Protest gegen Kürzungen: Ohne Kunst ist alles nichts
Aus Protest gegen die Kürzungen an der Universität der Künste haben Studierende die Fassade schwarz verhüllt. Sie sehen mehr als ihre Lehre in Gefahr.
Und ums Geld – beziehungsweise fehlende Geld – geht es auch an diesem Dienstagmittag. Hunderte Studierende und Lehrende haben sich in klirrender Kälte bei strahlendem Sonnenschein versammelt, um gegen die massiven Kürzungen an Europas größter Kunsthochschule zu protestieren.
Während am aufgebauten „Kiosk der Solidarität“ Kuchen verteilt wird, bemüht sich die Polizei, die vielen Leute an die Seite zu drängen, um den Bürgersteig freizuhalten – Ordnung muss sein im gutbürgerlichen Charlottenburg. Auf der kleinen Bühne ärgert sich eine UdK-Studentin der Initiative „Bildung braucht Budget“ darüber, ihre Energie auf die Verhüllung des Gebäudes statt auf progressive künstlerische Inhalte verwenden zu müssen. „Das ist keine Kunst, das ist Protest“, sagt sie mit Blick auf das riesige schwarze Banner an der Fassade, das das Loch symbolisieren soll, das ohne Kunst, Kultur und Wissenschaft in der Stadt und der Gesellschaft entstehen würde.
In seinem Sparhaushalt hat der schwarz-rote Berliner Senat Kürzungen von über acht Prozent für die Hochschulen beschlossen. Für die UdK als Berlins kleinste Universität bedeutet das acht Millionen Euro weniger Geld, in der Lehre sollen 30 Prozent eingespart werden. Freie Stellen werden nicht mehr besetzt und Professor*innen durch schlechter bezahlte Lehrbeauftragte ersetzt, weshalb die Studierenden um die Qualität der Lehre fürchten.
„Keine Spar-, sondern Abwicklungsmaßnahmen“
Der Präsident der UdK, Norbert Palz, wirkt fast schon verzweifelt, als er am Dienstag in seiner Rede den Berliner Senat auffordert, den Studierenden und der Stadt eine Zukunft zu geben und die Kürzungen zurückzunehmen. Schließlich brauche es Kunst und Kultur angesichts der Misere der Welt dringender denn je.
„Wer soll denn die Wohnungskrise lösen, wenn nicht die Architekturstudenten“, wird Architekturprofessor Matthias Noell noch deutlicher. Für ihn sind die Kürzungen keine Spar-, sondern Abwicklungsmaßnahmen. Er warnt vor einer „gravierenden Transformation“, schließlich lebe Berlin von Kunst und Kultur.
Statt undemokratischen „Sparprogrammen hinter verschlossenen Türen“ brauche es mehr Fantasie und Poesie sowie Raum für Widerspruch. In diesem Sinne beendet er dann auch die Kundgebung ganz poetisch in Anlehnung an Max Frisch: „Ein Aufruf zur Hoffnung ist ein Aufruf zum Widerstand. Lang lebe der Widerstand!“
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