Pleite der Silicon Valley Bank: Angst vor neuer Bankenkrise
Nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) bangen Start-ups in den USA und Großbritannien um ihr Geld. An den Märkten wächst die Sorge vor einem Dominoeffekt.
Zuletzt haben Zentralbanken rund um den Globus die Zinsen angehoben, um die spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor einem Jahr sprunghaft gestiegene Inflation einzudämmen. Nach mehr als einem Jahrzehnt mit Nullzinsen zeigen sich nun aber Risse im Finanzsystem. Einige Investoren fürchten, dass sich der plötzliche Kurswechsel jetzt rächt. In den USA hat die Notenbank Fed die Zinsen so stark angehoben wie seit den frühen 1980er-Jahren nicht mehr. Als Nebenwirkungen davon gelten ein Ausverkauf bei Technologieaktien, Turbulenzen bei Kryptowährungen sowie Druck auf US-amerikanische und britische Immobilienfonds.
Die Pleite der SVB mit Sitz in Santa Clara ist der größte Kollaps seit der globalen Finanzkrise von 2008. Das Institut hatte Ende 2022 Vermögenswerte von 209 Milliarden US-Dollar in der Bilanz und war damit die Nummer 16 der US-Bankenbranche. Bislang leiden vor allem Investoren unter der Pleite, die besonders riskante Wetten eingehen.
Das könnte sich aber ändern, befürchten Experten. Bei der SVB hatten Kunden an nur einem Tag 42 Milliarden Dollar abgezogen. Die kalifornische Aufsichtsbehörde zog daraufhin am Freitag den Stecker und schloss das Institut.
Fed-Sitzung am Montag
Wegen der Größe der SVB ist der Kreis möglicher Retter begrenzt. Die Fed und die US-Einlagensicherung FDIC erörtern einem Bericht der Agentur Bloomberg zufolge eine Auffanglösung für Institute, die nun auch unter Druck geraten könnten. So könnte versucht werden, Bankkunden zu beruhigen, um Panik zu vermeiden. Die Fed und die FDIC wollten sich dazu nicht äußern. Das Weiße Haus hatte am Samstag mitgeteilt, US-Präsident Joe Biden habe mit dem kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom über die Bank gesprochen.
Die Fed kündigte für Montag eine Sitzung ihres Gouverneursrats an. Es werde dabei in erster Linie um Vorschuss- und Diskontsätze gehen, so die US-Notenbank am Sonntag. Die Kreditvergabe der Fed über das sogenannte Diskontfenster spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Liquidität und Stabilität des Bankensystems.
Deutschland kaum betroffen
Die Regierung in London bemühte sich unterdessen darum, die Folgen des Zusammenbruchs der auch in Großbritannien vertretenen SVB so gering wie möglich zu halten. „Die Regierung behandelt dieses Thema mit hoher Priorität“, sagte Finanzminister Jeremy Hunt. Es solle kurzfristig sichergestellt werden, dass Betriebs- und Cashflow-Anforderungen der Kunden der Silicon Valley Bank UK erfüllt werden könnten. Die Bank von England hatte bereits am Freitag mitgeteilt, dass sie vorhabe, den britischen Arm der SVB in ein Insolvenzverfahren zu überführen.
In Deutschland gelten Auswirkungen derzeit als begrenzt, auch weil die SVB hierzulande keine Tochtergesellschaft hat. Es gibt nur eine vergleichsweise kleine Zweigstelle. „Wir haben die aktuellen Entwicklungen im Blick und berücksichtigen sie im Rahmen unserer laufenden Aufsicht“, teilte die Bonner Finanzaufsichtsbehörde BaFin am Freitag mit.
In den USA hatte die Fed zuletzt weitere Zinserhöhungen signalisiert. An der Wall Street waren Anleger auch deswegen nervös. Der breit gefasst S&P-500-Index gab in der abgelaufenen Börsenwoche 4,6 Prozent nach. Gefragt waren vor allem sichere Anlagen wie zweijährige US-Staatsanleihen. Die SVB war vermutlich anfällig für zu starke Zinsschwankungen und konnte Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen. Andere Banken in den USA bemühten sich zu betonen, ihre Liquiditätslage sei gesichert.
Dem Nachrichten-Portal Semafor zufolge wollen Hedgefonds Startup-Einlagen bei der SVB für 60 bis 80 Prozent des eigentlichen Werts aufkaufen. Das US-Nachrichtenportal Axios berichtete, die SVB habe kurz vor ihrem Kollaps noch Jahresboni ausgezahlt. Berechtigte Mitarbeiter hätten wenige Stunden vor der Schließung ihre Leistungsprämien erhalten. Die Aktien des Instituts hatten am Donnerstag einen Rekord-Tagesverlust verbucht und damit Börsenwerte von rund 80 Milliarden Dollar ausgelöscht.
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