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Planung für 1. Mai in Berlin„Ins Herz der Bestie“

Der 1. Mai könnte hart werden: Erst marschiert die NPD, dann wollen die Autonomen ins Regierungsviertel ziehen – diesmal mit allen Mitteln.

So ähnlich geht das jedes Jahr am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg: Irgendwas fliegt irgendwann irgendwohin. 2009 war es ein rosa Stuhl. Bild: dpa

BERLIN taz | Für Polizeipräsident Klaus Kandt wird der diesjährige 1. Mai eine Premiere – und die dürfte es in sich haben. Denn inzwischen ist klar, dass die autonome Szene ihre abendliche Großdemo wie schon letztes Jahr ins Stadtzentrum führen will, mit allen Mitteln. Und: Bereits am Mittag will ein Bündnis mit Massenblockaden einen Aufmarsch der NPD verhindern.

„Wir wollen ins politische Zentrum dieses Landes, und diesmal werden wir das auch durchsetzen“, sagt Jonas Schiesser von der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin der taz. Bereits im letzten Jahr hatten die Linken versucht, ihre 18-Uhr-Demo ins Regierungsviertel zu führen. Der Zug wurde vorm Jüdischen Museum in Mitte von der Polizei gestoppt. Die Polizeiführung begründete das mit Steinwürfen, die Autonomen sprachen von einem gezielten Angriff.

Auch in diesem Jahr stehe die Kritik an der europäischen Krisenpolitik im Vordergrund der Demo, erklärt Schiesser. „Und die wird nun mal in Berlin entschieden, mit all ihren unsozialen Folgen.“ Deshalb wolle man erneut ins Regierungsviertel ziehen, „ins Herz der Bestie“.

Dafür tüfteln die Autonomen an einem neuen Demokonzept. Schiesser bestätigt „einen Plan B“, sollte die Polizei den Aufzug erneut stoppen: „Wir werden auf Schikanen unkonventionell reagieren.“ Bereits bei Protesten etwa in Heiligendamm hatten Linke Konzepte erprobt, Polizeisperren zu „durchfließen“.

Angemeldet werden soll die Demo in den kommenden Tagen. Als Startpunkt ist der Kreuzberger Spreewaldplatz geplant, unweit einer von Flüchtlingen besetzten Schule. Die streikenden Asylbewerber sollen auf der Demo einen eigenen Block bilden, ebenso wie Mietergruppen oder kurdische Aktivisten. Nach einem Schlenker über Neukölln soll es über die Skalitzer- und Wilhelmstraße zum Pariser Platz gehen. Die Organisatoren rechnen wie im Vorjahr mit rund 15.000 Teilnehmern.

Massenblockaden geplant

Für die Polizei nicht die einzige Herausforderung am 1. Mai: Bereits um 12 Uhr will die NPD in Schöneweide aufmarschieren, eine der zentralen Veranstaltungen der Partei an diesem Tag. Sprechen sollen NPD-Chef Holger Apfel, sein Vorgänger Udo Voigt, auch der Berlin-Vorsitzende Sebastian Schmidtke.

Seit Wochen ruft dagegen ein Bündnis aus Nazigegnern zu Massenblockaden auf. „Wir werden nicht zulassen, dass die Nazis ihre Menschenverachtung auf die Straße tragen“, sagt Sprecher Jan Landers. Man werde ihnen die Straße versperren. Wolfgang Thierse (SPD) und Volker Beck (Grüne) wollen mitmachen, dutzende Verbände und Parteien unterstützen die Aktion.

Bereits 2010, als die NPD zuletzt am 1. Mai groß in Berlin demonstrieren wollte, wurde dies durch 10.000 Blockierer verhindert. Ähnlich viele Protestierer erwarte man auch diesmal, so Landers. Gut möglich, dass das auch die NPD ahnt. Nach taz-Informationen hat sie bisher eine Kundgebung für nur rund 300 Teilnehmer angemeldet. Schon zuletzt waren Aktionen der Berliner NPD spärlich besucht. So bliebe immerhin die Schmach einer Blockade erspart.

