piwik no script img

Papst Franziskus nimmt StellungDas Zölibat bleibt, Amen

Der Vatikan scheut die Lockerung der Ehelosigkeit von Priestern: Die Entscheidung ist ein Rückschlag für die Erneuerung der katholischen Kirche.

Papst Franziskus bewegt sich wenig Foto: reuters

BERLIN taz | Mit Papst Franziskus kam die Hoffnung auf, eine echte Reform in der katholischen Kirche anzustoßen. Doch nach der Veröffentlichung eines Schreibens des Pontifex als Reaktion auf die Bischofssynode zu Amazonien verblasst der Reformschimmer. Im Dokument „Querida Amazonia“ (Geliebtes Amazonien) verschärft Franziskus zwar seine Kritik an der „ökologischen Katastrophe“ im Regenwald und betont die Bedeutung des Priestertums in entlegenen Gebieten.

Aber bei den umstrittenen Themen Zölibat und Frauenordination bleibt seine Haltung unverändert: Verheiratete Männer in der römisch-katholischen Kirche des westlichen Ritus werden weiterhin nicht als Priester zugelassen. Gegen den Priestermangel empfiehlt er andere Maßnahmen. Frauen dürfen ihren „Beitrag zur Kirche auf ihre eigene Weise“ leisten, heißt es, auch in Führungspositionen, aber nicht als Priesterin.

Rund 280 Bischöfe, Sondergesandte und Experten nahmen im Oktober an der Amazonassynode im Vatikan teil. Zentrales Thema war der Schutz der bedrohten Regenwald-Region und der indigenen Bevölkerung nach der von Papst Franziskus verfassten Enzyklika „Laudato sí“. Die Entsandten thematisierten zudem den Priestermangel und damit die Arbeit der katholischen Kirche.

In ihrem Abschlussdokument zur Synode sprechen sich zwei Drittel der Synodalen für Ausnahmen vom verpflichtenden Pflichtzölibat aus und regen die Zulassung von Frauen zum Diakonat an. Zu den deutschen Teilnehmern zählte Kardinal Reinhard Marx. Er gilt als Befürworter eines Reformkurses in der katholischen Kirche. Am Dienstag hatte Marx jedoch erklärt, sich nicht mehr um den Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz zu bewerben. Experten werten diese Entscheidung auch als Reaktion auf den Vatikan, der sich vor Reformen scheut.

Traditionalisten sind zufrieden

Die Position des Papstes lässt Traditionalisten natürlich aufatmen. Befürworter der Frauenordination und Anhängerinnen der Bewegung „Maria 2.0“ üben dagegen scharfe Kritik. Der Katholische Deutsche Frauenbund Berlin twitterte: „Das päpstliche Schreiben #Querida­Amazonia befremdet auf ganzer Linie.

Für die Women’s Ordination Conference aus den USA verrät Franziskus mit dem Schreiben die Frauen im Amazonas und anderswo. Sie würden dort einen erheblichen Teil der Arbeit leisten, hätten aber keine Entscheidungsgewalt. Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, zeigte sich enttäuscht über Papst Franziskus. „Leider findet er nicht den Mut dazu, in den seit 50 Jahren diskutierten Fragen der Weihe verheirateter Männer und der liturgischen Kompetenzen von Frauen, echte Reformen umzusetzen“, heißt es in einer Mitteilung Sternbergs.

Papst Franziskus hat den Forderungen der Konservativen erst mal nachgegeben. Die Anhänger eines Reformkurses werden dennoch nicht verstummen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Wenn der sogenannte Gott von Anbeginn der Zeiten die Verantwortung trug und alles in seinem Sinne geschah, dann so auch die Verwaltung der griechischen und römischen Tempel, also vorchristlicher Gotteshäuser, durch Priesterinnen. Brachte zwar genau so wenig wie die Tätigkeit der ausschließlich männlichen Priester heutzutage, aber ging doch ;-)

  • Sollte es nicht "der Zölibat" sein?

  • Wenigstens noch jemand, auf den man sich verlassen kann - in einer immer verrückter werdenden Welt ;-)

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    .."Vale

    Ich bin der Mönch Waltramus,



    Dem seliges Leid geschah,



    Ich läute die Abendglocken;



    Vale carissima!

    Es steht eine Burg am Berge,



    Wo ich die Traute sah.



    Mein Herz klingt in die Glocken:



    Vale carissima!

    Fern soll mir stehen Minne,



    Und stand mir doch so nah,



    Es steht ein Kloster im Thale



    Vale carissima!

    Karl Stieler (1842 - 1885), deutscher Jurist

    Gerne auch etwas aktueller.

    ..."Den zölibatären Priestern, denen ich vielfach meine Achtung nicht versage, wurden die Hoden belassen, aber ihre Gene gleichwohl enteignet. Kann man einen Menschen gründlicher abwerten, als wenn man ihm untersagt, sich fortzupflanzen? Kann dies hinterlistiger begründet werden als mit der Behauptung, dadurch würde er sich selbst in höchstem Maße aufwerten?..."

    © Gregor Brand (*1957)

  • Ich frage mich bei der katholischen Kirche in Deutschland ja, gehen denen zuerst die Priester oder die Gläubigen auf dem Weg Richtung irrelevanter Sekte aus...

    • @Sven Günther:

      Anrufbeantworter taz:

      Philipp Gessler. Wenn er sich von - “nun laß alle Hoffnung fahren“ - erholt hat.



      Normal.

      unterm—— Gellewelle - 👺 -



      “Noch einer weniger“



      taz.de/Katholische...s=Philipp+gessler/