Pläne für Deutsch-Polnisches Haus: Kein Kranzabwurfplatz
Das geplante „Polen-Denkmal“ soll nicht nur Gedenkstätte, sondern auch Museum und Ort des Lernens sein. Probleme zeichnen sich allerdings bei der Umsetzung ab.
E s ist immer eine gute Idee, wenn die Politik Menschen mit der Ausgestaltung von Plänen beauftragt, die sich damit besser auskennen, als Allrounder. Im konkreten Fall hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas zusammen mit dem Deutschen Polen-Institut um eine Konkretisierung der Pläne für einen Erinnerungsort an die deutsche Besatzungszeit in Polen gebeten.
Das nun vorgelegte Konzept überzeugt. Vorgesehen ist eben nicht nur ein „Polen-Denkmal“, das leicht zum Kranzabwurfplatz verkommen könnte, sondern dazu ein Museum und ein Lernort zur deutsch-polnischen Geschichte, gewidmet den Opfern der NS-Besatzung, gedacht für die junge Generation. Bei der Entwicklung der Inhalte sollen polnische Historiker mit einbezogen werden. Das sollte eine Funktionalisierung der Geschichte für eigene, vermeintlich nationale Interessen ausschließen.
So eine Einrichtung ist dringend nötig, und zwar ganz unabhängig davon, wer gerade in Warschau und Berlin regiert. Das Wissen um die NS-Besatzung im Nachbarland ist hierzulande erschreckend gering, das Interesse an diesem Nachbarn hält sich generell in Grenzen, die Vorurteile blühen. Ein Museum und Lernort kann zwar keine Wunder bewirken, aber doch bessere Bedingungen für ein gegenseitiges Verständnis schaffen. Alles gut also? Nicht ganz.
Denn es ist immer auch eine gefährliche Idee, wenn die Politik Entscheidungsprozesse auslagert. Das kann auch bedeuten, dass Experten mit der Umsetzung von Projekten alleine gelassen werden, dass der politische Druck fehlt. Für das geplante Deutsch-Polnische Haus bedeutet das, dass Kulturstaatsministerin Claudia Roth dafür sorgen muss, dass die Experten das tun, was sie können, und nicht damit belastet werden, was sie überfordert.
Probleme der Immobilienübertragung gehören gewiss nicht zum Fachwissen von Historikern, ebenso wenig wie Budgetfragen. Das Projekt Deutsch-Polnisches Haus soll einzigartig werden, heißt es. Dann bedarf es auch einer einzigartig starken Unterstützung von ganz oben.
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