Die Polizei äußert sich zum Einsatzgeschehen am 1. Mai noch nicht. Man werde erst einmal die Anmeldungen und Gespräche mit den Veranstaltern abwarten, sagte ein Sprecher. Seinem Chef Klaus Kandt dürfte der Tag bereits mehr Kopfzerbrechen bereiten.

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12 Kommentare

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  • A
    afu

    wieder mal die üblichen verdächtigen, die die nazis ob ihrer demo-disziplin loben und meinen , dass nur die antifa soooo wahnsinnig gewaltbereit und gefährlich ist. wo leben diese menschen denn, ist denen nicht aufgefallen, dass nach der grenzöffnung über 100 tote auf das konto der braunen brut gehen?

    und ich war schon auf vielen demos, wo es keine randale gab, trotz einees großen schwarzen blockes

    also lieber herr/frau fiktion entweder richtig informieren oder bei einem für dich geeigneten medium posten: zB BILD

     

     

    PS: dieses gedicht von Tucholsky kommt mir dann immer in den sinn

     

     

     

    Rosen auf den Weg gestreut

    Ihr müßt sie lieb und nett behandeln,

    erschreckt sie nicht – sie sind so zart!

    Ihr müßt mit Palmen sie umwandeln,

    getreulich ihrer Eigenart!

    Pfeift euerm Hunde, wenn er kläfft –:

    Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft!

     

    Wenn sie in ihren Sälen hetzen,

    sagt: »Ja und Amen – aber gern!

    Hier habt ihr mich – schlagt mich in Fetzen!«

    Und prügeln sie, so lobt den Herrn.

    Denn Prügeln ist doch ihr Geschäft!

    Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft.

     

    Und schießen sie –: du lieber Himmel,

    schätzt ihr das Leben so hoch ein?

    Das ist ein Pazifisten-Fimmel!

    Wer möchte nicht gern Opfer sein?

    Nennt sie: die süßen Schnuckerchen,

    gebt ihnen Bonbons und Zuckerchen ...

    Und verspürt ihr auch

    in euerm Bauch

    den Hitler-Dolch, tief, bis zum Heft –:

    Küßt die Faschisten, küßt die Faschisten,

    küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft –!

  • KK
    Klaus K.

    Ja, ja, jedes Jahr das gleiche Gequatsche. Uuups, dieses Jahr wird das Herz der Bestie tatsächlich aufgesucht? Wirklich?

    Das ist doch das Gleiche wie im letzten Jahr. Ihr wollt nicht raus aus Kreuzberg!

    Und wenn ich mir den Nachgang der letzten Demo noch mal anschaue, dann war die 18-Uhr-Demo einfach nur erbärmlich.

     

    Mein 1.Mai als Präsident wird ganz entspannt!!!!

  • H
    Hans

    @KarstenT., FrakturStattFakten:

    Nein, der NPD muss kein Raum geboten werden, weder auf der Strasse, noch in der taz. Sie fordern ja auch nicht in der jungen Freiheit mehr Raum für die Ansichten von Antifaschisten?

    Kein Raum für Parteien und Gruppen, die die Nazis glorifizieren und die Verfassung ablehnen.

     

    Eine Gesellschaft hat zwar die Meinung gem. Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG zu schützen, doch auch hierfür gibt es gesetzlich geregelte Grenzen.

     

    Und die NPD-Anhänger haben sehrwohl schon bei angemeldeten Demonstrationen randaliert. So ein Stuss.

  • K
    KarstenT.

    Nun könnte man nach dem Lesen dieses Artikels eigentlich kritisieren, liebe taz-Redakteure, dass ihr dem verantwortlichen NPD-Sprecher genauso Raum für die Darstellung seiner Demonstrationsziele und des geplanten Demo-Ablaufs geben müsstet, wie ihr das hier mit den linksradikalen Terrorprinzen macht, die das Wort "Antifaschismus" missbrauchen, um ihren demokratiefeindlichen alljährlichen Gewaltorgien ein menschenfreundliches Deckmäntelchen zu verleihen.

