Politischer Nachklang zu Musikfestival: Israels Botschafter beschwert sich
Beim Sanremo-Musikfestival solidarisierte sich Rapper Ghali mit Palästina. Die RAI entschuldigt sich, eine Moderatorin möchte keine ernsten Inhalte.
![Sänger auf einer Bühne. Sänger auf einer Bühne.](https://taz.de/picture/6824576/14/34654182-1.jpeg)
Keine Politik: Dies war dieses Jahr die Ansage für das Musikfestival von Sanremo, Italiens Fernsehereignis Nummer eins, letzte Woche allabendlich übertragen von der staatlichen RAI. Von Dienstag bis Samstag klebten Millionen Menschen vor dem Bildschirm, um 30 Musiker*innen zu bewundern, und am letzten Abend schalteten 14 Millionen zu, so viele wie bei keinem anderen TV-Event.
Am Samstag auch durchbrach der Rapper Ghali, Italiener mit tunesischen Wurzeln, auf der Bühne den Politikbann mit drei Worten nur. „Stoppt den Genozid!“, verkündete er.
Umgehend meldete sich Israels Botschafter zu Wort, warf dem Rapper vor, er verbreite „Hass und Provokationen“. Und die RAI-Spitze reagierte prompt. Im Mai 2023 hatte die radikal rechte Regierung unter Giorgia Meloni dort treue Gefolgsleute installiert, vorneweg den Chef des Verwaltungsrats Roberto Sergio. Der ließ am Sonntag in einer Show, in der noch einmal die Sanremo-Stars auftraten, eine Erklärung verlesen, in der er wiederum seine „Solidarität mit Israel und mit der jüdischen Gemeinde“ unterstrich.
Wie schwer es ist, bei der RAI im Sinne der Meloni-Rechten politisch den Deckel draufzuhalten, hatte sich schon vorher in derselben Sonntagsshow gezeigt.
„Keine Zeit“ für Inhalte
Da hatte der Sänger Dargen D’Amico im Gespräch mit der Moderatorin Mara Vernier über die Immigration sinniert, hatte er ausgeführt, die Migrant*innen zahlten mehr in Italiens Sozialkassen ein, als das Land wiederum für die Aufnahme von Flüchtlingen ausgebe. Die Moderatorin reagierte panisch, unterbrach den Musiker mit den Worten „wir sprechen hier über Musik“, für andere Themen sei „keine Zeit“.
Dumm nur, dass sein Lied auf dem Sanremo-Festival ausgerechnet Migration zum Thema hatte und dass er auf Journalistenfragen geantwortet hatte.
Ihnen steckte Venier dann auch, sie hätten die falschen Fragen gestellt. „So bringt ihr mich in Schwierigkeiten“, rief sie ihnen zu, ohne realisiert zu haben, dass ihr Mikrofon noch eingeschaltet war. Wenigstens die Senderspitze dürfte ihren Einsatz für eine Meloni-treue RAI goutiert haben.
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