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standbild Politisches und Ausgespucktes

„Zehn wahnsinnige Tage“ (Fr., 20.45 Uhr, arte)

Felix ist der Streber der Polizeischule. Ausgerechnet bei einem Einsatz während einer Demonstration gegen die deutsche Asylpolitik verliebt er sich – in die Demonstrantin Ra. Felix findet heraus, dass sie eine Schleuserin ist: Ra will illegal eingereiste Kinder nach Deutschland schmuggeln. Bald bittet die schöne Inderin den Jungpolizisten um Mithilfe.

Christian Wagner hatte in seinem Film „Zehn wahnsinnige Tage“ viel hineingepackt: Ein politisches Thema – wie geht Deutschland mit seinen Asylbewerbern um? – wird in eine Liebesgeschichte gewickelt und mit Action, Dramatik und auch einer Splatter-Szene aufgepeppt. Gleich zu Anfang musste nämlich die Ra die abgeschossenen Finger eines verletzten Demonstranten ausspucken. Daran sah man zwar, dass sie mehr als Erste Hilfe kann, aber für den weiteren Verlauf des Film war diese Ekelszene bedeutungslos.

Der größte Mangel des Films: Unlogik, auch im Detail. Dauernd verlor der Zuschauer den Faden: Warum genau musste Felix die Scheibe einer offenen Bürotür einschlagen, um an ein Protokoll zu kommen? Was passierte mit dem Flüchtlingsmädchen, das Ra und Felix in einen Koffer quetschen? (Man sah es nie wieder.)

Was weiterhin nicht funktionierte: Wenn es aufregend werden sollte, knickte die Spannung weg. Und der Showdown mit wilden Verfolgungsfahrten übers Rollfeld zog sich so elend lang hin, dass Wegzappen eine wahre Erlösung war.

Richtig schlecht war „Zehn wahnsinnige Tage“ nicht, und das lag vor allem an den beiden Hauptdarstellern: Fabian Busch spielte den Felix mit angenehmem Understatement, und Indira Varnas Charme bewahrte die todernste Figur der Ra vor dem Sahra-Wagenknecht-Appeal. Rüdiger Vogler als Polizei-Ausbilder allerdings schlurfte so apathisch durch den Film, dass man ihn in den vorgezogenen Ruhestand hätte schicken mögen. NATALIA GEB

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