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Pestizide von Bayer und BASFVerbotenes Gift fürs Ausland

Die Chemiekonzerne verkaufen in Südafrika und Brasilien Pestizide, die in der EU untersagt sind. Sie seien zu gefährlich, warnen Entwicklungsverbände.

Pestizide von BASF: Zum Glück nur in Europa krebserregend Foto: Florian Gaertner/photothek/imago

Berlin taz/afp | Mehrere Entwicklungsorganisationen werfen den Chemiekonzernen Bayer und BASF vor, in Südafrika und Brasilien Pestizide zu vertreiben, die in der EU verboten sind. In Brasilien vermarkteten beide Agrarchemiekonzerne je mindestens 12 Wirkstoffe ohne aktuelle EU-Genehmigung, in Südafrika seien es 7 Fälle bei Bayer und 4 bei BASF, heißt es in einer Studie, die Misereor, das Inkota-Netzwerk und die Rosa-Luxemburg-Stiftung am Donnerstag veröffentlichten. Die Untersuchung bestätigt frühere Berichte, wonach Deutschland hierzulande illegale Wirkstoffe exportiert.

7 der in Südafrika und Brasilien vertriebenen Wirkstoffe seien in der EU gar „aufgrund von ökologischen und gesundheitlichen Gefahren explizit verboten“, erklärten die Entwicklungsorganisationen. Sie kritisierten, die Konzerne verletzten „mit dem Export hochgiftiger Pestizide wie Carbendazim, Chlorfenapyr und Saflufenacil“ ihre „menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten“.

Die Studienautoren dokumentierten nach eigenen Angaben Fälle, in denen indigene Bewohner Brasiliens und Landarbeiter in Südafrika „durch Produkte von Bayer und BASF zum Teil schwere Vergiftungen und andere Erkrankungen erlitten haben“.

Die Unternehmen wüssten, „dass die sichere Anwendung von hochgiftigen Pestiziden in Südafrika ein Mythos ist“, weil beispielsweise die notwendige Schutzausrüstung fehle, kritisierte Jan Urhahn, Agrarexperte der Rosa-Luxemburg-Stiftung. In Brasilien seien Dorfbewohner durch einen Sprüheinsatz über einem Feld per Flugzeug geschädigt worden.

Bayer: Brasilien prüft doch auch

Die Organisationen forderten das Bundeslandwirtschaftsministerium auf, den Export von in der EU nicht genehmigten Pestiziden in Drittstaaten zu verbieten. Das Pflanzenschutzmittelgesetz biete dafür den nötigen Spielraum.

„Allein die Tatsache, dass ein Pflanzenschutzmittel nicht in der EU zugelassen ist, sagt nichts über seine Sicherheit aus und stellt mitnichten einen Doppelstandard dar“, teilte Bayer der taz mit. Auch die Zulassungsbehörden anderer Länder würden die menschlichen Gesundheit und die Umwelt schützen und dabei die „agronomischen Bedingungen“ ihrer Staaten berücksichtigen.

Bayer verkaufe seit 2012 keine Pestizide mehr, die von der Weltgesundheitsorganisation als besonders toxisch eingestuft werden. 2016 habe sich der Konzern verpflichtet, nur Pflanzenschutzprodukte zu vertreiben, deren Wirkstoffe in mindestens einem Staat der Industrieländerorganisation OECD registriert sind. Derzeit setze Bayer die 2019 angekündigte Selbstverpflichtung um, in Entwicklungsländern nur noch Pestizide zu vermarkten, die die regulatorischen Anforderungen einer Mehrheit der Zulassungsbehörden in den USA, Kanada, Brasilien, EU, Australien, Neuseeland, Japan und China erfüllten.

BASF begründete sein unterschiedliches Angebot in- und außerhalb der EU mit der „Vielfalt an Kulturen, Böden, klimatischen Voraussetzungen, Pflanzenkrankheiten und Anbaupraktiken.“ Alle BASF-Pestizide seien sicher.

Ein Viertel der 2017 aus Deutschland exportierten Pestizidwirkstoffe gelten Umweltschützern als „hochgefährlich“. Das Pestizid-Aktionsnetzwerk (PAN) hatte Ende 2019 mitgeteilt, dass 62 der insgesamt 233 ausgeführten Substanzen auf seiner Liste der hochgefährlichen „Highly hazardous pesticides“ stünden. „Darunter sind sogar solche Pestizide, die in Europa längst verboten sind, weil sie von den Behörden als zu gesundheitsgefährlich eingestuft wurden“, schrieb die Umweltorganisation damals. 21 seien in dem Jahr in der Bundesrepublik nicht zugelassen gewesen.

