Protektionistische US-Politik: Eiserner Widerstand gegen US-Steel-Verkauf
Ein japanischer Stahlkonzern will einen US-Konkurrenten kaufen. Der kommende Präsident Trump ist dagegen, Amtsinhaber Biden war es auch schon.
„Ich bin absolut dagegen, dass der einst so große und mächtige US-Steel-Konzern von einem ausländischen Unternehmen aufgekauft wird, in diesem Fall von Nippon Steel aus Japan“, schrieb Trump in seinem Post.
Bereits während des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs hatte sich Trump gegen die Übernahmepläne ausgesprochen. Auch die demokratische Kandidatin, Vizepräsidentin Kamala Harris, und zuvor Präsident Joe Biden hatten ihre Opposition zum Verkauf geäußert.
Als Hauptgründe nannten alle drei nationale Sicherheitsbedenken. Die Geschichte von US Steel, die 1901 mit dem Zusammenschluss von mehreren US-Stahlkonzernen begann, reicht bis auf den früheren Stahlmagnaten Andrew Carnegie zurück. Zu Hochzeiten während des Zweiten Weltkriegs beschäftigte der Konzern mehr als 340.000 Arbeiter. Heute sind es weniger als 22.000.
Schatten seines früheren Selbst
Der Niedergang von US Steel ist sinnbildlich für die ganze amerikanische Stahlindustrie. Eine globale Überproduktion von Stahl und günstigere Konkurrenz, vor allem aus China, haben seit den 1970ern zu vielen Werksschließungen und Entlassungswellen geführt. US Steel war einmal das wertvollste Unternehmen in der gesamten Welt. Heute ist es nur noch ein Schatten seines früheren Selbst: Nippon Steel produzierte 2023 etwa dreimal so viel Stahl wie US Steel.
„Durch eine Reihe von Steueranreizen und Zöllen werden wir US Steel wieder stark und großartig machen“, kündigte Trump in seinem Post weiter an, „und das wird SCHNELL passieren“.
US Steel hatte angekündigt, mehrere Standorte zu schließen, sollte der Verkauf nicht vollzogen werden. Auch wenn das Unternehmen noch immer schwarze Zahlen schreibt, werden die Einnahmen von Jahr zu Jahr kleiner.
Verkauf wurde zu einem Politikum
Im Dezember 2023 kam es nach einer gescheiterten Übernahme durch den amerikanischen Konkurrenten Cleveland Steel zu einer Verkaufsauktion, bei der sich Nippon Steel, der viertgrößte Stahlhersteller der Welt, gegen weitere Bieter durchsetzen konnte. Das japanische Unternehmen erhielt den Zuschlag mit einem Angebot im Wert von 14,9 Milliarden Dollar.
Der Deal sollte während der zweiten Hälfe des Jahres 2024 über die Bühne gehen. Doch in einem Wahlkampfjahr wurde der Verkauf eines Traditionsunternehmens mit „United States“ im Namen zu einem Politikum.
Erst sprach sich die Stahlarbeiter-Gewerkschaft United Steelworkers gegen die Übernahme aus. Die Gewerkschaft hatte Bedenken, dass sich Nippon nicht an bestehende Verträge halten würde und dass ein ausländisches Unternehmen die Verpflichtungen gegenüber Arbeiternehmern, Pensionären und ganzen Kommunen nicht verstehen würde.
Arbeitsplätze hängen vom Verkauf ab
Eine Schlichtungskammer hatte diese Bedenken im September zurückgewiesen und erklärt, dass der Verkauf vollzogen werden könnte. Die Kammer hatte in ihrer Entscheidung auf schriftliche Versprechen von Nippon hingewiesen, die besagen, dass das Unternehmen 2,7 Milliarden Dollar in US-Steel-Standorte investieren würde und keine Entlassungen und Werksschließungen während der Laufzeit des aktuellen Gewerkschaftsvertrags vornehme.
Die Opposition von Gewerkschaftsführern wird nicht von allen US-Steel-Mitarbeitern geteilt. „Wäre es kein Wahljahr, dann wäre der Verkauf schon abgewickelt“, ist Jason Zugai überzeugt. Als Präsident einer lokalen Gewerkschaft im von der Schwerindustrie geprägten Bundesstaat Pennsylvania weiß er, wie wichtig der Erhalt der Stahlindustrie für manche Regionen ist. „Unsere Arbeitsplätze hängen vom Verkauf an Nippon Steel ab“, sagt er.
Die Kontrolle durch die amerikanischen Aufsichtsbehörden hält derweil noch an. Eine Entscheidung soll noch in diesem Monat fallen. Die Opposition durch Trump ist ein ernstzunehmendes Problem für Nippon Steel und könnte die Übernahmepläne letztendlich durchkreuzen.
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