Personalentscheidung bei den Grünen: Parteizentrale zentraler gesteuert
Die Grünen bauen erneut ihre Strukturen um. Eine Weggefährtin von Parteichefin Lang erhält eine neu geschaffene Schlüsselposition.
Für die junge Parteilinke und Vertraute von Co-Parteichefin Ricarda Lang geht damit ein steiler Aufstieg weiter: Tummeley war einst Geschäftsführerin der Grünen Jugend, dann Büroleiterin in Langs Vorstandsbüro und seit etwas mehr als einem Jahr Chefin der Strategieabteilung „Politik und Analyse“. Diesen Job soll sie auch weiterhin ausüben, die neue Leitungsstelle gibt es obendrauf.
Mit der neu geschaffenen Position schraubt die Regierungspartei zum zweiten Mal hintereinander an den Strukturen ihrer Bundeszentrale. Über die letzten Jahre war mit dem großen Mitgliederwachstum der Grünen zunächst ein relativ ungeordneter Personalaufwuchs einhergangen. Infolge des letzten Bundestagswahlkampfs, der nicht ohne Pannen verlief, wurden die Abteilungen dann neu sortiert und Ressourcen umverteilt. Mit den Entscheidungswegen war der Vorstand aber offenbar weiterhin nicht zufrieden: Nur kurze Zeit später folgt jetzt ein Umbau auf der Leitungsebene mit Tummeley auf der künftigen Schlüsselposition.
Laut Ausschreibung soll sie „die politischen Prozesse in der Bundesgeschäftsstelle zusammenführen und ihre operative Umsetzung koordinieren“. Den Vorstand wird sie „politisch beraten“. Nach außen soll sie die Abstimmungsarbeit mit Grünen in den Ländern, grünen Ministerien und der Bundestagsfraktion übernehmen.
Eine Auswahl der weiteren Tätigkeiten: die „politische und kommunikative Vorausplanung“ sowie das „Management von Krisen“ koordinieren, Projekte an die Verantwortlichen im Haus delegieren und „inhaltlich-koordinative Prozesse, etwas die Freigabe von Wordings, begleiten“.
Mehr Macht als gewohnt
Eine Fülle an Aufgaben also, die in Teilen der übrigen Belegschaft auch für Kritik sorgt: Von zu großer Machtkonzentration und zu vielen Kompetenzen für eine einzelne Person ist dort die Rede.
Außerdem fielen viele der Befugnisse eigentlich in die Zuständigkeit von Emily Büning, die seit zwei Jahren Politische Geschäftsführerin (vergleichbar mit den Generalsekretär*innen anderer Parteien) im Vorstand ist. Das Portal „Table Media“, das zuerst über die Personalie berichtet hatte, wertete die Entscheidung „als Reaktion auf Kritik an Büning“. Über sie heißt es in der Partei zum Teil, sie sei öffentlich zu wenig sichtbar. Soll sie sich jetzt also, positiv formuliert, stärker auf die Außendarstellung konzentrieren können?
Dieser Zusammenhang sei Unsinn, heißt es auf eine offizielle Anfrage hin aus der Bundesgeschäftsstelle. Zwischen dem neuen Posten und der Rolle Bünings gebe es „keine Überschneidungen“. Die einzige Begründung für den Umbau: Nach der Neuaufstellung der vergangenen Jahre passe man die Strukturen „aktuell noch einmal an, um sich gut für die nächsten Jahre aufzustellen“.
Über zwei Jahre nach dem Regierungseintritt soll die Suche nach einer funktionierenden Hierarchie demnach ein Ende haben. Das ist zumindest die Hoffnung.
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