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Es ist ja leider nicht nur der Kotzbrocken Nigel Farage im Brexit-Lager, sondern auch die wunderbare, wunderschöne Liz Hurley.
Ich wäre als Brite trotzdem dagegen. Mir passt die ganze Richtung nicht. Jeder will seinen eigenen kleinen Scheiss machen.
Bis wir wieder bei verfeindeten Dörfern voller Trottel angelangt sind.
Im Gegensatz zu den vertraglich absehbaren Fakten des Ja’s strotzt das Nein-Plädoyer nur so vor Hoffnungen auf eine bessere Welt. Möglicherweise fällt es dem Autor schwer, sich in Europa umzusehen. Denn dann müßte ihm bewusst werden, wie sinnlos solche Hoffnungen sind. Oder ist etwa die Linke gerade bei der Regierungsübernahme? die angebliche Alternative gerade marginalisiert worden? LePen zur Füllermarke degradiert? der Fuck-Asyl-Zaun in Ungarn und Österreich durch Landschaftsblühen entstanden? Zwischen massivster nationalistischer Rosinenpickerei innerhalb Europas und dem Brexit gibt es kaum einen Unterschied. Auch in übrigen Ländern Europas nicht. Hoffnung würde nur machen, wenn Britannien gemeinsam mit anderen Ländern endlich bereit wäre für ein besseres Europa zu kämpfen: statt Britain first - Europe first.
Ja, diese EU ist in vielem gut für Konzerne und das Kapital. Weniger für den europäischen Normalbürger. Allerdings ist es lächerlich die EU als neoliberal zu bezeichnen und so zu tun wie wenn die sie tragenden Nationalstaaten dem Sozialismus huldigen würden. Das Gegenteil ist der Fall: Die Mehrheit der Nationalstaaten ist von der neoliberalen Theorie verseucht und setzt das nun eben auch bei der EU durch.
Ralf Sotschek's Meinung kann ich nur als witzig bezeichnen. Das ist sozialistische Traumtänzerei in seiner Bestform. Das Resultat nach einem Zerfall der EU wird nämlich genau das Gegenteil sein: Wir bekommen ein reaktionäres Europa der verrotteten Nationalstaaten.
Vielleicht fragt sich S. einfach mal, warum eigentlich die griechische Linke, Podemos in Spanien die EU zwar verbessern, aber auf keinen Fall auflösen wollen.
Im übrigen ist die EU auch die Hoffnung der sogenannten Separatisten z.B. Katalonien oder Schottland, die ihre Chance sehen innerhalb eines EU-Rahmens selbständig zu werden, ohne dass es zu einem Krieg mit dem bisherigen Staatenverbund kommt.
Daumen hoch für Ralf Sotschek.
Der Brexit wäre eine willkommene Zäsur, um nicht gerade bei Null, aber bei der europäischen Idee anzufangen (die Jüngeren werden sich in letzter Zeit gefragt haben, was das sein soll).
"Brüssel" braucht eine (alte) neue Bedeutung.
Die Bremer Stadtmusikanten sind zusammengeblieben. Etwas besseres als der Tot (Brexit) findet sich nur in der EU.
In den letzten Wochen höre ich regelmäßig ein Argument: Die europäische Spitze ist nicht demokratisch legitimiert. Juncker &Cie sind nicht gewählt.
Diese Kritik ist gerechtfertigt. Das Wahlrecht muß von unten bis oben eine europäischen Plichtübung werden.
Hinzukommt, daß der Gemischtwarenladen EU keine soziale Struktur hat; nichts - oder beinahe - kommt dem Bürger entgegen. Ohne von andern Bereichen zu reden, wie Außenpolitik, Finanzwesen, Militär, und... und...
Sich in die Schmollecke zurückverdrücken, ist nicht nur keine Antwort, sondern macht die Sache für alle Beteiligten nur noch schlimmer!
Hat England je für eine durchwachsene demokratische Kultur in EU gestimmt? Im Gegenteil. Also weshalb heute die Krokodilstränen. Gedächtnisschwund ist im politischen Leben eine Epidemie.
Und doch hat Die EU GB nötig. Die Achse Paris-Berlin muß mit London bereichert werden, um jeglichem Abgleiten in hegemoniale Machtausübung auf dem Kontinent entgegen zu wirken.
Es braucht aktive Politiker in Europa, die der Bevölkerung eine Zukunftsvision vorstellen kann.
Wenn GB ausschert, fürchte ich, daß die aktuellen undemokratischen Zustände in Kleineuropa zementiert werden.
Das wäre definitiv das Ende eines Traumes. USA und Rußland lassen grüßen!
