als eine„systematische Aushebelung demokratischer Grundrechte einer Minderheit“. Wären es Weiße gewesen, die demonstriert hätten, wären solche Verbote niemals durchgesetzt worden, so Bergmann. Neben Racial Profiling bei den Protesten und „einer Welle von Polizeigewalt gegen Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen“ kritisiert sie auch die neue Kufiya-Regelung an Schulen: Demnach darf das sogenannte Palästinensertuch wegen der politisch aufgeheizten Stimmung verboten werden.

Keine Toleranz für antisemitische Äußerungen

Die jüngsten Ausschreitungen und antisemitischen Parolen auf propalästinensischen Demonstrationen werden als Reaktion auf polizeiliche Eskalation gedeutet: „Die sogenannten Ausschreitungen sind eigentlich Angriffe der Polizei auf friedliche Demonstrierende“, glaubt Haddad.

Ohne Demo-Verbote, sagt Haddad, wäre es auch nicht zu Ausschreitungen gekommen. Deshalb liege es auch nicht in der Verantwortung der Organisator*innen, solche Ausschreitungen zu verhindern. Zumal die Beschäftigung mit den Taten Einzelner von dem Grund des Protests ablenken würde. Aber „selbstverständlich“, so Bergmann, toleriere man keine antisemitischen Äußerungen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • "Grundgesetz



    Art 8



    (1) Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln."

    Wir müssen uns durchaus nicht alles bieten lassen..