Prinz Harry gegen die Klatschpresse: Ein Adliger packt vor Gericht aus
Britische Zeitungen sollen via Hacking versucht haben, an Storys über den Prinzen zu kommen. Der klagt nun über die psychischen Folgen.
Gleich am ersten Tag brach der Prinz eine weitere, lang etablierte königliche Verhaltensregel, indem er sich persönlich politisch äußerte. Das Vereinigte Königreich sei durch die Qualität seiner Presse und seiner Regierung zu beurteilen. Beide befänden sich an einem Tiefpunkt, behauptete er. „Die Demokratie versagt, wenn die Presse nicht mehr die Regierung hinterfragt und zur Rechenschaft zieht und stattdessen lieber mit ihr ins Bett geht, um so den Status Quo zu abzusichern.“
Zum vorliegenden Fall gab er zu verstehen, dass Zeitungen seit 1998 ständig versucht hätten, seine Voicemails abzuhören.
Er habe wiederholt bemerkt, dass noch nicht gehörte Nachrichten als gehört markiert waren. Immer wieder sei die angezeigte Meldung „Neue Nachricht“ einfach so verschwunden. Auf diese Weise an die Öffentlichkeit gelangte Einzelheiten hätten laut Harry dazu geführt, dass er an Depressionen und Paranoia litt. Gleich seiner Mutter Diana, habe er geglaubt, niemandem trauen zu können.
Stripclub schwer abhörverdächtig
Ein konkretes Beispiel dafür sei laut Harry eine Begebenheit mit seinem Freund Mark Dyer gewesen. Als Harry heimlich seine Kaserne verließ, wovon nur Dyer und Caroline Flack, eine Ex-Freundin Harrys, die inzwischen verstorben ist, wussten, entdeckte Harry unter einem Auto Fotograf:innen, die auf ihn warteten. MGNs Verteidiger Andrew Green entgegnete, die dazu veröffentlichte Geschichte stamme von einer von MGN bezahlten externen Agentur.
Harry unterstrich, dass MGN selbst bei bereits veröffentlichten Storys versucht haben soll, zu Eigenrecherchen zu gelangen.
Seine Beziehung mit Chelsey Davy zwischen 2004 und 2010, aber auch jene mit Flack sei aufgrund des ständigen Mediendrucks kaputtgegangen. Insbesondere die Verärgerung Davys nach einem Besuch Harrys in einem Stripclub, habe nur durch Zugang zu ihren Telefonen bekannt werden können, behauptete der Prinz. Viele andere Storys seien schwer verdächtig, eine Anklage, die Green als spekulativ zurückwies. Prinz Harry gab jedoch an, dass er damals an Davys Auto einen GPS-Tracker gefunden habe.
Sollte der Prinz, der vor allem am zweiten Tag selbstsicher auftrat, gewinnen, mag es durchgreifende Konsequenzen für die Boulevardpresse in England haben. Sollte er den Fall verlieren, würde er das als ungerecht empfinden, sagte Harry. Der Fall läuft weiter. Das Urteil wird in etwa einem Monat erwartet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen