Politik und Fachkräftemangel: Deutschland sucht Personal
Die Bundesregierung will mit einer „Fachkräftestrategie“ gegen den Arbeitskräftemangel vorgehen. Mehr Frauen und Zuwanderer sollen in den Jobmarkt.
Zu den aufgelisteten Maßnahmen gehören etwa die „Ausbildungsoffensive Pflege“, eine „Allianz für Aus- und Weiterbildung“, der „Dialogprozess Längeres Arbeitsleben“, der „Dialog und Arbeitsprozess Mittelstand, Klimaschutz und Transformation“.
Sie alle werden im 40-seitigen Strategiepapier genannt. Im Vorfeld hatte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Peter Wollseifer, bereits kritisiert, es fehle der „Kompass“. Eine bloße Sammlung von Einzelprojekten sei keine Strategie, die mittel- und langfristig konzipiert sein müsse.
Die Bundesregierung will laut Strategiepapier, dass „Erwerbspotenziale“ noch besser ausgeschöpft werden. „Insbesondere für Frauen ist eine gute Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben das Fundament für eine stärkere Erwerbsbeteiligung“, heißt es. Eine „Verbesserung der Arbeitsqualität, eine mitarbeiterorientierte Arbeitskultur und die Frage einer einfachen Verwirklichung der Wünsche nach einem längeren Verbleib im Arbeitsleben durch einen flexiblen Übergang in den Ruhestand seien „essentiell“.
Offenheit für Migrant:innen
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte dazu: „Wir brauchen vor allem auch mehr Offenheit für ausländische Fachkräfte. Im Inland gibt es immer noch Potenziale mit Blick auf die Erwerbstätigkeit von Frauen, die natürlich mit mehr Kita-Plätzen und Betreuungsmöglichkeiten zusammenhängt. Und es gilt für ältere Menschen, die für sich entscheiden länger arbeiten zu wollen“.
Heil nannte am Mittwoch unter anderem die geplante Ausbildungsgarantie, die angekündigte Bildungszeit, eine Art Bildungs-Sabbatical, und die Förderung in der Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen als Bausteine der Fachkräftestrategie. Er verwies auch auf das geplante neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, zu dem die Regierung im Herbst Eckpunkte vorliegen möchte. Danach sollen etwa junge Einwanderer:innen, die Berufserfahrung und einen im Ausland anerkannten Abschluss, aber kaum Deutschkenntnisse haben, dennoch eine Arbeit aufnehmen können.
Im Strategiepapier heißt es, dass nach aktuellen Ergebnissen des Fachkräftemonitorings im Jahre 2026 etwa 240.000 Arbeitsplätze mehr neu zu besetzen sind, als Arbeitskräfte verfügbar werden. Künftig werde das „Fachkräfteparadox“ zunehmen, wonach es in einigen Branchen und Regionen Fachkräftemangel, in anderen Branchen und Regionen hingegen Arbeitsplatzabbau geben werde. Laut Papier ist die Zahl der sozialversicherten Beschäftigten zwischen den Jahren 2010 und 2020 um 19 Prozent gestiegen.
Die Vorsitzendes des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Yasmin Fahimi, plädierte in einem Interview mit der Rheinischen Post dafür, Erwerbsarbeit und Weiterbildung für Frauen attraktiver zu machen. Sie forderte die Abschaffung des Ehegattensplittings.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?