BREXIT ,..." dann ist dies das Ende des Versuchs, unumkehrbare Bedingungen für Frieden zu schaffen. "
Die bekannten Sprechblasen über EU-Europa und dem "Frieden in Europa" , liebe Frau Gaus , werden m.E. auch durch ihre ubiquitären Wiederholungen nicht sachhaltiger und valider . Nationale Kriege zwischen Staaten Europas sind in Zeiten des globalisierten Kapitalismus längst undenkbar geworden , weil unter jedem erdenklichen Gesichtspunkt absolut irrational . Kein Land kann durch eine militärische Okkupation eines anderen Landes noch irgendetwas für sich gewinnen , das Gegenteil wäre ihm jedoch sicher .
Meine volle Zustimmung hier zu R.Sotschecks Votum und Gründen .
Nun, die individuelle Entscheidung dürfte auch davon abhängen, ob man selbst zu den Gewinnern oder Verlierern dieser sehr „speziellen“ EU gehört.
Um es mal von der jetzt anstehenden Abstimmung in Großbritannien zu entkoppeln: Der permanente Jubel über die immensen Vorteile der Union wird bei einem Investmentbanker in Frankfurt „minimal“ größer ausfallen als bei den Millionen junger Menschen, die mit ihrer dauerhaften Arbeitslosigkeit den Großteil der Zeche für die Bankenrettung zahlen mussten.
"Wer rausgeht, muß auch wieder reinkommen." So sinnierte und beobachtete einst Herbert Wehner, der Sozialdemokrat..
Waren die Biten überhaupt schon mal richtig drin?
Irgendwie hatten die doch selten mehr als den Schuh in der Tür.
Dieses Europa hat es verdient, ausgebaut und vertieft zu werden.
Mehr Solidarität untereinander und die Bereitschaft, Verantwortung für die Schwächeren zu übernehmen, das sollte die europäische Devise der nächsten Jahre sein. Dazu die Harmonisierung insbesondere der Sozialgesetzgebung und des Arbeitsrechts.
Zum Funktionieren der EU gehört auch, die Eurozone in eine Haftungsgemeinschaft zu überführen, wo der Stärkere - also wir - den Schwächeren selbstverständlich unterstützt.
Ich gehöre zur ersten Generation in Deutschland, die keinen Krieg in diesem Land erleben musste. Dafür bin ich dankbar und auch stolz auf dieses Land in einem vereinten Europa. Man sollte Europa nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
@Hans-Georg Breuer Meine Freunde in Spanien und Griechenland sehen das etwas anders: Die Mehrzahl ihrer Kinder und Enkel ist arbeitslos und alle wissen warum: Deutschland führt zwar keinen militärischen Krieg gegen diese Staaten, aber einen Wirtschaftskrieg.
obwohl ich der eingefleischstete europaer aller bin, ich schliesse mich ralf sotscheck an - raus aus der EU, und schluss mit dem murks wie TTIP, glyphosat und aehnlichem gemauschel. ich weiss, es gibt viele positive aspekte der EU, aber wenn der buerokratenapparat es nicht schafft, sich selbst zu korrigieren, dann muessen wir eben nochmal bei null anfangen und den laden neu aufbauen. welche fehler zu vermeiden sind, wissen wir jetzt!
Ich denke, Ralf Sotschek fand hier die richtigen Worte. Dieses Europa ist so oder so zum scheitern verurteilt, da es sich lediglich um eine reine Wirtschaftsunion handelt, NICHT um eine Union der Menschen!
Wir sollten sehen, dass wir das wenige Recht auf Mitbestimmung nicht auch noch für diese unsägliche neoliberale Politik aufgeben, im Gegenteil, uns für ein Europa einsetzen, welches Politik für UNS macht und wieder verbindet, statt gegeneinander auszuspielen. Ich kann nur hoffen, dass die Briten den Stein ins rollen bringen.
Und das jegliche Kritik an der europäischen wie nationalen Politik immer gleich in die extremistische Ecke gestellt wird, ist ein Armutszeugnis unserer Eliten!
Eine Diskussion über ein Paritätsgesetz im Bundestag ist jetzt genau richtig. Denn zukünftig könnte der Bundestag noch männerdominierter sein.
Pro und Contra Brexit: Isolation oder Befreiung?
Ob Großbritannien in der EU bleibt oder nicht, entscheidet sich am Donnerstag. Argumente gibt es auch in der taz für beide Seiten.
Insellage: London als Finanzzentrum blickt bei einem Brexit auf eine ungewisse Zukunft Foto: dpa
Pro: Etwas Besseres als den Tod finden wir überall
Liebe Briten, traut Euch. Stimmt für den Brexit – nicht wegen der rechtspopulistischen Thesen von ausländerfeindlichen Organisationen wie der United Kingdom Independence Party (Ukip), sondern weil die Europäische Union sämtliche Ideale, die sie ursprünglich hatte, verraten hat. Es ist eine neoliberale Organisation geworden, die sich dem Schutz der multinationalen Unternehmen verschrieben hat und dafür Grundrechte opfert. Die zynische Austeritätspolitik, die Menschen in die Obdachlosigkeit treibt, ist laut EU-Politik ein „Kollateralschaden“ im Interesse der Marktwirtschaft.
