piwik no script img

Press-SchlagDie neue Spassgesellschaft

Die Bayern haben alles richtig gemacht, deswegen darf sich Uli Hoeneß jetzt auch ordentlich auf die Schulter klopfen

In der selben Liga? Werder-Torwart Wiese macht gegen Ribery eine schlechte Figur. Bild: dpa

Nach dem Abpfiff, inmitten des Lärms, blieb er stumm: "Man hat doch alles gesehen", das war alles, was sich Uli Hoeneß entlocken ließ, denn was auf dem Rasen des Bremer Weserstadions geschah, war mehr als das Abdanken eines Titelkandidaten, wie ihn manche in Bremen noch vor wenigen Tagen gesehen hatten. Es war eine Machtdemonstration der Bayern, die sich nicht mit einem schnöden 2:0 zufrieden geben. Das Ausmaß der Demontage, die Bremen widerfuhr, war in Ziffern nur unzureichend ausgedrückt. Hier spiegelten sich Kräfteverhältnisse, die die Münchner landesweit als konkurrenzlos ausweisen dürften.

"Man hat doch alles gesehen" - das verrät ganz nebenbei die ungeheure Genugtuung nach Wochen der Anspannung. Die Männer aus Fröttmaning, Hoeneß voran, wirkten mitunter erschrocken ob der eigenen Courage. Mehr als 70 Millionen Euro haben sie investiert. Wäre das Experiment nicht aufgegangen, die Bayern wären nicht bloß temporär zum Gespött der Liga geworden. Chance und Risiko stehen aber im angemessenen Verhältnis zueinander. Nach Abzug der Transfer-Einnahmen haben die Bayern 35 Millionen Euro aufgewendet, um Toni, Klose, Jansen, Sosa und Ribéry zu gewinnen. Im letzten Jahr, als das Scheitern sich im Verfehlen der Champions League ausdrückte, ließen sich die Bayern die Havarie immerhin 28 Millionen für die Transfers von van Buyten, van Bommel und Podolski kosten.

Die Bayern funktionieren. Das teure Ensemble erreichte anlässlich seiner ersten Nagelprobe ideale Betriebstemperatur. Gründe dafür sind wohl nicht nur im exzellenten Verständnis der Angreifer Luca Toni und Miroslav Klose zu finden. Ein sorgfältig austariertes Binnenklima hält vor allem Franck Ribéry, der Mann aus Marseille, in prächtiger Laune. Wer Ribéry in Bremen zusah, der sah einen Spieler, wie ihn die Bundesliga nur sehr selten im letzten Jahrzehnt erlebt hat. Öffnende Pässe spielt er mit frappierender Beiläufigkeit. Sein Engagement in vorderster Reihe provozierte etliche Fehler im Bremer Abspiel. Luca Toni, der italienische Riese im Strafraum, erwies sich als ein Meisterschüler der Pippo-Inzaghi-Schule: Wie Toni den Elfmeter herausholte zum 1:0, das verdient einigen Respekt. Zé Roberto, der Brasilianer, organisiert das Spiel im defensiven Mittelfeld effizienter, als es der abgewanderte Owen Hargreaves meist getan hat. Robertos defensiver Einsatz, unterstützt von Mark van Bommel, ermöglichte Ribéry sämtliche Freiheiten in der Offensive.

Die Bremer konnten einem schon Leid tun. Zu besichtigen war die Karikatur eines Titelanwärters. Als Alternativmodell dürften sie sich in dieser Saison kaum empfehlen, den Konkurrenten bleibt nur die Hoffnung auf ein wenig Zoff im Hause der Bayern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!