Pirat über Drohne im Wahlkampf: „Das war so nicht gedacht“

Bei einer Wahlveranstaltung am Sonntag in Dresden ist vor den Füßen der Kanzlerin eine Drohne abgestürzt. Ein Aktivist der Piratenpartei erklärt die Aktion.

Angela Merkel amüsiert sich über die an einem Monitor abgestürzte Drohne. Bild: dpa

Herr Ritschel, Securitys haben bei der Wahlveranstaltung sehr schnell eine Landung der Drohne veranlasst. War das absehbar?

Marcel Ritschel: Vielleicht ein bisschen. Dass die Landung direkt im Sicherheitsbereich stattfindet, war so nicht gedacht. Wir gingen davon aus, dass wir die Politiker filmen können und erst dann von der Polizei dazu befragt werden.

Weswegen sollte dieser Rundflug stattfinden?

Er war eine Initiative eines Piratenmitglieds in Dresden, der einen Youtube-Channel hat. Er dreht ganz unterschiedliche Dinge, zum Beispiel auch die Flut in Dresden damals. Die Wahlveranstaltung war ein weiteres Ereignis. Als kleinen Beigeschmack wollte er darauf aufmerksam machen, dass jeder eine Drohne bedienen kann und so Merkel und de Maizière das Gefühl vermitteln, wie es ist, wenn ihnen eine Drohne über dem Kopf schwirrt.

Glauben Sie, dass die beiden Politiker diesen Hintergrundgedanken verstanden haben?

Nein, Frau Merkel fand die Drohne ja ziemlich lustig. Sie hat wohl nicht realisiert, was das war. De Maizière hat hingegen ziemlich ernst geschaut. Da hätte ich gerne gewusst, was er denkt.

Marcel Ritschel ist der Vorstand des Kreisverbands der Piratenpartei in Dresden. Er ist 29 Jahre alt.

Weswegen lehnen die Piraten den Einsatz von Überwachungsdrohnen allgemein ab?

Für uns ist ein Überwachungsstaat der falsche Weg. Drohnen als beliebiges Werkzeug zu benutzen, kann nicht richtig sein. Das dient nicht der Sicherheit. Muss man denn ständig Leute überwachen und Daten sammeln? Man kann auch anders für Sicherheit sorgen und den Bürgern etwas mehr Vertrauen entgegenbringen. Bei einem Überwachungsstaat steht jeder unter Generalverdacht.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wie kann man anders für Sicherheit sorgen?

Man könnte Polizeipräsenz mehr fördern. Fakt ist, dass der Einsatz von Drohnen nicht Überhand nehmen sollte. Sonst wird es wie in London mit all den Kameras.

Wenn der Einsatz von Drohnen nicht Überhand nehmen sollen, bedeutet das dann, dass ein paar wenige aber in Ordnung wären?

Ja. Drohnen können beispielsweise beim Katastrophenschutz hilfreich sein. Es ist wichtig, dass man Richtlinien festlegt, wann sie eingesetzt werden und wann nicht.

Warum will Ihr Parteimitglied, das für die Drohne bei der Wahlveranstaltung verantwortlich ist, namentlich ungenannt bleiben?

Weil er namentlich nicht damit verbunden werden will. Wir haben sogar Parteimitglieder mit Pseudonymen, weil sie einen Job haben, bei dem die Mitgliedschaft der Piratenpartei ein Nachteil sein könnte. Ich selbst habe auch die Erfahrung gemacht, dass es nicht gut ankommt, wenn ich sage, dass ich Pirat bin.

Was denken Sie, woran das liegt?

Gute Frage. Keine Ahnung.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.