Eine solche Organisation, die sich lediglich um die Interessen der Elite kümmert, gehört zerschlagen. Der Brexit wäre der erste Schritt, andere Länder folgen dann hoffentlich. Es ist an den Linken, eine Alternative anzubieten, die den ursprünglichen europäischen Geist der Solidarität wiederbelebt.
Dieser Geist ist im Interesse der Marktwirtschaft geopfert worden. Was ist die EU für die meisten Menschen? Reisen zu können, ohne den Pass vorzeigen zu müssen. Das ist ein Luxus. Will man mit diesem Privileg für diejenigen, die sich Reisen leisten können, den Krieg gegen die unteren Schichten, den die EU fährt, aufrechnen?
Es ist es ekelhaft, sich im selben Lager wie solche Kotzbrocken wie Nigel Farage von Ukip zu befinden. Aber ist das ein Grund, für eine Organisation zu stimmen, die demokratische Bewegungen wie in Griechenland zerschlägt und es gleichzeitig hinnimmt, dass sich xenophobe Regierungen in Ungarn und Polen der gemeinsamen EU-Politik in der Flüchtlingsfrage entziehen können, ohne Sanktionen befürchten zu müssen? Will man sich wirklich mit Orbán und der polnischen Pis-Partei in der EU verbünden?
Die Bremer Stadtmusikanten haben es vorgemacht: „Etwas besseres als den Tod finden wir überall.“ Etwas besseres als die EU gilt es aufzubauen, wenn dieser anti-demokratische Eliteclub zerschlagen ist. Macht den Anfang, Briten! Ralf Sotscheck
Contra: Das Leben ist kein Börsenkurs
Der Kitsch, der im Zusammenhang mit einem möglichen EU-Austritt Großbritanniens in den letzten Tagen aus deutschen Medien tropfte, war schwer erträglich. Und verlogen. Zumal zugleich der Eindruck entstand, es gehe vor allem um Wirtschaftspolitik.
Dieser Eindruck ist falsch. Es geht um sehr viel mehr. Wenn sich fast alle einig sind, dann ist Misstrauen immer angebracht. Im Hinblick auf den so genannten „Brexit“ sind sich hier beunruhigend viele Leute einig: Sie lehnen ihn ab. Überwiegend deshalb, weil sie wirtschaftliche Nachteile befürchten.
Die Rede ist von Exportverlusten, von Turbulenzen an den Börsen, von Währungsschwankungen. Wovon nie die Rede ist: vom Abbau von Arbeitnehmerrechten. Dabei sollte auch darüber gesprochen werden.
Diesen Abbau hat nämlich der britische Premier für den Fall ausgehandelt, dass Großbritannien in der EU bleibt. Was bedeutet: Die Europäische Union würde einen großen Schritt weiter gehen auf dem Weg, der wegführt vom Sozialstaat – wenn die Briten denn doch in der EU blieben.
Warum wäre es trotzdem falsch, sogar tragisch, wenn Großbritannien das Staatenbündnis verließe? Weil Lebensqualität nicht allein vom Börsenkurs abhängt. Und nicht einmal von der Sozialgesetzgebung.
Freizügigkeit und Frieden sind unschätzbar hohe Güter, übrigens für alle Menschen. Unabhängig vom Bildungsgrad oder vom individuellen Wohlstand. Schon wahr: Die Mitgliedschaft in einem transnationalen Bündnis wie der EU ist dafür keine zwingende Voraussetzung. Aber sie hilft. Vor allem in schwierigen Zeiten, in denen Kompromisse mühsam zu finden sind.
Wenn ein Stein herausbricht, bröckelt eine Mauer. Sollte Großbritannien die EU verlassen, dann wackelt die ganze Union. Hat sich erst einmal gezeigt, dass bei Bedarf jeder gehen kann, dann ist dies das Ende des Versuchs, unumkehrbare Bedingungen für Frieden zu schaffen. Um das zu verhindern wäre – fast – kein Preis zu hoch. Bettina Gaus
Durch die Brexit-Nacht führt am Donnerstag unser musikalischer Liveticker unter taz.de/brexit.
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Schwerpunkt Brexit
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Ralf Sotscheck
Korrespondent Irland/GB
Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net
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Bettina Gaus
Politische Korrespondentin
Jahrgang 1956, ist politische Korrespondentin der taz. Von 1996 bis 1999 leitete sie das Parlamentsbüro der Zeitung, vorher war sie sechs Jahre lang deren Korrespondentin für Ost-und Zentralafrika mit Sitz in Nairobi. Bettina Gaus hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt 2011 „Der unterschätzte Kontinent – Reise zur Mittelschicht Afrikas“ (Eichborn).
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