Plan des Deutschen Bäckerhandwerks: Deutsches Brot soll Welterbe werden
Die deutschen Bäcker sind stolz auf ihre Brotvielfalt. Deshalb wollen sie, dass es Unesco-Weltkulturerbe wird. Es wäre der erste Eintrag für Deutschland.
BERLIN afp | Das klassische Mischbrot ist der Deutschen liebstes Brot – dabei haben sie laut Deutschem Bäckerhandwerk vom Kürbiskarree bis zur Moorkante mehr als 3000 Sorten zur Auswahl. Mit dieser Vielfalt und der deutschen Backtradition will der Verband es auf die UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes schaffen – es wäre der erste deutsche Eintrag. Allerdings gibt es Konkurrenz, insbesondere von den Bierbrauern.
Mit der Kampagne für einen Eintrag in die UNESCO-Liste wolle der Bäcker-Verband „das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Brotkultur stärken“, sagt Hauptgeschäftsführer Amin Werner. Die Menschen in Deutschland nutzten Brot nicht mehr so stark als Grundnahrungsmittel wie früher, die warme Abendmahlzeit verdränge das „klassische Abendbrot“, bedauert Werner. Außerdem gerate das regional geprägte Bäckerhandwerk zunehmend unter Druck von großen Billiganbietern.
Was die deutschsprachigen Länder in Sachen Brot zu bieten haben, sei weltweit einzigartig, urteilt der Direktor des Museums der Brotkultur in Ulm, Andrea Fadani. Für die Entwicklung der regional geprägten Vielfalt seien die „bodenkundlichen und klimatischen Voraussetzungen“ ebenso förderlich gewesen wie die „notorische Kleinstaaterei auf deutschem Boden“. Heute seien die verschiedenen Backwerke „unbestrittene Kulturbotschafter für Deutschland“.
Auf die entsprechende UNESCO-Auszeichnung schielen die Bäcker schon seit Jahren, doch erst 2013 trat Deutschland überhaupt der 2003 verabschiedeten Konvention über das immaterielle Kulturerbe bei. Wegen des langwierigen Aufnahmeverfahrens sind bisher keine deutschen Einträge in der internationalen Liste zu finden, die unter anderem einzigartige Rituale und Kunstfertigkeiten, besondere Essenstraditionen oder auch Tänze und Gesänge schützen soll.
Andere Länder sind da viel weiter. Spitzenreiter ist China mit 38 Einträgen auf der Liste; darunter sind die Peking-Oper und die Kalligraphie, aber auch Tänze von in China lebenden koreanischen Bauern. Zum immateriellen Kulturerbe zählen zudem der argentinische Tango, die französische Esskultur, die sogenannte Mittelmeerdiät, türkischer Kaffee und der portugiesische Fado-Gesang.
Die deutschen Bäcker wollen nun zunächst erreichen, dass die Brottradition auf der nationalen Liste des immateriellen Kulturerbes verzeichnet wird. Über den Antrag entscheidet nach Angaben von Verbandsgeschäftsführer Werner bis Anfang April der Berliner Senat. Weiter führt der Weg über die Kultusministerkonferenz zur deutschen UNESCO-Kommission, die ihrerseits eine Auswahl trifft und zurück an die Kultusministerkonferenz und die Bundesregierung verweist. Schon die Aufnahme in die nationale Liste wäre „ein ganz großer Schritt nach vorne“, sagt Werner.
Große Konkurrenz
Die deutsche UNESCO-Kommission leitet schließlich Vorschläge an die internationalen UNESCO-Gremien weiter, die über eine Anerkennung als immaterielles Weltkulturerbe entscheiden. Das deutsche Brot könnte laut Bäcker-Verband frühestens 2017 in die Liste aufgenommen werden. Damit würde die Rolle des deutschen Brotes als „Aushängeschild für Deutschland in der Welt“ weiter gestärkt, meint Werner.
Doch es gibt Konkurrenz: 128 Vorschläge wurden bei den Kulturministerien der Länder eingereicht, darunter die mündliche Erzähltradition Graweredersch aus Thüringen, der Chorgesang und der Kratzputz an historischen Fachwerkgebäuden in Hessen. Besonders öffentlichkeitswirksam ist die Kampagne des Deutschen Brauer-Bunds für eine Registrierung des deutschen Reinheitsgebots. Dieses stehe „für die Bewahrung einer althergebrachten Handwerkstechnik und gilt zugleich als älteste heute noch gültige lebensmittelrechtliche Vorschrift der Welt“, wirbt der Brauer-Bund. Laut einer am Montag veröffentlichten Umfrage unterstützen 79 Prozent der Deutschen das Anliegen der Bierbrauer.
Die Konkurrenz der Bierbrauer stört die Bäcker aber nicht. „Das sehen wir sehr freundschaftlich“, versichert Werner. Schließlich seien sich die beiden Produkte Brot und Bier recht nah - nicht umsonst sei ja beim Bier auch die Rede vom „flüssigem Brot“.
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