Pläne zur russisch-türkischen Pipeline: Die alte Freundschaft wiederbeleben
Die Turkish-Stream-Gaspipeline von Russland über die Türkei nach Griechenland bekommt wohl eine neue Chance. Wen es freut, wen nicht.
Dabei ging es wirtschaftspolitisch um die Wiederaufnahme der Verhandlungen über die große Gaspipeline Turkish Stream und den Atomreaktor in Akkuyu an der türkischen Mittelmeerküste, den ein russisches Unternehmen bauen soll.
Schon vor dem Besuch hatte der russische Energieminister Alexander Nowak angekündigt, dass die Präsidenten eine grundsätzliche Vereinbarung über das Pipeline-Projekt abschließen könnten: „Alle Vorbereitungen sind so weit abgeschlossen“, sagte Nowak.
Den Plänen nach führt Turkish Stream durch das Schwarze Meer und soll neben der Türkei auch Süd- und Südosteuropa mit russischem Gas versorgen. Ursprünglich war die Leitung unter dem Namen South Stream angedacht und sollte vom Schwarzen Meer nach Bulgarien und von dort weiter nach Wien führen. Dieses Vorhaben scheiterte, nachdem sich die russisch-europäischen Beziehungen wegen der Krimkrise verschlechterten und die EU nicht akzeptieren wollte, dass der staatliche russische Gaskonzern Gazprom auch die Verteilung des Gases in der EU übernehmen wollte.
Nachdem Putin deshalb im Dezember 2014 das Ende von South Stream erklärt hatte, kam die Gasleitung über die Türkei als Alternative ins Gespräch. Beide Seiten waren sich grundsätzlich schnell einig. Sie verhandelten aber noch über Details, als der Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch die türkische Luftwaffe an der syrisch-türkischen Grenze dazu führte, dass Russland alle Projekte mit der Türkei auf Eis legte. Erst die Wiederannäherung von Putin und Erdoğan vor zwei Monaten schuf die Voraussetzung dafür, dass Turkish Stream reaktiviert werden kann.
Über zwei Stränge sollen insgesamt jeweils 15,7 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich in die Türkei gepumpt werden. Die Hälfte davon würde dann über Griechenland auf den europäischen Markt fließen. Griechenland erfreut diese Aussicht, hofft Athen doch sowohl auf billiges Gas als auch auf Einnahmen aus Transitkosten. Die EU-Kommission steht dem Projekt jedoch skeptisch gegenüber, weil es die Ukraine als Transitland für russisches Gas ausschalten und Europa noch abhängiger von russischem Gas machen würde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Social-Media-Verbot für Jugendliche
Generation Gammelhirn