Probleme der globalen Atomwirtschaft: AKWs sind out
Die Zahl der Reaktor-Neubauten ist rückläufig, Konzerne gehen bankrott, Aktienkurse fallen. Nur in China legt die nukleare Stromerzeugung zu.
Neben der Anfälligkeit durch Unwetter ist auch das zunehmende Alter der AKWs weltweit Anlass zur Sorge. Dies zeigt der am Dienstag in Paris vorgestellte World Nuclear Industry Status Report: Die Reaktoren der Welt sind inzwischen im Schnitt 29,3 Jahre alt, in der EU sogar 32,4 Jahre. Weltweit haben 64 Blöcke das Alter von 40 Jahren schon überschritten.
Die Atomindustrie kämpft zudem weltweit mit ökonomischen Problemen. Die US-Atomsparte Westinghouse der Firma Toshiba: bankrott. Der französische Atomkonzern Areva: hochverschuldet und nur mit Staatshilfe überlebensfähig. Die französische AKW-Stahlgießerei Creusot Forge: durch massive Materialprobleme in Verruf. Die Aktienkurse von Atomkonzerne weltweit: erodierend.
Auch der jüngste Statusreport aus der Feder des Atomenergieberaters Mycle Schneider zeichnet ein trübes Bild der Branche. Die Zahl der in Bau befindlichen Reaktoren ist im vierten Jahr in Folge rückläufig. Zugleich kommt es auf den Atombaustellen zu enormen Verzögerungen. Von 53 Reaktoren, die weltweit in Bau sind, befinden sich 37 hinter ihrem Zeitplan.
Zwar nahm die weltweite Atomstromerzeugung im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr bedingt durch den Zubau in China um 1,4 Prozent zu – und lag damit um sieben Prozent unter dem Maximum von 2006. Seit Jahren nimmt die Relevanz der Atomkraft für die weltweite Stromerzeugung ab. Inzwischen hat sie nur noch einen Anteil von 10,5 Prozent. 1996 waren es noch 17,5 Prozent.
In der EU sind aktuell noch 125 Reaktoren in Betrieb, 1989 waren es noch 177. Zugleich boomen Sonne- und Windkraft: Unter den weltweit neuen Kraftwerkskapazitäten hatten die Erneuerbaren 2016 einen Anteil von 62 Prozent. Die Windstromerzeugung nahm damit seit 2015 um 132 Terawattstunden zu, die Solarstromerzeugung um 77. Beim Atomstrom lag der Zuwachs bei 35 Terawattstunden.
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