Politische Dilettanz in Hamburg: Grüne Chaostage in Eimbüttel
Die Grünen sind stärkste Kraft in Hamburg-Eimsbüttel – und nun die großen Verlierer: Zweimal scheiterte ihre Kandidatin für die Bezirksamtsleitung.
I hre „wildesten Erwartungen“ seien übertroffen worden, jubilierte Katharina Fegebank, als die Grünen im Mai bei den Bezirkswahlen in vier von sieben Bezirken von den WählerInnen zur stärksten Kraft gekürt wurden. Sieben Monate haben die Grünen die wildesten Erwartungen nur in einer Disziplin übertroffen: Wie man seinen fulminanten Wahlsieg in das größtmögliche Chaos ummünzt.
Nur in Altona und in Nord, wo die BezirkamtsleiterInnen-Posten vakant waren, schafften es die grünen Wahlsieger, relativ geräuschlos grünes Personal an die Bezirksspitze zu katapultieren. Dass in Nord drei Abgeordnete der grün-roten Koalition den grünen Kandidaten Michael Werner-Boelz nicht mitwählten, geriet eher zur Randnotiz.
In Mitte, wo die Grünen den größten Wahlerfolg erzielt haben, sitzen sie nun in der Opposition. Nach von der grünen Landesspitze erhobenen, schwach belegten Islamismus-Vorwürfen gegen zwei ihrer Abgeordneten, wechselten sechs grüne Abgeordnete zur SPD, die nun mit CDU und FDP regiert. In Eimsbüttel brüskierte Kreischef Steffen erst die SPD, indem er ihr die CDU vorzog und scheiterte nun krachend und in zwei Anläufen daran, einen kompetenten SPD-Bezirkschef aus Machtkalkül durch eine Grüne zu ersetzen.
Zurück bleibt die Erkenntnis, dass die Grünen nicht reif sind, Wahlstimmen in politische Gestaltung umzusetzen und dass eine grün-schwarze Koalition sich nicht mal auf das eigene Personal verlassen kann. Zurück bleibt auch eine von der Arroganz der Grünen angewiderte SPD. In der häufen sich die Stimmen, nach der Wahl nicht mehr auf Rot-Grün zu setzen. Der politische Schaden für die Grünen, er könnte kaum größer sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
SPD im Vorwahlkampf
Warten auf Herrn Merz
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern