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„Polizeiruf 110“ aus MünchenIch war‘s! Ich war‘s!

Verkehrte Krimiwelt: Ein vermeintlicher Täter will Hanns von Meuffels von seiner Schuld überzeugen. Doch der Kommissar will davon nichts wissen.

Jens Baumann (Karl Markovics, r.) will, dass Kommissar von Meuffels (Matthias Brandt) ihm endlich glaubt, dass er der Täter ist. Foto: Philipp Haberlandt/Wiedemann & Berg/BR

„Haffling war‘s nicht“, sagt Jens Baumann, „ich habe sie umgebracht.“ Damals, im Juni 2006 sei das gewesen. „Ich kann mit dieser Schuld nicht länger leben.“ Kommissar von Meuffels (Matthias Brandt) hat keinen Bock auf diesen Irren. Die Akte ist zu. Warum nervt jetzt dieser Baumann? „Da ist diese Stimme, die sagt, du musst dich stellen“, sagt er. Jetzt, da Haffling tot sei.

Haffling war wenige Tage zuvor im Knast misshandelt worden, anschließend auf seine Zelle gegangen, um eine Heintje-CD (“Ich bin Dir ein Schloss“) aufzulegen und sich zu erhängen.

„Verhaften Sie mich bitte“, fleht Baumann, der von Karl Markovics grandios gespielt wird. „Gehen Sie zum Psychiater“, antwortet von Meuffels knapp – und weist seinen Kollegen an, Baumann zum Psychologischen Dienst zu schicken.

Die Autoren Alexander Buresch und Matthias Pacht sowie Regisseur Marco Kreuzpaintner brechen im Münchener „Polizeiruf 110: Und vergib uns unsere Schuld“ mit den gängigen Sonntagabend-Krimi-Prinzipien. Dort gibt’s normalerweise entweder die Jagd nach dem bösen Unbekannten zu sehen oder man kann die KommissarInnen dabei beobachten, wie sie einen Täter zu überführen versuchen, den das Publikum schon kennt. Doch dieser „Polizeiruf“ hat einen „Ansatz, den ich so noch nicht kannte“, wie Kreuzpaintner sagt: „Dass der Täter den Kommissar von seiner Tat überzeugen muss. Eine ironische Umdrehung des ganzen Genres.“

Der Film

„Polizeiruf 110: Und vergib uns unsere Schuld“; Regie: Marco Kreuzpaintner; Buch: Alexander Buresch, Matthias Pacht; DarstellerInnen: Matthias Brandt, Karl Markovics, Lola Dockhorn, ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

„Sag mir einfach, wie es war“

Und Baumann lässt nicht locker. Er verfolgt von Meuffels. Er zeigt ihm auf einer Karte, wo die Leiche liegen soll. „Das kann Ihnen doch nicht egal sein!“ Und natürlich ist es von Meuffels auf die Dauer nicht egal. Er schaut sich noch einmal die alten Vernehmungen an, die er 2006, als da draußen alle ein Sommermärchen feierten, mit Haffling führte, diesem dicken, schwitzenden Jungen. „Sie sagen mir nicht die Wahrheit“, hört er sich reden. Und: „Das glaub ich Dir nicht.“ Und: „Sag mir einfach, wie es war.“ Von Meuffels schaut kurz weg, nimmt die Brille ab. Er weiß, dass nichts einfach ist. Trotzdem hat er es gesagt. Es ist ihm unangenehm – und es nährt seine Zweifel.

Er fährt noch einmal ins Heimatdorf des Opfers, der Miri, befragt die Eltern, den Exfreund, lässt sich alles haarklein von Baumann erzählen. Kann das stimmen? Hat der Spinner recht? Will von Meuffels überhaupt, dass er recht hat oder sucht er nach Beweisen für seine ursprüngliche Theorie, für den alten Täter? Es ist ein Psychospiel, bei dem sich über Rückblenden die Tragik einer solchen Tat erschließt, und die aktuellen Geschehnisse zeigen, wie viele Opfer solch ein Mord und die Ermittlungen danach zurücklassen. Ein starker „Polizeiruf“.

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