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Petition für ÖRR-SenderKeine Asche für Phoenix

Eine Petition fordert, den Sender Phoenix zu erhalten. Denn der ÖRR muss ausgerechnet im Nachrichten- und Info-Segment sparen.

Vielleicht ziemlich nerdiger Stoff: Phoenix-Moderator während der Aufzeichnung einer Sendung Foto: Reuhl/imago

Das Bild der langsam mahlenden Mühlen erscheint untertrieben dafür zu beschreiben, wie es im Verhältnis der Bundesländer zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor sich geht. Vielleicht ist die vorgestellte Geschwindigkeit der Kontinentaldrift passender als Vergleichsmaßstab.

Doch möglicherweise werden die Bundesländer bald den Reformstaatsvertrag unterzeichnen, der ARD und ZDF zum Sparen verpflichtet – ausgerechnet im Nachrichten- und Info-Segment. Und vielleicht gibts dann ein kleines Erdbeben.

So sieht sich jedenfalls der TV-Sender Phoenix, das Gemeinschaftsprojekt von ARD und ZDF, bedroht und hat eine Petition aufgelegt. Denn von den vier Spartenkanälen ARD alpha, tagesschau24, ZDFinfo und Phoenix sollen nur zwei im linearen Fernsehen übrigbleiben. In der Petition „phoenix muss bleiben! – Für eine besser informierte Republik“ heißt es: „Phoenix leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur politischen Information und demokratischen Meinungsbildung in Deutschland“.

Unterzeichnet haben bereits über 80.000 prominente und nicht-prominente Mitglieder des Medien- und Kulturbetriebs und andere. Als Erste waren darunter etwa der Pianist Igor Levit, der Schauspieler Bjarne Mädel, die Ex-CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und auch die Autorin dieser Zeilen.

Debatten aus dem Bundestag und aus dem Europaparlament

Um das also hier auch zu begründen: Phoenix sendet, was vielleicht ziemlich nerdiger Stoff ist, aber keinesfalls nur für PolitjournalistInnen interessant: Debatten aus dem Bundestag und aus dem Europaparlament, auch Reden von Parteitagen oder Interviews mit PolitikerInnen oder WissenschaftlerInnen, die man nicht jeden Abend in den ARD- und ZDF-Talkshows sieht. All dies moderiert und eingeordnet von gut eingearbeiteten Leuten, die wirklich immer kluge Fragen stellen. Niemand sollte ein Interesse haben, diesen Sender einzustampfen.

Vielleicht aber kommen ARD und ZDF auf die Idee, bei der ja unzweifelhaft notwendigen Konzentration der Kräfte Phoenix sogar zu stärken und auszubauen: Zu einem echten Nachrichtensender, der zuverlässig schaltet, wenn ARD und ZDF den gerade laufenden Krimi nicht unterbrechen wollen.

Die Autorin dieses Textes ist Erstunterzeichnerin der Petition.

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3 Kommentare

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  • Kritischer Journalismus ist nichts, was so eine Regierung brauchen kann. Lieber noch ein bisschen Dschungelcamp und Big Brother. Das hält jung und dumm.

  • Phoenix muss erhalten bleiben, allein weil der Sender aus den Parlamenten überträgt. ZDF Info und ARD Alpha könnten zusammengelegt werden, meinetwegen auch ARD und ZDF. Die Radioprogramme der Dritten könnten zusammengestrichen werden, ebenso deren Fernsehprogramme. Es braucht eine regionale Stunde am Abend, ja, aber die können auch weniger Sender unter sich aufteilen und produzieren. Es braucht mehr Online- und Jugendformate, "Die da oben", "Atlas", "Mr.Wissen2go" sind exzellente Konzepte. Bitte weniger Krimi, weniger cringe Shows, weniger Rosamunde Pilcher, mehr Bildung und Geschichtswissen.



    Und bitte weniger Alpha-Männchen in den Chefetagen, die Pensionen raus aus den Beiträgen und ein Intendant muss nicht mehr verdienen als der Kanzler. Politiker und Lobbyvertreter raus aus den Rundfunkräten. Ich bin mit Sicherheit nicht der Maßstab. Ich schaue nur noch Satire und gelegentlich mal Nachrichten und Wahlberichterstattung im ÖRR. Ansonsten nur Online. Meine Eltern schauen nichts anderes als ÖRR und das ganze Gemorde geht ihnen schwer gegen den Strich, Da gilt: Lieber wieder "Drei Mann in einem Boot" als grimdark Tatort mit PsychoStory und der 175ten Leiche an einem Wochentag

  • Einverstanden. Phoenix ist das Kondensat des Programmauftrages. Unverzichtbar.