Paris' Plan gegen Luftverschmutzung: Kein Diesel = kein Smog
Die Pariser Bürgermeisterin will alle Dieselfahrzeuge aus der Hauptstadt verbannen. Smog ist für mehr als 45.000 vorzeitige Todesfälle jährlich verantwortlich.
Die Bürgermeisterin weiß, dass sie mit ihren Bestrebungen auf hartnäckigen Widerstand stoßen wird. Deshalb hatte sie sich schon vor einer Woche mit KollegInnen anderer Kapitalen der Welt verbündet, die ihre Innenstädte ebenfalls vom Diesel befreien wollen.
Auf dem Höhepunkt des Smogs nun hat Hidalgo im Pariser Rathaus eine Konferenz mit prominenten Pneumologen und Allergologen veranstaltet und dort gemeinsam mit diesen vor den Folgen der Luftverschmutzung gewarnt: Sie sei jedes Jahr für mehr als 45.000 vorzeitige Todesfälle in Frankreich verantwortlich. „Nichts tun wäre eine unterlassene Hilfeleistung für Mitmenschen in Lebensgefahr“, meinte sie.
In einem direkten Clinch steht die Pariser Avantgardistin im Kampf gegen den Diesel aber zunächst mit einer politischen Gegnerin von rechts: Die konservative Vorsitzende der Hauptstadtregion Ile de France, Valéry Pécresse, bremst. Sie hat bereits die derzeit alternierenden Fahrverbote für Pkw mit Verbrennungsmotoren scharf kritisiert – und sich damit das Wohlwollen aller Gegner dieser Maßnahme erworben.
Busse reichen vollkommen
Pécresse sieht in der grünen Verkehrspolitik der Stadt Paris Anlass für politische Polemik. So hat sie kürzlich die Umwandlung der Uferstraße entlang der Seine in eine Promenade als kontraproduktiv verworfen. Wegen der nicht abzustreitenden Konzentration von Feinpartikeln in der Luft möchte Pécresse allenfalls die öffentlichen Busse vom Diesel befreien.
Aber auch Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal hat dem Diesel den Kampf angesagt. Statt des abwechselnden Fahrverbots für Autos mit gerade oder ungerade endenden Autoschildern will sie Autos mit Aufklebern auf der Windschutzscheibe entsprechend ihres Alters und ihrer spezifischen Schadstoffwerte in fünf Kategorien einteilen. Bei Smoggefahr hätten dann zuerst die ältesten Dreckschleudern der Kategorie 4 und 5 Fahrverbot.
Wenn möglich, möchte die sozialistische Parteikollegin Hidalgos aber eher auf positive (finanzielle) Anreize setzen als auf unpopuläre Verbote und Einschränkungen, um umweltfreundlichere Autos auf die Straße zu bekommen. Das Umsteigen auf Elektromobile etwa soll mit bis zu 10.000 Euro subventioniert und damit noch attraktiver als bisher schon gemacht werden. Vor allem sollen solche Anreize jetzt auch für beruflich genutzte Fahrzeuge wie Taxis oder beim Kauf von Elektro-Zweirädern gelten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt