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Produktion nach AnschlagTesla steht bald wieder unter Strom

Der abgebrannte Strommast in Grünheide kann schneller als gedacht repariert werden. Der Start der Produktion ist noch unklar.

Wollen die Fabrik-Erweiterung verhindern: An­woh­ne­r:in­nen haben gegen den Tesla demonstriert Foto: Maurizio Gambarini/imago

Berlin taz | Die Fabrik des E-Auto-Herstellers Tesla in Grünheide kann nach dem Attentat auf einen Strommast schneller wieder mit Elektrizität versorgt werden als zuvor angenommen. Es bestehe die Chance, dass die Stromversorgung des Werks und des dazugehörenden Logistikzentrums am Montagabend wieder aufgenommen werden könne, erklärte der zuständige Netzbetreiber Edis.

Nach einem Brandanschlag auf einen Strommast in der Nähe des Tesla-Werkes in Brandenburg hatte die Produktion seit vergangenen Dienstag stillgestanden. Die vom Verfassungsschutz als linksextrem eingestufte „Vulkangruppe Tesla abschalten!“ hatte sich zu dem Attentat bekannt. Privathaushalte in der Umgebung hatten einige Stunden nach dem Brand wieder Strom, bei Tesla dauerte es länger. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen des Attentats.

Tesla konnte am Montag noch nicht sagen, wann die Produktion wieder anläuft. Laut Werksleiter André Thierig beläuft sich der Schaden durch den Stillstand auf mehrere hundert Millionen Euro, da das Unternehmen nun beispielsweise 1.000 Fahrzeuge pro Tag nicht produzieren könne.

Wie hoch der Schaden tatsächlich ist und ob er von einer Versicherung gedeckt ist, ist unklar. Es gebe keine Rechtsgrundlage für einen Schadensausgleich durch das Land, erklärte eine Sprecherin des Brandenburger Wirtschaftsministeriums. Das Unternehmen äußerte sich bislang nicht zu der Frage, ob es eine bei Attentaten wirksame Versicherung abgeschlossen hat.

Widerstand gegen Fabrik

Seit Sommer 2021 produziert Tesla in Brandenburg mit mittlerweile 12.500 Mit­ar­bei­te­r*in­nen E-Autos. Nun soll die Fabrik in einem Wasserschutzgebiet erweitert werden. Dafür müssten 100 Hektar Wald gerodet werden. Ende Februar stimmten zwei Drittel der Anwohner in einer Bürgerbefragung dagegen. Zusätzlich haben Ak­ti­vis­t:in­nen der Initiative „Tesla stoppen“ in dem betroffenen Waldabschnitt ein Baumhaus-Camp errichtet.

Am vergangenen Wochenende gab es Demonstrationen für und gegen die Tesla-Erweiterung. Bei Protesten von „Tesla den Hahn abdrehen“ distanzierten sich Sprecherinnen von der gewalttätigen Aktion der „Vulkangruppe“, sprachen sich aber für die Waldbesetzung aus: „Wir freuen uns, dass über tausend Menschen gekommen sind. Insbesondere für die Waldbesetzung hier in Grünheide, die unbedingt erhalten werden muss“, sagte eine Aktivistin.

Es gab auch Pro-Tesla-Stimmen. Albrecht Köhler von der örtlichen SPD hatte zur Gegendemonstration aufgerufen. Nach taz-Zählung versammelten sich etwa 30 Menschen unter dem Motto „Tesla bleibt!“.

Vulkangruppe entschuldigt sich

Am Montag wandte sich die „Vulkangruppe Tesla abschalten!“ in einem offenen Brief an die Bürgerinitiativen, die Ak­ti­vis­t:in­nen und die vom Stromausfall betroffenen 5.000 Haushalte. Sie betonten, nur für sich zu sprechen, und verteidigten ihr Vorgehen: „Wir sehen keine Veranlassung, uns von öffentlichen Gruppen zu distanzieren und respektieren Eure Arbeit.“

Für die Gruppe würde es aus der Politik „Distanzierungsdruck“ geben, um „die Bewegung gegen Tesla zu spalten“. Sie hätte im Vorhinein die Gefährdung von Menschenleben ausgeschlossen. „Es ging um Tesla, nicht um unsere Privathaushalte, in denen wir leben. Wir bitten alle Betroffenen um Entschuldigung.“

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6 Kommentare

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  • 1000 Fahrzeuge pro Tag! Das müsste eigentlich sofort aufhören. Wo sollen die alle hin? Wer kauft die überdimensionierten Karren überhaupt? Finden die überhaupt noch Platz auf den Straßen? Unerträglich, dass solche Fabriken überhaupt genehmigt werden. Kein bisschen zukunftsweisend. Lieber kein Trinkwasser mehr, aber dafür genug Autos...

    • @blutorange:

      Gäbe es keinen Bedarf, würde Herr Musk keine Fabriken bauen. Offenbar gibt es mehr als genügend Kaufinteressenten für seine Autos.

      Natürlich gibt es noch Platz, da statt eines Verbrenners eben ein E-Auto gekauft wird - es findet also ein Verdrängungswettbewerb innerhalb der Automobilbranche statt, das ist aich die Zukunft. Warum sollte eine E-Auto Fabrik also nicht in D genehmigt werden? Wenn sie nicht in D gebaut wird, dann eben woanders auf der Welt. Nur das im letzteren Fall keine Arbeitsplätze in diesem Land entstehen.

      Was das Wasser angeht: Tesla ist in dieser Region noch nicht einmal unter den Top Ten der Wasserverbraucher, Platz 1 ist ironischerweise ein Kohlekraftwerk. Soviel zum Thema Autos statt Wasser.

      • @Tom Tailor:

        Meiner Ansicht nach sollte keine Riesenfabrik für Riesenkarren mitten in den Kiefernforst in wasserknappem Gebiet gebaut werden dürfen. Aber meiner Ansicht nach ist das Ersetzen von Verbrennern durch E-Autos auch nicht zukunftsweisend, weil nicht Lösung des Problems, weshalb ich den Arbeitsplatzsegen in der Region für vergiftet halte. Ansonsten bedeutet das Werk derzeit noch gesteigerten MIV und Lieferverkehr mit Verbrennungsmotoren in der Gegend. Abgesehen von scheinbar schlechten Arbeitsbedingungen.

        • @blutorange:

          Sie sagen es: Ihrer Ansicht nach. Offenbar gibt es aber sehr viele andere Menschen, die eine andere Ansicht vertreten und zukunftsweisende Technologie in D begrüßen. insbesondere wenn sie Arbeitsplätze schafft. Natürlich kann man über den Standort streiten, global gesehen ist es aber egal: wenn diese Fabrik nicht in D gebaut wird, dann eben woanders auf der Welt.

  • Da wird mir angst und bang !



    Nicht, weil sich da jemand an einem Strommast vergangen hat sondern weil das sehr anschaulich zeigt, wie vulnerabel unser System ist.



    Ein Strommast fällt aus und es dauert eine Woche bis die Fabriken wieder Strom haben !



    Wo gibt's denn sowas ?



    Nicht irgendwo in der Dritten Welt - Nein. Hier bei uns.

    • @Bolzkopf:

      "Systemrelevante" Fabriken und sonstige Einrichtungen sind doch vielleicht besser mit Notstrom ausgestattet.