piwik no script img

Pressefreiheit in der TürkeiWebsite der Deutschen Welle gesperrt

Die Türkei hat die Seiten der Deutschen Welle und der Voice of America gesperrt. Der Deutsche Journalistenverband fordert die Bundesregierung auf, aktiv zu werden.

Schon Donnerstagabend gab es Probleme beim Zugriff auf das Internetangebot der DW Foto: Christoph Hardt/imago

Istanbul dpa/taz | Die türkische Rundfunk-Aufsichtsbehörde (RTÜK) hat nach eigenen Angaben die Internetangebote der Deutschen Welle (DW) und des US-Auslandssenders Voice of America in der Türkei gesperrt. Das RTÜK-Mitglied Ilhan Tasci schrieb in der Nacht zum Freitag auf Twitter, der Zugang zu den beiden Sendern, die keine Lizenz beantragt hätten, sei von einem Gericht auf Antrag seiner Behörde blockiert worden. Voice of America bestätigte die Sperre der türkischsprachigen Dienste der beiden Sender. Auch die DW bestätigte die Sperrung. Am Donnerstagabend war es bereits zu Problemen beim Zugriff auf das Internetangebot der DW gekommen.

Der Deutsche Journalisten-Verband forderte am Freitagmorgen in einer Pressemitteilung, dass die türkische Rundfunkaufsicht die Sperre der DW unverzüglich aufhebt. „Die Sperre der Deutschen Welle ist durch nichts anderes zu rechtfertigen als durch pure Willkür der Erdogan-Autokratie“, kritisiert der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall in der Mitteilung. „Es muss weiterhin möglich sein, dass die Menschen in der Türkei unabhängigen und kritischen Journalismus erfahren können, wie ihn die Welle bietet.“ Gleichzeitig rief er die Bundesregierung auf, aktiv zu werden, und verwies darauf, dass die DW Deutschlands Auslandssender sei. „Damit ist das Thema in Berlin angesiedelt.“

Dem deutschen Auslandssender und weiteren ausländischen Medien droht seit Februar eine Sperre ihres Online-Programms in der Türkei. Die RTÜK hatte die Sender offiziell dazu aufgefordert, eine Lizenz für On-Demand-Angebote zu beantragen. Die Deutsche Welle hatte daraufhin angekündigt, gerichtlich dagegen vorzugehen, weil – so der DJV – damit eine Zensur des Programms ermöglicht würde.

Die Aufforderung zur Lizenzbeantragung beruht auf einer 2019 in Kraft getretenen Regelung. Die islamisch-konservative Regierung hat darüber eine weitreichende Kontrolle von Internet-Plattformen eingeführt, die Filme, Videos oder Radioinhalte verbreiten. Regierungsnahe Vertreter haben eine Mehrheit in dem RTÜK-Gremium.

Türkische Medien stehen zum Großteil unter direkter oder indirekter Kontrolle der islamisch-konservativen Regierung, auch Inhalte im Internet unterliegen starker Regulierung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Mh, war bei der Verbannung von RT nicht auch das Argument der fehlenden Lizenzen?

  • Die deutsche Regierung könnte kurz mal laut über den Einfluss der türkischen Regierung z.B. auf Moscheen in Deutschland nachdenken. Vielleicht hilft das der türkischen Regierung den "DNS-Fehler" zeitnah zu korrigieren.

  • Und die Nato und deren Mitgliedsstaaten billligen das Verlangen der Türkei auf Auslieferung von politischen Flüchtlingen.



    Es scheint das sich diese Autokraten von Putin bis Erdogan mittlerweile alles erlauben können, da die EU bis zur Nato alles durchwinken. Hauptsache das europäische Bollwerk Richtung Naher Osten bleibt bestehen. So zerstört man/frau Werte der EU.