    In ihrer Verachtung unserer Demokratie und den Mitteln, die zu deren Abschaffung befürwortet werden, nehmen sich diese Radikalinskis brauner und roter Couleur beide nichts.

    Hättet ihr aber erfahren können, wenn ihr nur mal auf deren jeweilige Website schaut.

  • 2M
    2. Mai

    Damit die Automaten friedlich demonstrieren können, werden sich tausend Anarchisten am 25.April verteilen und die komplette Innenstadt so derartig zerlegen, daß alles noch am 1. Mai kaputt ist.

  • ER
    Einfach rot lackieren, dann klappts auch mit den Medien

    Die Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin und die NPD haben eine zu 90% deckungsgleiche Ideologie. Dafür eine zu 90% unterschiedliche Berichterstattung.

  • N
    NanuNana

    Nanu, was haben denn 'kurdische Aktivisten' auf der Demo der Linken zu suchen?

    Gerade die sind doch weder 'revolutionär' noch 'links', sondern eher traditionalistisch-bis-sehr-nationalistisch.

    Immerhin befinden sie sich ihrem Selbstverständnis nach im 'nationalen Freiheitskampf' und wedeln überall mit ihren Nationalfahnen rum. Oder ging es den 'Revolutionären' einfach mal wieder nur darum, irgendwelche Migranten vor ihren Karren spannen zu können? Und da schaut man dann auch nicht mehr so ganau hin, wie die Leute so drauf sind. Finde ich auch rassistisch. und hat schon damals in Kreuzberg nicht geklappt.

    Die Kurden sollten lieber bei der NPD in Schöneweide mitlatschen. Fänd ich thematisch passender. Zumal sie bei den 'Linken' ja vermutlich die einzigen wären, die geordnet nach nationaler Identität an der Demo teilnehmen wollen/sollen.

    Oder sind noch andere Nationalitätenblöcke geplant? Spanier? Franzosen, Schweden? Araber? Türken? Deutsche?

    Mensch, und ich dachte immer, hier ist Nationalität keine Kategorie auf die referenziert wird. So kann man sich irren.

    Links ging früher auch irgendwie anders.

  • M
    Manfred

    Gähn.

    Warum machen die ganzen Linken und Rechten Kinder nicht an diesem Tag was sinnvolles:

     

    Müllsammeln, Geld sammeln für die DKMS oder oder - die Möglichkeiten sind unendlich.

     

    Das würde die Welt ändern und bessern - vielelicht nur ein wenig, aber es würde es!

  • F
    fackel

    Oh Je,

    alljährlich sind die Speerspitzen des Prolletariats wieder mit den Fackeln des Fortschritts unterwegs.

  • SH
    Stein Hägele

    Cool, ich komm nach BERLIN zum 1 Mai. Juhuuuu... Randallleee. haut ab haut ab.... jetzt gehts lossss....

  • F
    FaktenStattFiktion

    Die NPD hat - die taz hätte sonst wohl darüber ausführlichst berichtet - noch nie randaliert bei Demos. Die sog. Antifa JEDES Mal.

     

    Es sollte also eigentlich selbstverständlich sein, wessen Demo am 1.Mai verboten und im Keim erstickt werden muss. Eigentlich, denn es geht ja auch gar nicht um Gewalt bei Demonstrationen. Es geht um Ideologie. Wie immer. Und dies, obwohl de braunen Deppen mit 0,7 Prozent Wählerstimmen nicht einmal im Ansatz eine Gefahr für die Demokratie darstellen.

  • TL
    Tim Leuther

    Immer diese Idioten die Kaputt machen und das politisch begründen.

     

    Wer meint man kann in Berlin am ersten Mai etwas politisches unternehmen der hat das nicht ganz verstanden. Da ist nichts politisches mehr.