Programm für sicherere Elektronik: Technologische Souveränität

Forschungsministerin will mehr Chips aus deutscher oder europäischer Produktion. Die Abhängigkeit von den USA und Fernost soll reduziert werden.

Steuerungselemente des Computers Z3.

Mehr Geld für deutsche Chips – hier der erste Universalcomputer der Welt von Konrad Zuse von 1941 Foto: Paul Zinken/dpa/picture alliance

BERLIN taz | Soll der Göttervater Zeus die Entwicklung deutscher Elektronikbauteile aus dem mythologischen Jenseits inspirieren? Oder Computer-Ahnherr Konrad Zuse, was schon mehr Sachlogik hätte. Beide Namen tauchen als Akronyme für zwei neue Elektronikförderprogramme auf, die in dieser Woche im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin vorgestellt wurden.

Mit ihnen soll die sogenannte „Vertrauenswürdige Elektronik“ gestärkt werden, die nicht nur mehr IT-Sicherheit verspricht, sondern auch eine industriepolitische Komponente enthält.

Mehr Chips aus deutscher oder europäischer Produktion sollen die Abhängigkeit von Mikroprozessoren aus den USA und Fernost reduzieren, bei denen man nie genau wissen kann, ob in ihrem Code vielleicht doch Zugänge für die dortigen Geheimdienste eingebaut sind. Seit Edward Snowden ist die Welt klüger. „Technologische Souveränität“ lautet dafür die aktuelle Chiffre in der politischen Diskussion.

Im Rahmen der BMBF-Digitalstrategie wurden jetzt die ersten Projekte aus der Förderlinie „Zukunftsfähige Spezialprozessoren und Entwicklungsplattformen (ZuSE)“ mit einer Förderung in Höhe von rund 25 Millionen Euro gestartet. Für das Programm ZEUS, für das von Forschern Projektskizzen zu Entwurf, Herstellung und Analyse Vertrauenswürdiger Elektronik eingereicht werden können, stehen ab Anfang 2021 bis zu 20 Millionen Euro bereit.

Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) betonte bei der Vorstellung des Programms, dass ihr Haus die Förderung in diesem Bereich verstärke, weil die Elektronik immer mehr sicherheitskritische Funktionen übernehme, wie in der Medizintechnik, in der sich selbst steuernden Fabrik der Industrie 4.0, beim autonomem Fahren oder im Mobilfunk. Karliczek: „Dafür ist es wichtig, dass wir uns bei Schlüsseltechnologien im internationalen Wettbewerb behaupten und technologisch souverän sind.“

Robuste Prozessoren

Ein Projekt („Scale4Edge“) untersucht zum Beispiel, wie die Kosten und Entwicklungszeiten für „Edge-Prozessoren“ nennenswert reduziert werden können. In diese Bauteile fließen die Messdaten von externen Sensoren ein, etwa Maschinendaten aus der Industrie 4.0. Gleichzeitig werden erste Berechnungen vorgenommen. Derartige „Rechenknechte“ an der Schnittstelle zwischen realer Fabrikwelt und virtueller Welt von Computern und Daten­clouds müssen besonders zuverlässig, robust, aber auch energieeffizient arbeiten.

Weitere Projekte entwickeln Spezialprozessoren für die künstliche Intelligenz (KI) beim autonomen Fahren. Hier hat der Autobauer BMW die Projektführerschaft. An der Technischen Hochschule Nürnberg geht es im Projekt „KI-Power“ um Prozessoren, die KI-Algorithmen zur effizienten Steuerung von Leistungselektronik einsetzen.

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