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PortraitDer Freiheitssänger

Die Vertonung des Werks macht mich zum Künstler“, sagt Marcus Wiebusch, „nicht zum Politiker.“ Soeben hat der Sänger der Indierockband Kettcar die Musik zur anstehenden Kieler Inszenierung von Friedrich Schillers „Die Räuber“ fertiggestellt. Am 1. Juli ist Premiere unter der Regie von Generalintendant Daniel Karasek. Mit „Tod oder Freiheit“, dem berühmten Ausspruch aus Schillers Drama, ist auch das erste vorab veröffentlichte Stück betitelt.

Unpolitisch ist Wiebusch dabei keineswegs: Der Sänger hält mit seinen Ansichten selten hinterm Berg. Seine alte Hamburger Punkband But Alive etwa bezog klar Stellung gegen den Rechtsradikalismus der 90er-Jahre; man denke etwa an den Song „Nur Idioten brauchen Führer“. Und vor zwei Jahren schlug „Der Tag wird kommen“ hohe Wellen: Wiebuschs Song gegen Homophobie im Fußball. „Es ist halt eine künstlerische Herangehensweise an Politik“, sagt er.

Gegen mehr Politik in der Kunst, also der Musik hat der inzwischen 47-Jährige nichts einzuwenden. Zwar sei die Zeit gesungener politischer Parolen weitgehend vorbei, sagt er und klingt ein wenig wehmütig. Gerade das aber habe jedoch die Arbeit an Schillers „Räuber“ umso spannender gemacht: „Damals hat ja noch niemand an Ideen wie dem Sozialismus gedacht“, sagt er, „und hier findet sich wie nirgendwo anders ein derart explosiver Freiheitsdrang.“

Dem eigenen Freiheitsdrang kommt auch das eigene Label entgegen: Als Kettcar 2002 keinen Herausgeber für ihr erstes Album fanden, gründete Wiebusch gemeinsam mit Thees Uhlmann von der Band Tomte einfach selbst ein Label: „Grand Hotel van Cleef“. Was am Ende auch ungewöhnliche Projekte ermöglicht – wie das, Indierock für eine Schiller-Oper zu liefern.

André Zuschlag

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