„Polizeiruf“ aus Frankfurt/Oder: Grenzwertige Ermittlungen
Eine polnische Polizeianwärterin wurde ermordet. Es hagelt Polen-Klischees. Zum Glück steuert Regisseur Rick den Plot wie auf Schienen.
Das deutsch-polnische Verhältnis hat bekanntlich gerade einen Knacks. Arte hat die Zusammenarbeit mit den polnischen Kollegen beendet wegen des restriktiven Mediengesetzes, der MDR hatte vor einem Jahr noch die „intensive Zusammenarbeit“ betont, will die Türe aber noch „offen“ halten.
Dass die grenzüberschreitende Polizeiarbeit in der „Polizeiruf 110“-Filiale Frankfurt an der Oder in der Folge „Der Preis der Freiheit“ einigermaßen geräuschlos weiterläuft, wirkt da fast wie aus einer anderen Zeit.
Und dann hat es Kriminalhauptkommissarin Olga Lenski (Maria Simon) in ihrem zweiten Fall in ihrer neuen Dienststelle mit Kollege Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) ausgerechnet mit einem Mord an einer polnischen Polizistenanwärterin zu tun. Sie arbeitete auf der deutschen und der polnischen Seite. Der Transporter, den sie nachts auf der Landstraße verfolgte, stoppte abrupt, sie knallte hintenrein.
Was Drehbuchautor Michael Vershinin dann alles in die Story reingepackt hat, vom endlosen Klischeethema Autos-von-Deutschland-nach-Polen-Verticken über verheimlichte Vaterschaften, Liebeleien bis hin zu korrupten Polizisten, ist natürlich fast einen Ticken too much.
Polizeiruf 110, „Der Preis der Freiheit”; Sonntag, 20.15 Uhr, ARD
Fällt nicht weiter auf, weil Regisseur Stephan Rick den Plot wie auf Schienen steuert – und weil das Duo Simon/Gregorowicz so wunderbar echt schauspielert, ohne zu viel Aufmerksamkeit vom Fall abzuziehen. Auch wenn man den ollen Horst Krause als ewigen Sidekick im Vorgängerposten der Filiale Potsdam immer noch vermisst.
Man kann dem RBB dankbar sein für die Idee, ein Ermittlerteam auf die Grenze zu setzen – diese ländliche Geschichte hat durchaus ihren Charme: Das Potenzial, etwas politischer zu drehen, dürfte man nächstes Mal gern ausreizen. Wer'sdirekter will: Ist einer dieser „Kann, muss nicht“-Sonntagskrimis.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“