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10 Kommentare

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  • "Auch die Zulassungsbehörden anderer Länder würden die menschlichen Gesundheit und die Umwelt schützen..."

    Was heisst hier "auch"?

    Das ist wohl gelungener Presestellen-Sprech.

    Übrigens: weiss jemand, wo Glyphosat-Schmidt jetzt steckt? Hat er nu einen Posten bei Bayer?

    • @tomás zerolo:

      Bei Bayer ist mir nichts bekannt, aber seit April 2019 ist er Ausichtsrat bei der Deutschen Bahn AG.

      www.deutschebahn.c...fsichtsrat-1187670

      Gehen wir mal vom letzten Corporate Governance Bericht der DB für 2018 aus, da war er noch nicht dabei, aber für 2019 liegt noch keiner vor, sind das ca. 35 TSD EUR, die man so als normales Aufsichtsratmitglied verdient.

      ib.deutschebahn.co...overnance-bericht/

      Und MdB ist er ja auch noch, also noch nicht H4 gefährdet...

      • @Sven Günther:

        Danke für die Recherche!

        "German rail operator Deutsche Bahn is the biggest single corporate buyer of glyphosate" [1]. Hmmm.

        [1] "Defending glyphosate: A 'Roundup' of German agribusiness sentiments" 2019-05-27



        www.dw.com/en/defe...timents/a-48841453

        • @tomás zerolo:

          Da hatte ich gar nicht dran gedacht,danke dafür, wie heißt es doch in Köln so schön.

          "Man kennt sich, man hilft sich."

          • @Sven Günther:

            So machen wir das dann auch :-D

  • Was ist besonderes daran, Dinge zu exportieren deren Inverkehrbringung im Inland verboten ist ?



    Pestizide, Herbizide, Medikamente, Industriechemikalien jedweder Coleur ...Waffen, Medizinprodukte...



    Das ist ganz normales Tagesgeschäft und das Thema Pestizide ist noch nicht mal die Spitze des Eisbergs.

  • Das "Beste" ist ja daß das giftgespritzte Zeug durch die Einfuhren konventionell erzeugter Lebensmittel wie ein Bummerang zurückkommt und auf unseren Tellern landet.



    Die Lebensbedingungen der Arbeiter in der Landwirtschaft im globalen Süden sind oft so erbärmlich, daß es eine Schande ist daß wir nicht schleunigst auf biologische Landwirtschaft fair gehandelt umstellen.



    Das ist auch eine Form von Rassismus, das uns scheinbar die ausgebeuteten Menschen egal sind.



    Wichtiger ist uns Priveligierten daß alles schön billig ist.

    • @Traverso:

      Das ist eine gelungene Antwort, und ich hoffe, jeder nimmt sich zweimal Zeit, sie zu lesen. Die Macht der Lebensmittelkonzerne ist oft unterschätzt, und solange wir "billig" kaufen, bauen wir keinen Druck auf sondern unterstützen die gängigen Gewohnheiten, Anwendungen und angewendeten Mittel (wie Pestizide). Bananen kannte man hinreichend als belastet, jährlich sterben x Arbeiter in den Plantagen. Hier liegen also die Bio-Bananen, daneben die Markenbananen, dann die billigen ohne Marke...



      Was tun? Entscheide selbst!

    • @Traverso:

      Glauben Sie wirklich das Länder, wo solche Mittel in der Konventionellen Landwirtschaft zugelassen sind, sich bei Bio streng an die Regeln halten ?



      Bio Erzeugung ist nicht gleich Bio Erzeugung, und im allgemeinen geht es nur ums Geld. Ich bin mir sicher, das bei uns viele Konventionelle Lebensmittel weniger Schadstoffe haben, als so manche Bio aus dem Ausland.

  • Alle diese Mittel sind in Deutschland ( EU ) verboten, trotzdem kommen die Waren aus diesen Ländern unkontrolliert auf den Markt, und haben, durch die Werbung des Handels, auch noch einen besseren Stellenwert als unsere heimischen Produkte.



    Währe Interessant wenn Weltweit nicht nur der Preis für Landwirtschaftliche Produkte einheitlich währe, sondern auch die Auflagen für die Landwirte.