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Politische Macht in ChinaXi Jinping will dritte Amtszeit

Chinas mächtiger Führer wird beim ZK-Plenum eine frisierte Parteigeschichte vorlegen. Damit möchte er den eigenen Machterhalt begründen.

Xi Jinping auf den Bildschirmen eines Pressezentrums in Shanghai Foto: Andreas Galbraith/rtr

Peking taz | Der Personenkult um Xi Jinping hat in den letzten Jahren geradezu nordkoreanische Dimensionen angenommen. Doch am Wochenende übertraf sich die Nachrichtenagentur Xinhua beim Lobpreisen des chinesischen Parteichefs noch einmal selbst. „Dies ist ein Mann voll Entschlossenheit und Tatendrang, ein Mann mit tiefgründigen Gedanken und Gefühlen, ein Mann, der ein historisches Vermächtnis antritt, aber gleichzeitig Innovationen wagt“, heißt es in dem unfreiwillig komischen Porträt über den 68-Jährigen.

Der Zeitpunkt der Publikation ist kein Zufall. Denn an diesem Montag kommt das über 300-köpfige Zentralkomitee zum sechsten Plenum zusammen. Was nach einem bürokratischen Routinetreffen klingt, ist in Wirklichkeit viel mehr: Xi Jinping bringt sich in Stellung für eine dritte Amtszeit, um auch formell zum mächtigsten Staatsoberhaupt seit Landesvater Mao Zedong zu avancieren.

Bei solchen Plenen werden keine politischen Entscheidungen gefällt, sondern nur verkündet. Jetzt ist das Herzstück die Verabschiedung einer Resolution über die „historischen Errungenschaften der Partei“.

Bisher wurden in der gesamten Geschichte der Kommunistischen Partei Chinas nur zwei solcher historischen Resolutionen beschlossen: 1945 nutzte Mao Zedong die Gelegenheit, um seine innerparteiliche Konkurrenz zu entmachten. 1981 sorgte Wirtschaftsreformer Deng Xiaoping dafür, dass man beim Plenum des Zentralkomitees die Fehler der Regierung während der letzten Jahrzehnte neu reflektiert.

Mit neuer Vergangenheit in alte Zukunft

Diesmal wird erwartet, dass Xi Jinping zur weiteren Machtkonsolidierung die Geschichtsschreibung im Sinne der eigenen Ideologie weiter frisieren wird. Die dunklen Kapitel – von der Kulturrevolution bis hin zum Großen Sprung nach vorn – werden unter den Teppich gekehrt.

Die Parteihistorie wird stattdessen als „100-jähriger Kampf“ erzählt – gegen feindliche ausländische Mächte, die China am wirtschaftlichen Aufstieg hindern wollen. Dabei ruft Xi auch immer wieder die traumatische Kolonialgeschichte des Landes in Erinnerung.

Seine Kernbotschaft lautet: Nur unter Xi Jinping kann das chinesische Vaterland wieder zu alter Größe erstarken. Deshalb könne es keine Alternative geben, wenn beim nächsten Parteikongress im kommenden Jahr die Machtfrage gestellt wird.

Xi wird sich dann zweifelsohne nach zehn Jahren für eine dritte Amtszeit als Chef der Partei, des Militärs und des Staates krönen lassen.

Xis Politik ist vom Ende der Sowjetunion geprägt

Das ist politisch durchaus heikel. Denn nach dem Tod von Landesvater Mao Zedong entschied sein Nachfolger Deng Xiaoping, dass die Macht künftiger Staatschefs auf zwei Legislaturperioden begrenzt sein müsse.

Damit wollte man exzessiven Persönlichkeitskult und überproportionale Machtkonzentration verhindern. Genau dies jedoch ist unter Xi Jinping erneut eingetreten.

Man kann dem 68-Jährigen durchaus vieles vorwerfen: eine Re-Ideologisierung der Gesellschaft, rigide Unterdrückung von Kritikern und eine in Teilen marktfeindliche Wirtschaftspolitik. Doch auch die größten Kritiker müssen Xi zugestehen, dass er zumindest eine ausgeprägte Vision für sein Heimatland hat.

Sein Gesellschaftsentwurf ist zutiefst vom Zusammenbruch des Ostblocks geprägt. Laut Xi ist die Sowjetunion kollabiert, weil die kommunistischen Kader zum einen von Korruption befallen waren und zum anderen ihre eigene Ideologie nur mehr als Farce nach außen trugen.

