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Plan von EU und TürkeiFlüchtlinge in Ägäis abfangen

Offenbar plant die EU von ihr finanzierte Aufnahmelager in der Türkei. Das Land soll die Grenze zu Griechenland besser sichern, heißt es in einem Zeitungsbericht.

Derzeit sind Zehntausende Flüchtlinge, meistens von der Türkei aus, durch verschiedene südosteuropäische Staaten nach Nord- und Westeuropa unterwegs. Foto: dpa

Frankfurt/Main afp | Die Europäische Union hat mit der Türkei einem Zeitungsbericht zufolge einen Aktionsplan zur Regulierung des Flüchtlingsandrangs erarbeitet. Darin verpflichte sich die türkische Regierung, die Grenze zu Griechenland besser zu sichern, berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung unter Berufung auf Kreise der EU-Kommission und der Bundesregierung. Zu diesem Zweck sollten die türkische und die griechische Küstenwache gemeinsam in der östlichen Ägäis patrouillieren, koordiniert von der EU-Grenzschutzagentur Frontex.

Die Patrouillen sollten gegen Schleuser vorgehen und alle Flüchtlinge in die Türkei zurückbringen, hieß es. Dort sollten sechs neue Flüchtlingslager für bis zu zwei Millionen Menschen entstehen, mitfinanziert von der EU. Die EU solle sich verpflichten, einen Teil der Flüchtlinge aufzunehmen. Ziel sei es, bis zu eine halbe Million Menschen ohne Schleuser und abseits des gefährlichen Wegs über das Mittelmeer nach Europa umzusiedeln.

Der Plan sei in der vergangenen Woche zwischen der EU-Kommission und Vertretern der türkischen Regierung ausgehandelt worden, berichtete die Zeitung weiter. Er sei die Grundlage für Gespräche von EU-Spitzenvertretern mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Montag in Brüssel und solle möglichst bis zum nächsten EU-Gipfeltreffen Mitte Oktober ausgearbeitet und dann schnellstmöglich umgesetzt werden.

Derzeit sind zehntausende Flüchtlinge, darunter viele Syrer, meistens von der Türkei aus durch verschiedene südosteuropäische Staaten nach Deutschland und in andere nord- und westeuropäische Länder unterwegs. Aufgehalten werden sie auf der sogenannten Balkanroute durch Grenzschließungen und -zäune wie beispielsweise in Ungarn. In der Türkei selbst leben etwa zwei Millionen syrische Flüchtlinge.

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4 Kommentare

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  • Die Türkei erklären wir also zum sicheren Drittstaat... während Erdogan im Wahlkampfe mal eben einen Bürgerkrieg in Ostanatolien vom Zaun bricht?? Immerhin müssen wir dann schon keine Kurdischen Flüchtlinge mehr aufnehmen.... die mit unseren Nato-Waffen vertrieben wurden.....

    Statt den Krieg zu bekämpfen subventionieren wir ihn und statt die Armut zu bekämpfen, bekämpfen wir jetzt die Armut....

  • Wer kontrolliert aber die Lager or Ort? EU/Frontex und die türkische Regierung? Nette Vorstellung! Die einen wollen fast um jeden Preis die Flüchtlinge nicht nach Europa lassen. Erdohan fordert im Gegenzug die Duldung seines ultranationalistischen Kurses gegen Demokraten und die Kurden. Und in der Türkei profitiert man von billiger Sklavenarbeit der Flüchtlinge. Tolle Lösung! Böcke und Gärtner ziehen an einem Strang, an dem die Flüchtlinge baumeln.... Die einzig mögliche Lösung wäre, die UNHCR bekommt das Geld und überwacht die Zustände in Lagern vor Ort. Komisch, die Idee taucht in den EU-Plänen nicht auf....

    • 7G
      70023 (Profil gelöscht)
      @Philippe Ressing:

      Übrigens, wir dürfen nie vergessen. Wie haben alle Kriege in Nahenosten verbockt und dafür werden, Iraker, Syrer und Afghanen bestraft. Das ist der Westen.

    • 7G
      70023 (Profil gelöscht)
      @Philippe Ressing:

      Entweder verblenden Sie alles, was reale Politik angeht oder Sie verstehen die Zusammenhänge. Sie haben nicht verstanden, dass Türkei kein Kolonie von Europa ist. Dem Erdogan ist schnuppe Egal was die europäische Staaten von Erdogan halten. Erdogan vertritt die Interessen der Türkei. Als Bürger ist nicht nur mir Peinlich sogar für Erdogan selbst peinlich wie unsere Heuchler aus Europa vor Erdogan knien und ihn bitten die Flüchtlinge nicht nach Europa ziehen lassen. Ich finde es auch für reiches Europa beschämend wegen paar tausend Flüchtlinge bis zum Himmel jammert. Was sollen die Arme Libanon, Jordanien und Türkei sagen. Millionen Libanon hat 1,5 Mio. Flüchtlinge aufgenommen. Geht es noch in Europa Menschenfeindlicher. Ist es etwa christliche Nächstenliebe. Es ist widerlich.