Polizei-Einsatz in Köln: Terrorverdächtige in Flugzeug gefasst
Die Polizei hat auf dem Kölner Flughafen zwei mutmaßliche Islamisten festgenommen. Sie sollen geplant haben, sich an Anschlägen zu beteiligen.
BERLIN/KÖLN taz Einsatzkräfte der Polizei haben am Freitagmorgen zwei Terrorverdächtige aus einem startbereiten Flugzeug am Köln/Bonner Flughafen geholt. "Die beiden Festgenommenen stehen im Verdacht, sich am ,Dschihad' und an möglichen Anschlägen beteiligen zu wollen", sagte ein Sprecher des NRW-Landeskriminalamts (LKA). Entsprechende Abschiedsbriefe seien gefunden worden. Es bestehe jedoch nicht der Verdacht, dass sie das Flugzeug der niederländischen Airline KLM entführen wollten. Weitere Details wollte das LKA unter Verweis auf die andauernden Ermittlungen nicht bekannt geben.
Wie es allerdings heißt, soll es sich bei den Verhafteten um den 23-jährigen Somalier Abdirazak B. und den in der somalischen Hauptstadt Mogadischu geborenen 24-jährigen Deutschen Omar D. handeln. Beide sollen ihren Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen haben und standen seit Monaten unter Beobachtung.
Sowohl das LKA als auch ein Sprecher des Flughafens betonten, die Maschine der niederländischen Fluggesellschaft KLM sei entgegen ersten Meldungen nicht gestürmt worden. Die Beamten hätten das Flugzeug vielmehr "ganz normal" betreten. Die Festnahme sei "völlig unspektakulär" verlaufen. Die beiden Männer seien unbewaffnet gewesen und hätten keinen Widerstand geleistet. Die vollbesetzte Fokker 50 hatte ursprünglich um 7.05 Uhr in Richtung Amsterdam-Schiphol abfliegen sollen. Die Starterlaubnis für den Flug KL1804 war bereits erteilt, wurde jedoch unmittelbar vor dem Zugriff auf polizeiliche Anweisung hin wieder zurückgenommen. Mit den Verdächtigen wurde auch deren Gepäck aus dem Flieger geholt. Die restlichen 48 Passagiere mussten zunächst ebenfalls von Bord gehen. Der Kabinenraum und die verbliebenen Gepäckstücke wurden durchsucht. Mit Verspätung konnte die Propellermaschine dann um 8.24 Uhr doch noch gen Niederlande abheben.
Die beiden Festgenommenen hätten über Amsterdam und Uganda nach Pakistan reisen wollen, berichtet der Berliner Tagesspiegel unter Berufung auf Sicherheitskreise. Dort hätten sie zur Islamic Dschihad Union (IJU) stoßen wollen. Die IJU soll hinter der im September 2007 aufgeflogenen "Sauerland-Gruppe" um den deutsche Konvertiten Fritz Gelowicz stehen. Ihr Ziel war es, in der Bundesrepublik mehrere Anschläge mit Autobomben zu begehen. Ebenso gebe es eine Verbindung zu den seit Donnerstag gesuchten islamistischen Terrorverdächtigen Eric Breininger und Hussein al-Malla. Die Bundesanwaltschaft wollte dies nicht bestätigen. Den Erkenntnissen zufolge gebe es weder eine Verbindung zwischen den beiden Verhafteten zur Sauerländer Terrorzelle, noch zu Breininger und al-Malla. Auch der Leiter des Essener Instituts für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik, Rolf Tophoven, vermutet, die beiden Festgenommenen seien auf dem Weg nach Pakistan oder Afghanistan gewesen: "Möglicherweise wollten sie sich dort in einem Terrorcamp schulen lassen."
Keinen Zusammenhang sehen die Sicherheitsbehörden zu einem mysteriösen Überfall auf zwei Polizisten am vergangenen Dienstag in Köln, der ebenfalls einen islamistischen Hintergrund gehabt haben soll. Drei türkischstämmige Jugendliche hatten eine 26-jährige Polizistin und einen 38-jährigen Polizisten mit einem fingierten telefonischen Hilferuf in einen Hinterhalt gelockt, wie es heißt, um sie umzubringen. Die Beamten konnten die Angreifer jedoch mit Warnschüssen in die Flucht schlagen. Laut Angaben der Staatsschutzabteilung der Kölner Polizei sollte der Überfall der Auftakt für Terroranschläge auf US-Einrichtungen in Deutschland sein. Die inzwischen wegen versuchten Mordes verhafteten 15 bis 17 Jahre alten Jugendlichen hätten durch die Tat in den Besitz von Polizeiwaffen kommen wollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
FDP stellt Wahlkampf Kampagne vor
Lindner ist das Gesicht des fulminanten Scheiterns
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen
Sednaya Gefängnis in Syrien
Sednaya, Syriens schlimmste Folterstätte
Schwarz-Grün als Option nach der Wahl
Söder, sei still!