Podcast „Nur Mut“ : Gib es endlich zu
Empfohlener externer Inhalt
In der letzten Folge vom taz-Podcast geht es um Sprache als Machtausübung. Wie sagen wir, was uns stört, ohne einander in die Enge zu drängen?
„In Beziehungen geht es im Streit oft um Macht und Unterwerfung“, sagt Muth. „Und gar nicht um das Miteinander und die Augenhöhe. Also: Entweder ich hab Recht – oder du. Entweder machen wir das so – oder gar nicht.“ Anstatt um eine Lösung geht es dann um die Fragen: Wer setzt sich durch? Wer ist stärker?
Eine Weise, wie wir andere unter Druck setzen – zum Teil auch ohne es zu merken – sind Listen, die über die Zeit immer länger werden, sagt Muth. „Da wird unter den Teppich gekehrt, bis die Beule ganz groß ist, und dann passiert es. Bam, bam, bam, du hast dann, du hast dann. Und da wird vor drei Jahren noch was aus der Tasche geholt – was als Gefühl eine Spur hinterlassen hat, aber nie ausgesprochen oder geklärt wurde.“
So eine Kaskade halte kein Mensch aus. Und: Wenn wir zulassen, dass sich Dinge so anstauen, sei das die eigene Verantwortung und nicht die der anderen Person. Merken wir also, dass wir eine Liste haben, sei es wichtig, sie Schritt für Schritt abzuarbeiten. „Ein Kritikpunkt oder zwei pro Gespräch, aber mehr auf keinen Fall. Das überfordert“, sagt Muth. „Lieber ein bisschen Zeit vergehen lassen.“ Zum Beispiel einen Monat. „Und dann ansprechen.“
Ein weiterer Punkt sind Wörter wie „immer“ oder „nie“, „meistens“, „oft“ oder „selten“ in Streits. Die führen in der Regel weg vom eigentlichen Thema, weil es dann ins Kleinklein geht. Zum Beispiel: „Nie hilfst du mir dabei – Voll wohl, vor zwei Monaten – Oha, dann hilfst du halt selten! – Quatsch, schon viermal dieses Jahr! – Das ist selten! – Das ist nicht selten!“
Und zuletzt ist es auch hilfreich, ein Verhalten zu kritisieren, nicht den Menschen. „Dieses Verhalten von dir, das fand ich echt rücksichtslos“ thematisiert etwas, das außerhalb der Person liegt. Etwas, das vergangen ist und sich in Zukunft anders machen lässt. Im Gegensatz zum Satz: „Du bist rücksichtslos“, der einem Menschen Rücksichtslosigkeit als fixe Eigenschaft unterstellt.
Daran, wie wir miteinander reden, erkennen wir das Wesen unserer Beziehung, sagt Muth. „Die Beziehung spiegelt sich im Kommunikationsstil wieder: Wenn Sie eine wertschätzende Beziehung haben, würde da kein Kommunikationsstil zu passen, der abfällig und anschuldigend ist. Das hängt miteinander zusammen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!
Wissenschaftlerin über Ossis und Wessis
„Im Osten gibt es falsche Erwartungen an die Demokratie“