Pestizide im Freiland verboten: EU holt Bienenkiller vom Acker
Drei bienenschädliche Insektengifte, sogenannte Neonikotinoide, werden europaweit verboten. Die EU-Staaten haben nun zugestimmt.
Bislang waren diese synthetischen Gifte aus der Gruppe der Neonikotinoide (Neonics) noch erlaubt, zum Beispiel bei Zuckerrüben. Die Mittel namens Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam sollen jetzt nur noch in fest installierten Gewächshäusern verwendet werden dürfen. Denn dort kommen nicht so viele Bienen mit dem Gift in Kontakt. Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit hatte anhand mehrerer Studien festgestellt, dass die in der Praxis vorkommenden Mengen der 3 Pestizide Bienen vergiften.
Neonikotinoide können Experten zufolge Insekten bereits bei einer niedrigen Dosierung lähmen, töten oder das Lernvermögen und die Orientierungsfähigkeit beeinträchtigen. Die tödliche Dosis liege für viele der Wirkstoffe bei etwa vier Milliardstel Gramm pro Biene.
Schweizer Forscher zeigten 2016, dass bestimmte Sorten dieser synthetisch hergestellten Wirkstoffe die Fruchtbarkeit männlicher Honigbienen verringern und deren Lebensspanne senken. Eine andere Studie befand, dass Bienen die mit den Stoffen behandelten Pflanzen nicht etwa meiden, sondern sogar bevorzugt ansteuern.
Auch Blüten und Pollen nehmen die Moleküle auf
Nach einem ersten Bericht 2013 bestätigte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) Ende Februar dieses Jahres erneut die Gefahren: „Die Mehrzahl der Anwendungen von Neonikotinoid-haltigen Pestiziden stellt ein Risiko für Wild- und Honigbienen dar.“ Erschwerend kommt hinzu, dass alle Pflanzenteile, auch die Blüten und Pollen, die mobilen Moleküle aufnehmen – diese verbreiten sich unter anderem durch den Wind in der Umwelt und bleiben lange wirksam.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) ist gegen ein umfassendes Freilandverbot und will etwa Ausnahmen für Zuckerrüben. Ohne Pflanzenschutzmittel könne man weder in der ökologischen noch in der konventionellen Landwirtschaft Qualität und Erträge garantieren, sagte DBV-Präsident Joachim Rukwied. Es sei „eine echte Herausforderung, Alternativen zu entwickeln“.
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