Antikorruptionskampagne und Re-Ideologiserung

Xi selbst hat in China eine rigide Antikorruptionskampagne gestartet, die Zehntausende hochrangige Regierungsbeamte hinter Gitter brachte. Gleichzeitig hat er die kommunistische Ideologie wieder ernst genommen – und holt in seinen Reden erneut Marx und Engels aus dem Zitatenschatz.

Doch zugleich beweist er als autoritärer Staatschef, dass er offenbar aus den eigenen Fehlern der Partei nicht gelernt hat. Als zuletzt mit Mao ein Staatschef bis an sein Lebensende an der Macht blieb, stürzte er sein Land in Chaos, Anarchie und wirtschaftliche Armut.

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9 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Ein Diktator, wie er im Buche steht.

  • Wir kaufen alle Made-in-China, und wir alle unterstützen damit den Diktatur dort.

    So Doppel-Moral haben wir alle...

  • * Diktatoren wählt man nicht ab



    * Sie werden im Volk der Chinesen keinen besseren finden als diesen geliebten Führer

    „Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Taiwan von den Demokraten befreit werden muss"

  • Ich habe einen anderen Blickwinkel anzubieten (welcher sich nicht mit dem im Artikel ausschliesst):

    die Parteiführung ist in grosser Angst.

    Vorbei die Zeiten des (vom Ausland gezogenen) traumhaften Wachstums (das "Ausland", d.i. die USA wachsen nicht mehr. Eine erdrückende Mehrheit der Waren in WalMart sind schon "made in China", etc., etc.). Die neue Seidenstrasse wird lediglich einen kleinen Aufschub bieten.

    Der soziale Konsens scheint mir sich bisher sehr stark auf dieses Wachstum gestützt zu haben. Das Versprechen, irgendwann aus der Armut zu kommen (und da hat China in den letzten Jahrzehnten tatsächlich Titanenarbeit geleistet [1]).

    Und jetzt? Fällt dieser Kitt weg, gibt es genug Risse und Spannungen in dieser doch sehr heterogenen Gesellschaft, die schwer beherrschbar sein werden.

    Also wird das durch die "gut bewährte" Haushaltsmischung aus Nationalismus, Paranoia, und wahrscheinlich auch krude ethnozentristische Supremacy-Illusionen ersetzt.

    Xi Jinping ist so einerseits der Autokrat, andererseits einfach nur Instrument der Parteiführung.

    Ich fürchte interessante Zeiten.

    [1] Diese Anerkennung, die m.E. "im Westen" oft zu kurz kommt heisst nicht, dass mensch das autoritäre Regime gutheissen mus, im Gegenteil. Linke Menschen müssen schon ein wenig Dialektik aushalten können.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    „Dies ist ein Mann voll Entschlossenheit und Tatendrang,.."

    Genau, die Uigureen werden ihm nochmal dankbar sein für die Gehirnwäschen, Schläge, Vergewaltigungen, Zwangssterilisationen ....



    Das alles findet statt in den Konzentrationslagern.

    Und wir machen Geschäfte mit so einem? Die Industriellen sollten sich in Grund und Boden schämen!

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Im 21.JH gibt es noch Konzentrationslagern?



      Es kann nicht wahr sein...

      Und alle diese Nachrichten, dass die Uiguren im KZ die Zwangsarbeiter für Chinesische Industrie ist, ist auch eine Lüge.. So was passiert in China nicht, niemals.

      So wir können alle weiter "Made-in-China" kaufen. Wir machen weiter...

    • @17900 (Profil gelöscht):

      So ist es. In einer Reihe mit anderen Diktaturen. Ich kenne bzw kannte einige Chinesen als noch mehr zur Ausbildung hierher kamen. Mir fiel auf, dass diese immer patriotischer wurden. War mir dann irgendwann zu viel.

  • Der Kommunismus ist ja auch eine Farce! Was Kommunisten bis heute nicht begriffen haben, und wohl auch nie werden, der Mensch ist keine Ameise und auch keine Honigbiene.

    Xi wird scheitern und den Preis deses scheiterns wird die Bevölkerung bezahlen. So wie schon immer in praktisch allen Diktaturen.

    • @insLot:

      Das hat doch mit Kommunismus oder Sozialismus nichts zu tun.

      Den gab es weder in der Sowiet Union noch in China. Das sind Diktaturen die Kommunismus und Sozialismus pervertieren.