Podcast „Machtwechsel“: Scholz dialektisch betrachtet
„Machtwechsel“ ist nichts für Bessermeiner. Er ist das Symposion unter den Politik-Podcasts. Robin Alexander und Dagmar Rosenfeld sezieren Politik.
Der Satz, auf den ich im Podcast „Machtwechsel“ – wie auch sonst im Leben – immer gespannt warte, lautet: „Stimmt. Es könnte aber auch sein, dass …“
Sowohl Robin Alexander als auch Dagmar Rosenfeld, die Hosts des Podcasts, sagen ihn zum Glück sehr oft und verbreiten damit eine Stimmung wie in Platons „Symposion“, in dem aufs Genüsslichste und Gründlichste alle Ideen und Thesen über die Frage, wo der Eros herkommt und was ihn ausmacht, diskutiert wird. Die Arbeit der dialektischen Betrachtung ist das, was „Machtwechsel“ zu einer der besten Politikshows der Republik macht. Den beiden Hosts gelingt es, hochkomplizierte politische Verwehungen auseinanderzudröseln, ohne dabei in Erklärungsmuster zu verfallen, die grade so auf dem Markt sind.
Sie betrachten Ereignisse im parlamentarischen Betrieb akribisch von allen Seiten, nehmen Vergangenes hinzu, was im schnelllebigen Tagesgeschäft der politischen Meinungsbildung längst wieder vergessen wurde. Damit unterscheiden sie sich von vielen Journalist*innen, die es oft gar nicht besser wissen und sich deswegen als Bessermeiner profilieren.
„Machtwechsel“ startete 2021 als Projekt von Springers Welt, seit Rosenfeld von dort zu The Pioneer wechselte, ist er ein Projekt beider Medienhäuser.
Der Titel des Podcasts, auf das Ende der Merkel-Ära bezogen, wirkt in diesen Tagen dunkel. Seitdem die Welt eine AfD-Wahlempfehlung von Elon Musk gegen den Willen der Redaktion druckte, wird heiß diskutiert, ob die Zeitung einen Machtwechsel anstrebt. Nicht in dem Sinne, dass Springer-Vorstandschef Döpfner seine Anteile verschenken würde.
Sondern in dem Sinne, alles in Kauf zu nehmen – bessere Wahlergebnisse für die AfD und die Abschaffung redaktioneller Eigenständigkeit –, um den polternden Abo-Stamm weiter auszubauen, der in Trump/Musk/Milei die Rettung vor dem Untergang sieht.
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