Patri Guijarro: Spaniens stille Superspielerin
Patri steht selten im Rampenlicht. Dabei ist sie für das spanische Team unverzichtbar und für Trainerin Tomé die weltbeste im zentralen Mittelfeld.
Die spanische Offensivspielerin Vicky López erzählt am Sonntag auf einer Pressekonferenz, wie es ist, mit Patri in einer Mannschaft zu spielen „Für mich ist Patri die Basis des Teams. Sie ist diejenige, die das Team bewegt, die uns dazu bringt, unser Maximum aus uns herauszuholen.“ Patri sei in ihren Augen eine der besten Spielerinnen der Welt. Die spanische Trainerin Montse Tomé bezeichnete sie letzte Woche sogar als „weltweit beste zentrale Mittelfeldspielerin.“
Trotzdem läuft Patri oft unter dem Radar. Sie ist nicht so bekannt wie Legende Alexia Putellas, Weltfußballerin Aitana Bonmatí oder zitierte Newcomerin Vicky López. Dabei spielt Patri schon seit der U17 für die spanische Nationalmannschaft, gab mit 15 Jahren ihr Debüt in der Primera División, der höchsten spanischen Spielklasse, wechselte mit 18 Jahren zum Topclub FC Barcelona und wurde dort zwei Jahre später zur Stammspielerin.
Vielleicht steht die 27-Jährige deshalb so selten im Rampenlicht, weil sie bescheiden ist. So beschreibt sie zumindest Trainerin Tomé. Auch López weiß zu der Frage nicht viel mehr zu sagen als: „Sie macht halt nicht viel Show.“ Aber wer mal ein Spiel lang nur auf sie achte, fügt López hinzu, müsse einfach lächeln. So schön sei das.
„Das Gehirn des Teams“
Patri kreiert mit ihrer Spielweise tatsächlich immer wieder Kinnlade-runter-Momente. Sie sieht, wo der Ball am besten sein sollte und sorgt mit zauberhaft präzisen Pässen dafür, dass er dort landet. „Mit ihr zu spielen ist einfach und kompliziert zugleich“, sagt López. „Manchmal kommt auf einmal ein Pass, mit dem du überhaupt nicht gerechnet hast.“ Spieloptionen zu entdecken, zählt zu Patris Stärken. Ihre Methode: „Ich achte darauf, alles zu überwachen und möglichst einfach zu spielen“, sagt Patri im Interview mit dem spanischen Fußballverband. Ein Journalist der Cadena Ser nennt sie in einem anderen Interview „das Gehirn des Teams“. Nach einer Partie analysiere sie jeden Spielzug und überlege, wie sie ihn verbessern kann, erklärt die Angesprochene selbst. „Ich nehme das sehr ernst, ich bin sehr ehrgeizig und kompetitiv.“
Vor der Europameisterschaft war Patri zwei Jahre lang nicht Teil der Nationalmannschaft gewesen. Sie gehörte zu den 15 Spielerinnen, die für bessere Trainingsbedingungen und strukturelle Veränderungen im Verband gestreikt hatten. Auch, als der Großteil der Spielerinnen schon zurückgekehrt war, blieb Patri zunächst fern. Es sei ein schwieriger Prozess gewesen, zurückzukehren, viele Gespräche mit dem Verband seien dafür nötig gewesen, erzählte sie im Nachhinein. Doch mittlerweile, erklärte sie, hätten sich die Bedingungen im Team verbessert und der Fußball stünde endlich wieder im Mittelpunkt.
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