Politiker unter Plagiatsverdacht: Huber nun ohne Doktortitel
CSU-Generalsekretär Martin Huber verzichtet freiwillig auf seinen Doktortitel – nach einer kritischen Stellungnahme der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.
Huber hatte die LMU kurz nach seiner Kür zum CSU-Generalsekretär im Mai „aus Gründen der Transparenz“ selbst gebeten, seine Arbeit erneut zu überprüfen. Anlass waren Vorwürfe des Plagiatsforschers Jochen Zenthöfer, der zunächst in der Bild am Sonntag von Zitaten ohne oder mit falscher Quellenangabe in der Dissertation sprach. Zenthöfer sagte damals, die Maßstäbe des guten wissenschaftlichen Arbeitens seien in der Dissertation nicht eingehalten worden. Die Fehler gingen über einzelne Fehler bei der Zitierweise hinaus.
Huber hatte 2007 eine Arbeit mit dem Titel „Der Einfluss der CSU auf die Westpolitik der Bundesrepublik Deutschland von 1954-1969 im Hinblick auf die Beziehungen zu Frankreich und den USA“ vorgelegt. Huber habe zwar die übernommene Literatur angegeben, teilte die LMU mit. Er habe aber die wissenschaftlichen Gepflogenheiten im Umgang mit Forschungsliteratur nicht eingehalten, nach denen wörtliche und inhaltliche Übernahmen zu unterscheiden seien.
„Dass Fach und Leserschaft über das Verhältnis von Eigenleistung und Leistung anderer Autoren im Unklaren gelassen würden, lege den Verdacht der Täuschung nahe“, hieß es weiter. Eine Täuschungsabsicht habe aber nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden können, da Huber „seine Vorlagen durchwegs angegeben und der Betreuer der Arbeit diese Arbeitsweise als akzeptabel bewertet“ habe. Die Voraussetzungen für einen etwaigen Entzug des Doktorgrades sind laut LMU nicht gegeben.
Huber überrascht über Wertung der Uni
Huber sagte daraufhin am Freitag: „Ich habe meine Doktorarbeit nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Die Beurteilung der Universität ist für mich überraschend und enttäuschend, gleichwohl akzeptiere und respektiere ich diese. Als persönliche Konsequenz werde ich den Doktortitel nicht mehr führen.“ Huber fügte hinzu: „Es ist gut, dass die Prüfung nun abgeschlossen ist, meine volle Konzentration gilt weiter meiner Arbeit als CSU-Generalsekretär.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Ukraine-Verhandlungen in Saudi-Arabien
Wege und Irrwege aus München
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?