Pegida-Ableger in Frankfurt/Main: Ein echter Flop
Zum „Widerstand Ost/West“ kamen nur rund 150 Menschen. Die Gegendemonstranten waren zahlreich und der Champagner wurde konfisziert.
Gleich zu Beginn wurde Ester Seitz‘ Champagner konfisziert. Glasflaschen und dazu noch Alkohol auf einer Demo gehen nämlich gar nicht, wie sie selbst nur wenige Tage vor dem Aufmarsch der Islamfeinde des Widerstands Ost/West auf ihrer Facebook Seite mitgeteilt hatte. „Damit wollten wir eigentlich feiern“, murmelte die Initiatorin des Widerstands Ost/West den Polizisten noch zu.
Die Kundgebung in Frankfurt war der Versuch, insbesondere im Westen Deutschlands nationalistische und islamfeindlichen Kräfte großflächig zu mobilisieren und zu einer gemeinsamen Bewegung zu vereinen. Gerade im Westen der Republik sind die wenigen Anhängergruppen stark fragmentiert, in Frankfurt und andernorts gehen bei Pegida-Ablegern meist nur eine handvoll Aktivisten auf die Straße. Zahlenmäßig werden sie von Gegendemonstranten um ein vielfaches übertroffen.
Doch nur etwa 150 kamen – und keine 1.000 Nationale, wie Seitz sie zur Demo angemeldet. Und das trotz dreimonatiger Mobilisierung. Vollmundig hatte Seitz zuvor für die Pegida Abspaltung „zwanzig- oder sogar dreißig- oder vierzigmal so viele Patrioten“ wie Gegendemonstranten angekündigt.
Simple Parolen
Auf dem Roßmarkt übte man, abgeschirmt von der Öffentlichkeit, den Volksaufstand. Vorab hatte man sich auf möglichst simple Parolen geeinigt. „Auhuuu, Ahuuu“ hatten die Demonstranten noch ganz gut drauf, aber „Widerstand“ wurde nur verhalten skandiert. Erst bei „Lügenpresse“ wurde es etwas lauter.
Gerade in den sozialen Medien hatte man zuvor ordentlich Stimmung gemacht: „Unser Land, maximaler Widerstand“, hieß es auf der Facebookseite von Demoanmelderin Seitz. Obwohl Seitz sich abmühte bei der Kundgebung zu betonen, dass sich in Frankfurt „Bürger aus der Mitte der Gesellschaft“ versammelt hätten, kamen die nicht.
Es war insbesondere der harte Kern, bestehend aus Hooligans und offen rechtsextremen Gruppen wie der German Defense League, dem Bündnis deutscher Hools oder der Berserker Pforzheim. Auch die Rednerliste war einschlägig: Silvio Rösler von Legida sowie mehrere Politically-Incorrect-Autoren.
Alle Zugänge blockiert
Der angemeldete „Marsch der Widerständigen“ mitten durch die Innenstadt musste abgesagt werden, denn den Nationalen standen rund 2.500 Gegendemonstranten gegenüber, die alle Zugänge zum Kundgebungsplatz blockierten.
In Deutschlandflagge gehüllt, versuchte Initiatorin Seitz, ihre Aktion als Sieg zu verkaufen. Aber der war es nicht. Auch das Projekt, den Widerstand zu einer Art Franchise zu machen, läuft nicht rund. Bislang gibt es gerade einmal drei Ortsgruppen. Auch Lutz Bachmann und seine Pegidas hatten sich schon vorab von Seitz und ihrem Widerstand distanziert.
Abzuwarten bleibt jedoch, ob die angekündigte Neuauflage im September in Leipzig mehr Menschen anziehen wird. Zunächst geht Seitz aber in die „Sommerpause“, wie sie verkündete. Das ist auch besser, denn wie gemunkelt wurde, hatten es einige Teilnehmer nicht nach Frankfurt am Main geschafft, sondern sich nach Frankfurt (Oder) verirrt. Bis September haben die dann Zeit, Leipzig zu finden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was