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Party auf St. PauliBitte keine Kotze vor der Tür

Die Außengastronomie in St. Pauli mutiert zum Partyhotspot. Das sorgt für Streit zwischen Ein­woh­ne­r*in­nen und Gastronomen.

Hier die Große Freiheit – dort der große Streit über den neuen Partyhotspot auf St. Pauli Foto: Jonas Walzberg/dpa

E s ist früh morgens an einem durchschnittlichen Montag in Hamburg-St. Pauli, in der Paul-Roosen-Straße. Die Musik ist verstummt, die schäbigen Kneipen, bunten Bars und raffinierten Weinläden haben geschlossen. Die Gäste haben sich zurückgezogen und die unbesorgte Feierstimmung ist längst verflogen. Was bleibt, sind zugemüllte Straßen, angepinkelte Hauseingänge und jede Menge Frust.

Die Gastronomen durften hier im Zuge der Pandemie einige Parkflächen zur Außengastronomie umfunktionieren. Was als eine solidarische Geste des Bezirksamts Hamburg Mitte anfing, entwickelte in der Paul-Roosen-Straße im Laufe der Zeit ein eigenes Leben.

Der Außenbereich, der sich über die Gehwege verteilt, ist mittlerweile zum Party-Hotspot geworden – sehr zum Leid der Be­woh­ne­r*­in­nen des Viertels. Die Gas­tro­no­m*in­nen wollen die Schuld dafür nicht allein auf sich nehmen. Ist es denn ihre Verantwortung, den Gäste nachzulaufen und ihnen hinterherzuräumen? Für viele Besitzer*innen, die die Zahl ihre Gäste wegen der Corona-Einschränkungen reduzieren mussten, ist es nicht leicht, auf diese Plätze zu verzichten. Das mediterrane Flair der Straße ist mittlerweile einer ihrer Hauptanziehungspunkte.

Beide Seiten beharren auf ihrem Standpunkt. Deshalb hat der Bezirk Hamburg-Mitte eine Sondersitzung einberufen. Dort sollte alles zur Sprache kommen und gemeinsam an Lösungen gearbeitet werden. Die Menschen, deren Handeln entscheidend zum Problem beiträgt, sind allerdings nicht dabei.

Nicht zu übersehen: Hier wohnen auch Menschen

Zugegeben: Das Interesse der Partyleute am Viertel ist nachvollziehbar – vor allem nach den vielen Lockdowns und einschränkenden Maßnahmen. St. Pauli ist bekannt für seine langen Nächte. Und wenn die Reeperbahn oder die Große Freiheit nicht cool genug sind, weicht man eben auf die Nebenstraßen aus. Beim Tanzen und Trinken ist das Chaos am nächsten Tag das Letzte, woran man denken möchte.

Es braucht vielleicht eine Menge Reife und ein Maß an eigener Betroffenheit, um zu erkennen, was eigentlich nicht zu übersehen ist: Hier wohnen auch Menschen. Damit es nicht in Vergessenheit gerät, haben die Ein­woh­ne­r*in­nen des Viertels an ihren Fenstern und Balkonen gelbe Zettel mit der Aufschrift „Pauli wohnt!“ angebracht. Denn sie wachen am Montag zu den hässlichen Folgen des schönen Abends auf.

Viele von ihnen leben hier seit Jahren und kennen die Besonderheiten des Viertels. Einige schätzen sogar die Party-Atmosphäre – oder haben zumindest gelernt, sie zu tolerieren. Dass sie sich aber an Glasscherben oder Kotzflecken vor ihren Haustüren stören, kann wohl je­de*r Mie­te­r*in verstehen.

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3 Kommentare

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  • Niemand ist nach St. Pauli gezogen, weil es da so ruhig ist (und wahrscheinlich auch nicht, weil man da günstige Wohnungen bekommt). In Wirklichkeit sind die Leute genau deswegen nach St. Pauli gezogen, weil da so viel los ist. Aber dann werden sie irgendwann älter und alt, der Lärm nervt plötzlich und man möchte den Parkplatz vor der Haustür und keine Außengastronomie. Und dann sollen sich natürlich alle danach richten. Dabei gibt es günstigere ruhigere Wohngebiete und genug junge Leute, die gerne mitten im Geschehen leben würden. Aber schimpfen ist natürlich einfacher als wegziehen, wenn es einem nicht mehr gefällt. Das gleiche gilt für die Schanze und Ottensen.

    • @Ruediger:

      So ein Unsinn!

      St. Pauli nördlich der Simon-von-Utrecht-Straße war ein ruhiges, geradezu dörfliches Wohngebiet und ist es größtenteils noch immer.

      Wer vor 20 Jahren in die Wohlwillstraße oder Paul-Roosen-Straße gezogen ist, konnte wohl kaum absehen, wie es da heute abgeht.

      • @2165:

        Da kann ich nur zustimmen. Wohne mein ganzes Leben auf St. Pauli und in dieser Straße. Bei allen verständlichen Zugeständnissen an Lokalbesitzer wegen Corona wäre es wünschenswert irgendwann auch wieder die Anwohner*innen mit zu berücksichtigen. Das betrifft primär die Nutzfläche "Gehweg", der hier sehr schmal und daher leider nicht zeitgleich von Gastro und Anwohner*innen genutzt werden kann, aber sicher auch die ohnehin spärlichen Parkplatzflächen. Während ich den Luxus genieße, nicht auf ein PKW angewiesen zu sein, sind hier noch immer viele Arbeiter*innen, für die das öffentliche Nahverkehrsnetz nicht ausreichend ausgebaut/vernetzt ist.



        Keiner will die Gäste, Party oder Lokale verdrängen, oder ist sich des Stadtteils nicht bewusst, in dem man lebt. Umgekehrt ist dies nicht (nur) das gentrifizierte Pauli, sondern eben auch ein St.Pauli der Arbeiterklasse. Augenmaß und Ausgewogenheit ist gefragt. Auch von Lokalbesitzer*innen.