Protest gegen A100: Neuer Sound auf der Autobahn
Mit Klassik setzen sich die Musiker*innen der Gruppe Lebenslaute gegen den Weiterbau der A100 ein. Konzerte gibt es vom 29. Juli bis 4. August.
Musik an unmöglichen Orten ist das Markenzeichen der Protestmusiker*innen, die seit 1986 in wechselnder Besetzung aktiv sind. Bei ihren jährlichen Sommeraktionen treten sie in Orchesterstärke an Brennpunkten der sozialen Bewegung auf. „Bei der Wahl unserer Konzertorte lassen wir uns nicht durch herrschende Vorschriften einschränken“, betonen die singenden Aktivist*innen.
Lebenslaute haben vor Flüchtlingsunterkünften wie in Horst in Mecklenburg-Vorpommern ebenso gespielt wie an Raketenstandorten und an Plätzen, wo sich Menschen gegen Umweltzerstörung wehren wie in Garzweiler oder in diesem Jahr in Berlin.
„Wir sind der Meinung, dass die Frage der Verkehrswende von besonderer Bedeutung ist. Daher haben wir uns für die Aktion gegen den Autobahnbau entschieden“, begründet Stoodt die Wahl des diesjährigen Sommerkonzertortes.
Verunsicherung bei der Polizei
Oft sorgt der Auftritt der Musiker*innen auch bei der Polizei für Verunsicherung. Schließlich ist die Hemmschwelle größer, gegen Musiker*innen unterschiedlicher Generationen vorzugehen, die lautstark Arien intonieren. Zumal für die Lebenslaute strikte Gewaltfreiheit bei ihren Aktionen des zivilen Ungehorsams zu den klaren Grundsätzen gehört.
Wie bei allen Lebenslaute-Aktionen ist ihr Auftritt in Berlin zweigeteilt. Nach einer mehrtägigen Probephase laden die Musikant*innen am 2. August ab 19 Uhr zu einem Gratiskonzert in die Kreuzberger Taborkirche. Dort wollen sie in ruhiger Atmosphäre Einblick in ihr musikalisches Repertoire geben.
Wesentlich turbulenter dürfte es am 4. August zugehen. Dann laden die Protestmusiker*innen ab 16.30 Uhr zu einem Feierabendkonzert auf der A100 in der Nähe des S-Bahnhofs Tempelhof ein. Die Aktion ist als Kundgebung angemeldet.
Das wurde durch eine Änderung in der Rechtsprechung möglich. Danach gilt das Versammlungsrecht auch auf Autobahnen, was Fahrraddemonstrationen auf der Betonpiste ebenso möglich macht wie das erste Berliner Autobahnkonzert am 4. August.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit Werksschließungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott