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Pleite von ProkonDie Geier sind schon da

Konkurrenten und Hedgefonds warten nur darauf, aus den Resten des insolventen Windparkbetreibers Prokon Kapital zu schlagen.

Der kreisende Geier ist ein Sinnbild für die drohende Pleite. Aber sobald die Sache gelaufen ist, schlägt der Aasfresser selbst zu. Bild: reuters

DÜSSELDORF rtr | Nach der Pleite von Prokon bringen sich Schnäppchenjäger in Stellung. Der Hamburger Solarpark- und Windkraftbetreiber Capital Stage hat Interesse an einem Kauf von Prokon-Anlagen. „Die Übernahme von Bestandsparks gehört zu unserem Geschäft“, sagte ein Sprecher am Freitag. Man wolle abwarten, bis das Insolvenzverfahren eröffnet sei und dann Kontakt zum Verwalter aufnehmen. Auch der niederländische Hedgefonds Exchange Investors hat ein Auge auf Prokon geworfen und erklärte, er wolle Prokon-Anlegern Genussscheine abkaufen.

Dessen Vorstand Frank Scheunert, der den Fonds von Dubai aus verwaltet, kündigte gegenüber Reuters an: „In etwa zwei Wochen wollen wir ein konkretes Angebot vorlegen.“ Viel werde er für die Genussrechte aber nicht offerieren. Exchange Investors werde wohl zunächst für die bereits gekündigten Genussrechte bieten. Da es für Genussrechte keine Börsenkurse gebe, bereiteten Broker wie Nicolaus Stifel den Handel der Genussrechte vor.

75.000 Anleger hatten Prokon in der Hoffnung auf hohe Renditen insgesamt 1,4 Milliarden Euro an Genussrechtskapital zur Verfügung gestellt und zittern nun nach der Insolvenz um ihr Geld. Denn Halter von Genussscheinen müssen sich in der Insolvenz hinter anderen Gläubigern anstellen.

Für RWE und Eon „kein Thema“

Prokon-Chef und Firmengründer Carsten Rodbertus hatte am Donnerstag angekündigt, einen Teil der Windkraftanlagen zu verkaufen, um Geld in die Kasse zu bekommen. Darüber habe er bereits Gespräche mit mindestens fünf Marktteilnehmern geführt. Die Energiekonzerne RWE und Eon, die ebenfalls Windparks betreiben, gehören nicht dazu. „RWE führt keine Gespräche zur Übernahme von Prokon-Anlagen“, sagte eine Sprecherin. „Für Eon sind Prokon-Anlagen kein Thema“, hieß es beim Düsseldorfer Wettbewerber.

Prokon hatte mit hohem Werbeaufwand im Fernsehen, auf Bussen und Straßenbahnen oder durch Postwurfsendungen Käufer für seine Papiere angelockt. Die Stiftung Warentest, aber auch Medien wie die taz hatten schon lange vor den kurzfristig kündbaren Scheinen gewarnt. Das Geld steckte Prokon in Windkraftanlagen, investierte es also langfristig. Jährlich flossen sechs bis acht Prozent Zinsen. Als viele Anleger ihre Papiere kündigten und das Investment zurückforderten, meldete Prokon Insolvenz an. Nach Firmenangaben von Ende vergangener Woche hatten Anleger rund 227 Millionen Euro zurückgefordert.

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14 Kommentare

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  • JM
    jidal marutzkaus

    Warum Strom aus Erdgas (Blockheizkraftwerke) als ÖKO-Strom durchgeht - das versteht wahrscheinlich nur Frau Sladek --> Eigentlich ist es eine Verbrauchertäuschung. Strom aus Erdgas ist kein ÖKO-Strom, genauso wenig wie Strom aus Erdöl oder Kohle - all dies sind "Fossile Energieträger" ! --> Es ist ein ganz großer Skandal, dass die EWS-Schönau ihren GAS-Strom als ÖKO-Strom anbieten darf. Nur weil die Abwärme aus BHKW's auch genutzt wird, das macht aus GAS kein ÖKO-Produkt ! ! !

  • IO
    ivaors our

    Was ist das für eine Politik die "Bürger" lockt mit der EEG-Zulage" z.B. sich für 20.000,- PV aufs Hausdach zu nageln - und ein paar Jahre später sagt "So jetzt bekommt ihr alle nur noch den Börsenpreis für Strom, also 5 CENT und ihr könnt nun alle noch 50 Jahre auf euren 'Return On Invest' warten." --> So, oder so ähnlich stellt es sich die GROKO vor. ---> Das wäre ein Grund für Neuwahlen, denn es sind bereits Millionen von Bürgern, die persönlich in "Erneuerbare Energien" investiert haben !

  • TO
    there otionsF

    Liebe PROKONER: Denkt einfach positiv und seid optimistisch --- ... und was Anderes machen wir dann wenn's nicht klappt - und des klappt immer - gell ! * (*Zitat von MdL Ministerpräsident BW " Winfried Kretschmann ")

  • GF
    glad fnoliti

    ... genau - es kann nicht sein das man "gegen die Energiewende" ist und nichts tut aber hier bei PROKON, sein Erspartes, nur aus reiner Geldgier liegen hat ? --- NIEMAND HAT HIER OHNE DEN ÖKOLOGISCHEN ASPEKT GELD ANGELEGT - es sei denn Shizophrene, die nicht wissen was sie tun!

  • AL
    archlute. lepredo

    PROKON: 2 neue Links --> (Schreiben des Inso-Verwalters Dr. Penzlin an die Anleger und zu PROKON-Strom)

     

    https://www.prokon.net/newsletter/Brief_anleger_140128.pdf

     

    https://www.prokon.net/newsletter/Anschreiben_Strom_20143001.pdf

  • YS
    yshstab surely

    Es wird keine Pleite geben! max. kann es höchstenfalls zu einer Teilinsolvenz kommen. (...siehe Prokon-Brief des vorläufigen Inso-Verwalters Dr. Penzlin und C. Rodbertus vom 29.01.2014) --> Auch wir haben inzwischen unsere Kündigung über 20.000,- GR widerrufen ! -- ...weil das, das Allerbeste ist um uns selbst und PROKON zu helfen und wir beziehen unseren Strom schon seit 01.01.2014 bei PROKON und wir werden PROKON-Holz-Briketts einkaufen. --> Allen Unkenrufen zum Trotz (Presse-sogar die TAZ schreibt schlecht über PROKON) wird es bestens weitergehen mit PROKON egal ob als AG oder als Genossenschaft !!!!!

     

    Wenn alle, so wie wir zusammenstehen würden - dann hätte sich das ganze Spektakel um PROKON schon längst erledigt. JEDER DER ZU PROKON STEHT SOLLTE ALLES IN SEINER MACHT LIEGENDE TUN UM PROKON ZU HELFEN - Die Sache ist nämlich eine Frage des "Wie wollen wir und unsere Kinder in Zukunft leben und wie soll unser Planet ERDE morgen aussehen" - bedenkt alle dies bei Eurer Entscheidung !!!

  • CE
    completed essesnes

    Zur Hart aber Fair Sendung (27.01.2014, 21:00 UHR): Die Politik stiehlt sich einfach aus der Verantwortung und sagt: "Selbst Schuld - es stand doch alles (Totalverlustrisiko) im PROKON-Prospekt" --- Die Wahrheit ist: JETZT SOLLEN DIEJENIGEN DIE AKTIV DIE ENERGIEWENDE UNTERSTÜTZT HABEN MIT TOTALVERLUST BESTRAFT WERDEN !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! --- Das nächste was aus der Politik wohl kommt ist, dass alle PV-Anlagen Besitzer auch nur noch den Strombörsenpreis erhalten sollen und 30 bis 40 Jahre auf ihren Investitionskosten sitzen bleiben. --- DIESER SKANDAL IST SO GROSS - DASS ES LETZTLICH ZUM RÜCKTRITT DIESER REGIERUNG, UND ZU NEUWAHLEN FÜHREN MUSS ! ! !

  • BT
    but tneenar

    Wenn alle, so wie wir zusammenstehen würden - dann hätte sich das ganze Spektakel um PROKON schon längst erledigt. JEDER DER ZU PROKON STEHT SOLLTE ALLES IN SEINER MACHT LIEGENDE TUN UM PROKON ZU HELFEN - Die Sache ist nämlich eine Frage des "Wie wollen wir und unsere Kinder in Zukunft leben und wie soll unser Planet ERDE morgen aussehen" - bedenkt alle dies bei Eurer Entscheidung !!!

  • 4
    45245249

    Es wird keine Pleite geben! max. kann es höchstenfalls zu einer Teilinsolvenz kommen. (...siehe Prokon-Brief des vorläufigen Inso-Verwalters Dr. Penzlin und C. Rodbertus vom 29.01.2014) --> Auch wir haben inzwischen unsere Kündigung über 20.000,- GR widerrufen ! -- ...weil das, das Allerbeste ist um uns selbst und PROKON zu helfen und wir beziehen unseren Strom schon seit 01.01.2014 bei PROKON und wir werden PROKON-Holz-Briketts einkaufen. --> Allen Unkenrufen zum Trotz (Presse-sogar die TAZ schreibt schlecht über PROKON) wird es bestens weitergehen mit PROKON egal ob als AG oder als Genossenschaft !!!!!

  • Ein stürmisches Naturschauspiel diskreditiert die existentielle Energiewende nachhaltig

     

    Das schöne Geld der meist kfm. naiven, hochzinsgierigen Anleger wurde in vielen kleinen u. großen Scheinen nicht nur von Bio-Idealisten eingesammelt, in ein paar Quartalen zehntausendfach. Danach wurde das mit ursprünglich Sparer-Werten bedruckte Papier, in gutem Öko-Glauben quasi treuhänderisch überlassen, v. PROKON/GF-C.RODBERTUS „spezialveredelt“: Zuerst in der 2011+2012 *defizitären Magdeburger Pflanzenöl-Mühle der benötigte Finanzmittel-Saft ausgepresst, dann in D,POL,FIN windigen Parks(manchmal funktionierend, oft nur im Bau o. gar Planung) durch die ständig zu wenig ausgelasteten Rotorblätter gehäkselt, m. neuerdings eigener teurer Entwicklung Prototyp. Das stark geschrumpfte fremde Kapital als Schnipsel samt nicht vorhandenen rumänischem Waldholz beim voll finanzierten Kooperationspartner in Thorgau in verbrennbaren Pellets geformt und auf selbst gezimmerten Euro-Paletten(nicht €-Paletten) nach 1/4Mrd... Konzern-Verlust in nur 2 Jahren endlich z. Amtsgericht IZ für Inso.-Antrag.

    Die ländliche Justiz leitete die gefährliche Fracht sofort weiter z. Oberstaatsanwaltschaft HL Vorermittlungsteam f. Wirtschaftskriminalität wg. diverser Strafanzeigen vorsätzlicher Täuschungen/versuchten Betrügereien=incl. Verdacht Schneeballsystem. Und die Moral von der traurigen Energiewende-Geschicht ??? Solch chaotische Greentec-Projekte rechnen sich leider nicht !!! *exemplarisch für die Fa.-Gruppe Minus 21Mio. + Minus 37Mio., letzter Bilanz-Entwurf allerdings ebenfalls ohne Wirtschaftsprüfer-Testat mangels Handelsgesetzbuch-Konformität.

  • "Als viele Anleger ihre Papiere kündigten und das Investment zurückforderten, meldete Prokon Insolvenz an."

    Das hört sich an, als wären die Kündigungen der Anleger schuld. Das ist Blödsinn, die Insolvenz wäre auf jeden Fall gekommen und auch nicht wesentlich später. Das ganze war einfach ein Schneeballsystem, denn anders sind 6-8 Prozent Rendite im Augenblick gar nicht zu erwirtschaften.

    • Y
      YYY
      @XXX:

      Wieso wollen die Profis bzw. Geier in ein "Schneeballsystem" investieren?

      Oder ist es etwa doch keines, wissen die Profis bzw. Geier mehr?

      Warum wollen sie an die Genussscheine ran, wenn diese so wertlos sein sollen?

      Aktuell ist erst mal abzuwarten, was der Insolvenzverwalter an Fakten feststellt, bevor vorverurteilt und spekuliert wird.

      Siehe Pressekonferenz am 23.01.2014 in Itzehoe:

      https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=Z3molNHi0nc

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Die Gier ist eben immer noch stärker als die Vernunft. Jeder weiß, daß acht Prozent Rendite in der heutigen Zeit reine Phantasie ist. Aber wenn doch die Prospekte so toll aussehen, und überall die Werbung zu sehen ist, kann es doch nicht gelogen sein.

    • BF
      byGums full
      @774 (Profil gelöscht):

      Mit einer eigenen PV-Anlage ist eine Rendite von 8-12% keine Utopie sondern Tatsache und Fakt. Wir betreiben eine PV-Anlage auf dem Hausdach (Baujahr 2009 und 20.000,- Nettoinvest und haben eine Rendite von 10% sprich ca. 200,- monatlichem Ertrag (Steuerberaterkosten von ca. jährl. 200,-€. gehen davon noch ab) --> In der Windkraft sind die Renditen ziemlich gleich und NUR 6-8% erklären sich, weil da ja noch Geld für den Betreiber abgeht!(Betreuung,Wartung,etc.) ---> Du scheinst ebenso NUR ein ganz grosser Neider zu sein, sonst würdest du nicht diesen Medien-Mist nicht nachplappern!!!!!